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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken
Autoren: Else Ury
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Sache schon schwieriger. Vronli mußte die Johannisbeeren am Strauch zählen, ob schon wieder neue rot geworden waren. Hansi wollte es nicht glauben, daß die »niedlichen drünen Äppelßen«, die der Wind unreif vom Baume warf, die Giftäpfel aus Schneewittchen seien. Ursel belustigte sich damit, zu »ßeeballn«. Bis ein besonders energisch geschleudertes Geschoß Hansi an die Nase ging und ein Zetermordiogeschrei zur Folge hatte.
    »Nu is die Naje taputt detommen ... danz butig ... hu-u-uh ...« Es war ohrenzerreißend. Ilse feuchtete ihr Taschentuch an und machte einen Nasenverband. Hansi schrie weiter und Vronli weinte aus Teilnahme mit. Aber Klaus, sonst der beste Onkel der Welt, hatte heute wenig Verständnis dafür. Das Wort, das Ilse vorhin von Grotgenheide gesagt, ging ihm im Kopf herum und gab ihm zu denken. Er mußte wissen, woran er war. So oder so. Wie die Katze um den heißen Brei herumzugehen, das war nicht seine Sache.
    »Laß doch die Gören, Ilse, sie werden sich schon beruhigen. Komm, wir gehen inzwischen voraus«, versuchte er sie von ihrem Gefolge zu trennen.
    »Rabenonkel«, schalt Ilse lachend. »Morgen sind sie alle drei an Darmkolik erkrankt, wenn wir sie hier im Obstgarten unbeaufsichtigt lassen. Sie werden doch sicher ausprobieren wollen, welche Äpfel giftig sind und welche nicht.« Also wieder nichts. Erst draußen auf den Wiesen ließen die Kinder Ilses Arm los, um Blümchen zu einem Kranz zu pflücken.
    Klaus stürzte sich sogleich kopfüber in die Meeresbrandung, wie er das immer zu machen pflegte.
    »Ilse ... war das vorhin dein Ernst mit Grotgenheide?«
    »Mit Grotgenheide?« Ilse war so raffiniert, sich absolut nicht mehr besinnen zu können. »Na ja ... daß es dir in Grotgenheide besser gefällt als in Lüttgenheide ...« So, nun mußte sie Farbe bekennen, sich für ihn oder für Peter erklären. »Ach so!« Ilse lachte harmlos. »Ja, das kann schon sein.«
    »Aus welchem Grunde, Ilse?« Potztausend, die frische Stimme von Klaus klang ja ganz heiser. Machte das die Erregung? Sie bückte sich, um Himmelsschlüsselchen zu pflücken und gleichzeitig das unbequeme Erröten zu verbergen. »In Grotgenheide, da ärgert mich keiner ...«
    »Auf Lüttgenheide auch nicht, Ilse.« Innig griff er nach der Hand mit den Himmelsschlüsselchen. »Da hat man dich nur lieb ...« »Pieb ... Onte Laus Tatte Ise pieb«, echote es hinter den beiden.
    Aber Klaus ließ sich dadurch nicht mehr stören. »Ilse, ich weiß es ja, daß du mir gut bist ...«
    »Dut ... Tatte Ise dut ... so atig!« Wieder das süße Stimmchen dazwischen.
    Wo war all die fröhliche Überlegenheit Ilses hin? Sie neigte sich zu Klein-Ursel herab
    und verbarg das glühende Gesicht in den blonden Löckchen.
    »Ilse, ich warte auf deine Antwort. Sag mir ein liebes Wort«, bat Klaus. Er wollte sie umarmen. Da fühlte er sich energisch an seinem gelben Leinenjackett zurückgezogen. »Ontel Tlaus ... Ontel Tlaus ... du mußt dleich mal tommen, danz snell mußt du tommen ...« rief Hansi ganz aufgeregt.
    »Zum Kuckuck noch eins ... wo brennt' denn?« Nirgends konnte es so brennen wie bei ihm.
    »Zum Duttut is sreckliß undezogen«, belehrte ihn sein kleiner Neffe. »Aber nu tomm dleich mit, danz snell.«
    »Ja, Hansi, was gibt's denn bloß?« So ungeduldig war Onkel Klaus noch nie gewesen. »Die niediche deine Meckmeckziede huft dir. Hör boß mal, wie se weint, tomm danz snell, Ontel Tlaus.«
    »Zum Teufel mit der Meckmeckziege! Ilse, deine Antwort ...« Er wandte sich zu ihr zurück.
    Ja, wo war die Ilse? Auf und davon war sie. Sie hatte die Gelegenheit benutzt, um ihm zu entwischen. Drüben auf der Bleichwiese stand sie bereits und ließ den Wasserstrahl über die blütenweiße Wäsche brausen.
    »Ilse, so entkommst du mir nicht.« Da war Klaus auch schon neben ihr. »Jetzt will ich meine Antwort haben ...«
    »Da hast du sie!« Ein kalter Wasserstrahl ergoß sich über Klaus.
    Der prustete und wischte mit seinem Taschentuch. Ilse lachte wie ein Kobold; die Kinder jubelten und holten ebenfalls ihre kleinen Gießkannen herbei. »Ontel Tlaus bedießen ... bleib mal defällist s-tehn und laß dir ßön bedießen.« Aber Onkel Klaus blieb nicht gefälligst stehen.
    »Die Antwort war deutlich genug ... eine kältere Dusche war nicht gut möglich.« Ohne Ilse noch einen Blick zu schenken, ging er querfeldein. Sollte sie hinterdrein? Reue packte Ilse wegen ihrer übermütigen Tat. Pah - Klaus mußte doch solch einen Scherz richtig zu
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