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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen
Autoren: Else Ury
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»Brrr«.
    »So, das war die Abschiedsvorstellung.« Vater blieb schweratmend stehen und ließ die kleine Reiterin absteigen. »Von heute ab ist es aus mit dem Vergnügen!«
    »Aber meine Gerda kannst du doch noch reiten lassen, die ist doch in der Schule nicht angenommen worden«, bat die Kleine. Das versprach Vater denn auch.
    »Mutti, wer wird denn die Krümelchen vom Kaffeetisch abfegen und sie für die Vögelchen aufs Blumenbrett streuen, wenn ich nun jeden Tag in die Schule muß?« erkundigte sich Annemarie, stolz mit ihrer Schulmappe auf und ab marschierend.
    »Ja, du wirst mir sehr fehlen, meine Lotte.« Mutti zog Annemaries Blondkopf zu sich heran, ganz dicht, damit Nesthäkchen nicht sehen sollte, wie schwer es Mutti wurde, ihr Kleinstes nun auch in die Schule zu geben.
    Aber das jagte schon zur Küche hinaus.
    »Frieda - Hanne - habt ihr schon meine neue Schulmappe gesehen?«
    »I der Tausend«, machte Hanne und vergaß vor lauter Bewunderung den Mund wieder zuzumachen. »Da muß ich wohl die Brezel auf deiner Geburtstagstorte heute noch mal so groß backen wie sonst, was, Annemarie?«
    »Ja, Schulmädchen haben doppelten Hunger«, stimmte die Kleine ernsthaft zu.
    »Aber Annemarie, du kannst doch gar nicht in die Schule gehen«, neckte Frieda, »wer soll mir denn morgens beim Aufräumen helfen? Die Teppichmaschine läuft überhaupt nicht ohne dich.«
    »Und zum Einholen brauche ich dich auch«, fiel Hanne ein.
    »Wenn du nicht mehr mitkommst, wem sollte der Kaufmann dann wohl den Bonbon schenken?«
    Ganz betroffen stand Klein-Annemarie da. Ja, wirklich, sie konnte nicht in die Schule gehen, sie hatte zu Hause zuviel zu tun, sie wurde zu notwendig gebraucht.
    Und als sie nun in ihre Kinderstube trat und die Puppen alle dasaßen, mit Blumensträußchen in den Händen, die Fräulein für sie besorgt hatte, um ihrer kleinen Mama zu gratulieren, da fühlte Nesthäkchen noch viel mehr, wie unentbehrlich sie war. Was sollte denn bloß aus ihren Kindern werden, wenn sie in die Schule ging?
    »Es ist ja schade um die schöne, neue Schulmappe«, sagte sie nach reiflicher Überlegung, »aber ich kann dem Herrn Direktor nicht den Gefallen tun und morgen zur Schule kommen. Mutti, Hanne und Frieda brauchen mich zu nötig, und meine Kinderchen wären ja dann ganz verlassen. Puck und du, Fräulein, ihr beide wißt auch sicher nicht, was ihr ohne mich anfangen sollt.«
    »Na, für deine Kinderchen könnte ich ja sorgen, Annemarie, da habe ich gleich was zu tun«, lachte Fräulein Lena. »Und Mutti, Hanne und Frieda müssen eben sehen, daß sie ohne dich fertig werden. Jeder Mensch muß in die Schule gehen und was lernen, sonst bleibt er dumm, und alle Leute lachen ihn aus.«
    Nein - ausgelacht wollte Nesthäkchen nicht werden!
    »Ja, dann hilft es nichts, mein Gerdachen, ich muß nun morgen in die Schule«, seufzte sie, ihren Liebling auf den Arm nehmend.
    Mit unverhohlener Bewunderung schaute Puppe Gerda auf die neue Schulmappe, und auch die anderen Puppen staunten ihre kleine Mama als Schulmädel an.
    »Was wirst du denn nun ohne mich anfangen, Gerdachen?« flüsterte Annemarie weiter der Puppe ins Ohr.
    Die machte ein trauriges Gesicht.
    »Du könntest ja vielleicht mit Hanne einholen gehen und statt meiner den Bonbon vom Kaufmann kriegen«, überlegte Nesthäkchen weiter.
    Puppe Gerdas Gesicht heiterte sich auf.
    »Oder aber du gehst allein zu Tante Martha in den Kindergarten, die war doch immer nett zu dir, und ich habe ihr auch versprochen, sie oft zu besuchen«, überlegte die Kleine weiter.
    Da fiel ihr Blick auf den Matrosen mit dem stattlichen Schnurrbart, der zu den beiden herüberblickte.
    »Halt - ich hab's, du machst noch heute mit dem Matrosen Hochzeit, Gerda, dein Bräutigam ist er ja schon lange. Dann hast du einen Mann und bist nicht mehr allein, wenn ich in die Schule muß!« rief Nesthäkchen plötzlich erfreut.
    Gerda lachte über das ganze Gesicht. Einen schöneren Mann konnte sie sich nicht wünschen. Aber auch der Matrose strahlte und stand noch strammer da als sonst, denn Gerda war ein allerliebstes Puppenmädchen.
    Irenchen aber blickte neidisch auf die beiden, sie hätte auch zu gern den schmucken Matrosen zum Mann gehabt.
    »Ja, Irenchen, du sollst auch Hochzeit machen, weil du doch meine Älteste bist«, sagte da die vorsorgliche kleine Puppenmutter, der Irenchens weinerliche Miene nicht entging. »Einen Matrosen habe ich ja nicht mehr für dich, bloß meinen Kurt, aber dann hast du doch
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