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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr
Autoren: Else Ury
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spiele gerade so schön, Himmelhops«, klang es fröhlich zurück.
    »Jetzt ist aber Schulstunde, nachher in der Pause kannst du weiterspielen«, rief Fräulein Hering wieder.
    »Och, das dauert mir zu lange.« Klein-Annemarie hopste unbekümmert weiter auf einem Bein.
    »Komm jetzt herauf, Annemie«, ertönte es vom Fenster noch einmal ernster hinab. Endlich nahm die Kleine auch noch das andere Bein zu Hilft und hopste die Treppen hinauf, in die Schulstube zurück; denn Annemarie hatte ja Fräulein Hering lieb und wollte sie nicht betrüben.
    »So ist's recht, Annemie«, lobte die Lehrerin, »nun nimm deine Fibel heraus wie die anderen Kinder.«
    Die Fibel war fast ebenso schön wie »Himmelhops«, denn sie hatte herrliche, bunte Bilder.
    »Seht ihr, auf dem ersten Bild hängt die kleine Ida ihre Puppenwäsche zum Trocknen auf«, erklärte Fräulein den Kleinen. »Und nun wollen wir den Buchstaben i lernen. Also paßt mal auf, ich schreibe ihn an die Tafel. Fein herauf, stark herunter -«
    »Das ist ja eine Eins«, jubelte Annemarie, die bereits bei Bruder Hans es bis zu dieser Wissenschaft gebracht hatte.
    »Nein, das wird ein i«, lächelte die Lehrerin, »also noch einmal, fein herauf, stark herunter - «
    »Tante Fräulein Hering, das ist aber bestimmt eine Eins; mein Bruder Hänschen hat es mir gesagt, und der muß das wissen, denn der ist schon in der Untertertia und kann auch schon Latein«, rief Annemarie wieder dazwischen.
    »Es kommt ja noch ein Aufstrich und ein Pünktchen dazu; siehst du, nun ist es doch keine Eins mehr, Annemie.« Fräulein Hering blieb immer gleich freundlich und geduldig.
    Jetzt hatte auch Klein-Annemarie nichts mehr gegen das i einzuwenden.
    »Nun tritt mal vor, Annemie, da du ja so schön Bescheid zu wissen scheinst, und male das i nach an die Tafel«, winkte die Lehrerin.
    »Einen Augenblick, Tante Fräulein Hering, jetzt kann ich nicht!« Eifrig kramte das kleine Mädchen in ihren Sachen.
    »Jetzt muß ich erst mal meine Stulle essen.« Damit bissen Annemaries kleine, weiße Mausezähnchen unternehmungslustig in das Frühstücksbrot.
    »Aber Annemarie, zum Frühstücken ist doch die Pause gewesen; warum hast du denn da nicht gegessen?« fragte die Lehrerin vorwurfsvoll.
    »Na, da hatte ich doch keine Zeit.« Annemaries rundes Gesichtchen sah genauso vorwurfsvoll drein wie das von Fräulein Hering.
    »Ja, was hattest du denn da in aller Welt zu tun?« Fräulein Hering schüttelte den Kopf.
    »Da mußte ich doch spielen.« Jetzt schüttelte Klein-Annemarie das Köpfchen über ihre Lehrerin, die das doch eigentlich wissen mußte.
    »Siehst du, Annemie, die anderen Kinder haben alle in der Pause ihr Frühstück verzehrt und dann erst gespielt. Morgen wirst du daran denken, nicht wahr?«
    »Ach, es schmeckt mir jetzt auch ganz gut«, beruhigte die Kleine Fräulein Hering. Diese mußte wieder lächeln.
    »Aber es ist nicht erlaubt, Annemie, während der Stunde zu essen; tu dein Brot jetzt fort.« Sie trat zu der kleinen Hungrigen, half ihr das Brot wieder in das Papier packen und sagte: »Wenn du mich liebhast, Annemie, dann ißt du nie wieder in der Stunde, wirst du dir das merken?«
    »Ja, natürlich«, Annemarie nickte einverstanden, »bloß wenn ich mal ganz schrecklich großen Hunger habe!« Dann sprang sie endlich zur Wandtafel und malte dort ein i nach, das sah aus wie der Siebenmeilenstiefel des Menschenfressers, und das Pünktchen sprang, statt darüber, irgendwo daneben als kleiner Däumling. Dazu gab sie sich bei Fräuleins Kommando »stark herunter« so große Mühe, daß die Kreide von der Anstrengung mittendurch brach.
    Nachdem noch einige andere Kinder die Tafel mit fürchterlichen Schlangenlinien, niedlichen spitzen Zuckerhütchen und hohen Bergen, die sämtlich ein i vorstellen sollten, beschmiert hatten, gebot Fräulein: »Schreibhefte und Federhalter herausnehmen!«
    Wie strahlten da die blauen, grauen und braunen Kinderaugen, als der schöne, neue Federhalter mit der blanken Stahlfeder, der zu Haus immer nur von weitem bewundert worden war, zum ersten Mal von den kleinen Händchen selbst geführt werden durfte. Die niedlichen Tintenwischer marschierten alle neben den Tintenfässern auf, und die bunten Löschblätter im Schreibheft leuchteten so lustig.
    »Vorsichtig, nur ein ganz klein wenig die Feder in die Tinte tauchen«, mahnte die Lehrerin, »und dann schreibt ihr zwischen den ersten beiden Linien ein schönes i.«
    Hei - badeten da die Federn in dem schwarzen
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