Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr
Autoren: Else Ury
Vom Netzwerk:
stören.
    Fräulein Hering hielt sich die Ohren zu.
    »Ruhe!« rief sie dann und klatschte in die Hände.
    »Aber Kinder, schämt ihr euch denn gar nicht, solchen Lärm zu machen!« rief Fräulein Hering mißbilligend und hielt die an ihr vorüberrasende Hilde am Zöpfchen fest.
    Etwas leiser war es jetzt geworden, die Lehrerin konnte sich wenigstens verständlich machen.
    »So, nun hängt mal erst eure Hütchen und Mäntel draußen an die Kleiderhaken, Kinder«, sagte das Fräulein jetzt wieder freundlich.
    Artig wurden ihre Worte befolgt.
    Da entdeckte sie, daß ihr Platz auf dem Pult bereits besetzt war.
    »Nanu, Annemie«, verwunderte sie sich, der Name war ihr noch in Erinnerung geblieben, »was hast du denn da oben zu suchen, willst du etwa statt meiner Unterricht geben? Setz dich auf deinen Platz; du wolltest doch auch so gern neben deiner kleinen Freundin sitzen.«
    Richtig - sie mußte ja neben Margot sitzen, sonst heulte die am Ende wieder. Ohne Widerrede räumte jetzt Klein-Annemarie der Lehrerin das Pult.
    Nun sollte endlich der Schulunterricht beginnen. Aber ehe Fräulein noch »Lesefibeln herausnehmen« kommandieren konnte, kommandierte die Schulglocke »klinglinglinglingling« - und die erste Stunde war vorüber.
    »Nehmt euer Frühstück und geht zu Zweien auf den Hof hinunter, jetzt ist Pause«, gebot Fräulein Hering und ließ die Kinder paarweise antreten.
    Da stand Hilde Rabe, die kecke, kleine Hilde, neben Annemarie und legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Komm, ich geh mit dir«, sagte sie und wollte sie mit fortziehen.
    »Nee, das geht nicht«, meinte Klein-Annemarie unschlüssig, »ich muß mit Margot gehen. Fräulein hat auch eben gesagt, Margot sei meine kleine Freundin, und die muß doch das wissen.«
    »Wir können ja alle drei zusammen spielen«, fiel Margot bescheiden ein, der es leid tat, daß Hilde abgewiesen wurde.
    Da hakte Hilde Annemarie links unter, und diese schlang ihren rechten Arm um die kleine Nachbarin. So zogen sie höchst vergnügt an Fräulein Hering vorüber. Die hob den Zeigefinger: »Ei, da können welche noch nicht bis zwei zählen«, aber sie ließ die drei Kleinen durchschlüpfen.
    Unten im Hof war's wundervoll. Soviel Kinder -Kinder, wohin man auch blickte. Da merkte man gar nicht, daß die Bäume noch kahl waren, daß die Büsche kaum ihre Knospenaugen aufgeschlagen hatten, daß die Vöglein noch keine Lieder sangen. Das knospte und blühte ja von vielen hundert kleinen Mädchenblümchen, das zwitscherte und jubilierte aus kirschroten Schnäbelchen noch viel lustiger als die Vögel im Frühling. Die Großen spazierten kichernd und schwatzend auf dem Hofe herum.
    Die Kleinen trollten und spielten Kreisspiele. Auch die ganz Kleinen, die eben erst eingeschult waren, schienen hier nicht schüchtern. Die meisten beteiligten sich am Spiel, das eine Lehrerin leitete. Marlenchen war nicht vom Brunnen fortzubekommen. Der quietschte so herrlich, wenn man ihn in Bewegung setzte, und bespritzte einen noch überdies von oben bis unten.
    Annemarie war selig unter den vielen fröhlichen Kindern; vor lauter Freude vergaß sie es, ihr Frühstück zu verzehren.
    Mitten in das schöne Spiel »Faules Ei« klang unerbittlich die Schulglocke »klinglinglinglingling«, die wieder zur Pflicht und Arbeit rief. Der Hof leerte sich, auch die Kleinsten tappelten die Treppe hinauf.
    Annemarie fand es im Hof bei weitem hübscher als oben in der Klasse.
    »Du, Margot, wir bleiben lieber unten«, sagte sie zu ihrer neuen Freundin, »wir können ja allein auch ganz schön spielen.«
    »Aber wenn Fräulein Hering böse ist?« gab die verständige Margot zu bedenken.
    »Wenn wir hier artig spielen und keinen Radau machen, ist sie ganz sicher nicht böse«, entgegnete Nesthäkchen mit Überzeugung.
    Margot zögerte noch, aber als Annemarie jetzt ihre Ärmchen um sie schlang und bat: »Bitte, bitte, spiel doch mit mir, du sollst doch meine beste Freundin sein!« waren ihre Bedenken besiegt. Sie war ja so glücklich, eine kleine Freundin zu haben.
    Fräulein Hering sah natürlich sogleich, daß noch zwei Plätze leer waren.
    Sie trat zum Fenster und schaute in den Hof hinab. Da erblickte sie die zwei Kleinen, die ganz gemütlich die Schulstunde schwänzten.
    Sie öffnete das Fenster.
    »Kinder«, rief sie hinunter, »kommt herauf, jetzt ist Stunde!«
    Margot ließ ihre Freundin im Stich und lief, was sie nur konnte. Nur Annemarie hopste weiter auf einem Bein.
    »Ach, Tante Fräulein Hering, ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher