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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen
Autoren: Else Ury
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wenigstens auch einen Mann, wenn er auch kaputtige Beine hat.« Irenchen nickte getröstet, weil sie sah, daß Mariannchen jetzt auf ihren Kurt neidisch war. Aber für Mariannchen konnte Nesthäkchen beim besten Willen keinen Mann mehr beschaffen. Höchstens Puck kam noch in Frage, aber den wollte Mariannchen nicht, weil er solch Krakeeler war und immer blaffte und seiner Frau auch sicherlich die besten Happen fortschnappen würde.
    So wurde am Nachmittag, als die Geburtstagsschokolade mit Schlagsahne getrunken war, in Nesthäkchens Kinderstube Puppenhochzeit gefeiert.
    Die beiden Bräute bekamen ihre weißen Kleider an, Gerda das mit der rosa Schärpe und Irenchen das mit der blauen. Als Schleppe aber steckte Annemarie jeder ein Taschentuch an das Kleid; denn eine Braut muß eine Schleppe haben. Von Mutter hatte sich Nesthäkchen einen alten, weißen Schleier erbettelt, der wurde getreulich zwischen Gerda und Irenchen als Brautschleier geteilt. Frieda hatte ihr zwei kleine Kränzchen geflochten, und da gerade keine Myrte da war, hatte sie grüne Petersilie dazu genommen. Aber es sah ebenso schön aus. Auch der Matrose und Kurt trugen ein Petersiliensträußchen in ihrem Knopfloch. Kurt sah zwar für einen Bräutigam etwas zerfetzt aus, aber dafür hatte ihm Annemarie einen tadellosen Helm aus Zeitungspapier gemacht, da der Matrose doch auch eine Mütze trug.
    Nun fuhr die Brautkutsche vor. Das war der weiße Puppenwagen, vor dem Annemarie das Schaukelpferd von Klaus gespannt hatte. Feierlich ging es so zur Kirche. Auf dem Vordersitz saß der Matrose mit seiner Gerda, auf dem Rücksitz das zweite Brautpaar, Irenchen und Kurt. Letzterer sah recht betrübt drein, es schien ihm schwer zu werden, sein lustiges Leben aufzugeben und ein gesetzter Ehemann zu werden.
    Mariannchen und Lolo trugen den Bräuten die Schleppe, und Baby streute Blumen. Nesthäkchen aber hielt die Traurede.
    »Wollt ihr euch alle vier heiraten?« fragte sie die Brautpaare. Und da keiner von ihnen »Nein« sagte, fuhr sie fort: »Na, denn man los!« Drauf zog sie ihnen Gardinenringe als Eheringe über die Hände, und damit war die Trauung zu Ende.
    Und dann war die Hochzeit aus, und das jetzt siebenjährige Nesthäkchen lag, müde von dem schönen Tage, im Bettchen.
    »Morgen geht's in die Schule!« dachte sie und »Ach, wie freue ich mich, daß ich meine Kinder so gut versorgt habe!« Dann schlief Nesthäkchen. Aber im Traum hörte Klein-Annemarie ganz deutlich, wie der Leierkasten plötzlich von selbst zu dudeln anfing. Und jetzt - nanu, was war denn das?
    Der Matrose legte die Hand an die Mütze und salutierte vor seiner Frau Gerda, und dann hüpften sie beide zusammen im Galopp davon. Auch Kurt machte vor Irenchen einen Diener und begann sich mit ihr zu drehen, er tanzte trotz seiner abgeschlagenen Beine mit ihr Walzer. Und nun erwachten auch die anderen Puppen und nahmen am Hochzeitstanz teil.
    Mariannchen und die schwarze Lolo, sogar Baby, alle hopsten sie durch die Kinderstube.
    Und mit einem Mal wurde auch Nesthäkchens neue Schulmappe, die schon zu morgen bereitlag, und die den ganzen Tag über ein so ernstes Gesicht gemacht hatte, von der allgemeinen Lustigkeit angesteckt.
    Sie sprang vom Tisch herunter, mitten unter die tanzenden Puppen - ganz deutlich sah die Kleine es im Traum -, sie begann sich zu drehen, sie tänzelte, und schließlich hopste sie am höchsten von allen, daß auch der Federkasten hin und her sprang, ja selbst die neue Federbüchse tanzte mit dem kleinen, schwarzen Tintenwischkater.
    So drehte sich die ganze übermütige Gesellschaft im Mondenschein, während Klein-Annemarie ihrem ersten Schultage entgegenschlummerte.
    Ja, noch schläft unser Nesthäkchen, und wenn es aufwacht, dann hat es nicht mehr viel Zeit für die Puppen, dann ist es ein kleines Schulmädel geworden. Doch davon erzählte ich euch erst im nächsten Band.
     
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