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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen
Autoren: Else Ury
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nach ihrer kleinen Mama hatte«, sagte das eine Engelchen eifrig.
    Klinglingling - sauste Knecht Ruprechts Schlitten davon.
    Klinglingling - da sprangen droben bei Doktors die Türen, die den ganzen Tag verschlossen gewesen, auf - klinglingling - da sprangen Hans, Klaus und Nesthäkchen ins Weihnachtszimmer.
    Der große Tannenbaum flammte, blitzte und glitzerte mit vielen, vielen Lichtern. Klein-Annemarie war so geblendet und benommen, daß sie vorläufig überhaupt noch nichts unterscheiden konnte.
    Als aber Klaus, der seit kurzem Klavierstunde hatte, sich ans Klavier setzte und Hans zur Geige griff, als die beiden Jungen nun als Weihnachtsüberraschung »Stille Nacht, heilige Nacht« zu spielen begannen, da sang auch Annemarie hell mit den andern mit. Dabei betrachtete Annemarie die kleine Krippe, die unter dem Weihnachtsbaum stand. Es war dieselbe vom Vorjahr; sie kannte sie noch gut. Das Jesuskind in der Krippe hätte sie am liebsten an ihr Herz gedrückt.
    Plötzlich jedoch stockte sie - durch die Zweige des Weihnachtsbaumes winkte ein Puppenarm - ein bekanntes Gesichtchen lugte schelmisch herüber - »Gerda, mein süßes Gerdachen!« Mitten in das Weihnachtslied hinein jubelte sie, und jetzt war kein Halten mehr.
    Das Puppenmütterchen preßte das so lang entbehrte Kind ans Herz und bedeckte sein Gesichtchen mit heißen Küssen, während das Weihnachtslied zu Ende ging.
    »Bist du denn wieder da, mein Kleines, wo hast du denn bloß so lange gesteckt, hast du dich denn gar nicht nach Mütterchen gebangt?« flüsterte Nesthäkchen.
    Puppe Gerda machte ein geheimnisvolles Gesicht. Wo sie so lange gewesen war, ei, das erzählte sie ihrer kleinen Mama erst abends im Traum.
    »Stille Nacht, heilige Nacht« war verklungen, und Fräulein Lena stieß Annemarie an, ihr Gedicht, das sie im Kindergarten für die Eltern gelernt, nun herzusagen.
    Aber Nesthäkchen hatte ihr Weihnachtsgedicht und alles um sich herum vergessen. Gerda war wieder da - weiter wußte sie nichts.
    »Na, Lotte, gefallt dir dein Kind denn jetzt? Hast du auch schon gesehen, daß ihr deine Rattenschwänzchen an den Kopf gewachsen sind?« fragte Mutti lächelnd über das Wiedersehensglück der beiden.
    Nein, das hatte Annemarie noch nicht bemerkt. Richtig - Gerda war kein Kahlkopf mehr, zwei stattliche Blondzöpfchen hingen ihr den Rücken entlang, dieselben, die sich ihre kleine Mama für sie abgeschnitten hatte.
    So war das Opfer doch nicht umsonst gewesen! Und ein neues Kleid aus rosa Batist trug sie, dazu eine grüne Sportjacke und Mütze- »Ach, die hat mir sicherlich Großmuttchen gestrickt!« Voll ungestümer Dankbarkeit hingen sich Annemarie und Gerda an Großmamas Hals, daß der alten Dame fast die Luft ausging.
    »Ich habe aber noch etwas, was mir Knecht Ruprecht für dich gegeben hat, Herzchen«, sagte Großmama, als sie wieder zu Atem gekommen war, und wies auf Nesthäkchens Geschenktisch. Da stand er - der Matrose, ein großer Puppenmatrose im blauen Samtanzug.
    »Ei, fein - da hat Knecht Ruprecht doch gedacht, daß ich jetzt ein Junge bin, weil ich keine Zöpfe mehr habe«, jauchzte die Kleine, nahm den Matrosen auf den linken Arm, da auf dem rechten bereits Gerda Platz genommen hatte, und gab ihm einen zärtlichen Kuß.
    »Na, ein halber Junge bist du auch, Lotte«, neckte Vater.
    Nun endlich fand Annemarie Zeit, auch ihre andern Geschenke zu bewundern und sich von Herzen zu bedanken. Wenn auch keine kleine Sprechstunde und kein kleines Warenhaus dabei waren, sie konnte mit den wunderschönen Geschenken zufrieden sein. Sogar eine neue Ausstattung von kurzen Kleidern für Babychen hatte Fräulein ihr geschneidert. Und jetzt brachte Hanne eine niedliche, blaue Küchenschürze herbei, die sie selbst genäht hatte.
    »Ach, ich danke dir, liebe Hanne«, Annemarie fiel ihr stürmisch um den Hals, »sie paßt so gut zu meinen Holzpantinen.«
    Aber das Schönste blieben Gerda und der Matrose.
    »Der soll meine Puppen verteidigen, wenn Klaus mal wieder Krieg gegen sie führt«, sagte Annemarie eifrig.
    Puppe Gerda nickte erfreut, nun hatte sie doch einen Ritter, der sie gegen ihren Feind Klaus beschützte.
    Auch Tante Albertinchen holte jetzt aus ihrem großen Perlbeutel ein Geschenk für Annemarie heraus. Es war ein weißes Garnknäuel mit kleinen Stricknadeln.
    »Soll das vielleicht für Großmama sein?« fragte Nesthäkchen; denn Großmama war die einzige, die Annemarie bisher mit einem Strickstrumpf gesehen hatte. Am Ende hatte sich Tante
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