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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen
Autoren: Else Ury
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Albertinchen geirrt und ihr aus Versehen das für Großmama bestimmte Geschenk gegeben, weil sie doch schon so alt war. Aber Tante Albertinchen schüttelte den Kopf.
    »Nein, mein Kind, das ist für dich. Ein Wunderknäuel ist es, an dem sollst du stricken lernen. Ist das Knäuel abgestrickt, kommt zur Belohnung etwas ganz Wunderschönes zum Vorschein«, erzählte Tante.
    »Ei, da will ich gleich morgen damit anfangen, ich stricke dir ein Paar schöne Strümpfe, Tante Albertinchen«, versprach Annemarie.
    »Warte nur, bis du in die Schule kommst, da lernst du stricken, Annemariechen«, meinte Fräulein Lena. »Oder Nesthäkchen lernt es bei der Großmama, was, Herzchen?« fiel diese ein.
    »Ich kann es ja auch im Kindergarten lernen, Tante Martha hat mir doch auch das Flechten beigebracht- ach, meine Bescherung!« Wie ein Wirbelwind war die Kleine zur Tür hinaus.
    Sie hatte ja ganz ihre Kinder vergessen. Die armen Puppen warteten, daß Knecht Ruprecht endlich kommen sollte.
    Fräulein zündete die Wachskerzen auf dem kleinen Weihnachtsbaum an, und das Puppenmütterchen klingelte so laut, daß Irenchen vor Schreck auf den Rücken fiel. Dann holte sie all ihre Kinder herein, und auch die Großen kamen mit zur Puppenbescherung.
    Nein, war das eine Freude! Kurt schmiß sofort seinen silbernen Papierpantoffel in die Luft, daß er nicht wiederzufinden war; Irenchen bewunderte ihren Teppich so begeistert, daß sie ganz rote Backen davon bekam.
    Mariannchen riß plötzlich ihre so lang verklebten Augen wieder auf, denn sie wollte doch wenigstens sehen, was Annemarie für sie gearbeitet hatte.
    Babychen probierte die neue Korallenkette gleich um, und Gerda schmiegte sich voll Dankbarkeit an ihr fleißiges Mütterchen. Nur Lolo blickte neidisch auf Gerda, weil die eine goldene Kette bekommen hatte.
    Die Weihnachtslichter brannten herunter, sie wurden kleiner und kleiner, und Nesthäkchens Augen wurden ebenfalls klein und kleiner. Da brachte Fräulein Lena das müde Kind ins Bett.
    Der Matrose aber stand die ganze Nacht Posten und hielt Wache.

Die neue Schulmappe
     
    Die liebe Sonne hatte den Schnee geschmolzen. Der steinerne Springbrunnenjunge drunten im Hof hatte sich aus seinem weißen Schneepelz, den er im Winter getragen, herausgestrampelt und stand wieder als kleiner Nackedei da. Aus der Erde lugten schon die ersten grünen Grasspitzen heraus. Bald konnte Annemarie wieder im Tiergarten spielen.
    Aber vorläufig gefiel es ihr jetzt zu Hause besonders gut. Drüben waren neue Mieter eingezogen. Annemarie konnte gerade in die Kinderstube sehen. Da hielten drei niedliche Kinder mit Puppen und Pferdchen ihren Einzug. Das größte Mädelchen mochte ungefähr in Annemaries Alter sein.
    Zugenickt hatten sich die kleinen Mädchen schon oft, auch sich gegenseitig bereits ihre Puppen am Fenster gezeigt. Aber gesprochen hatten sie noch nie miteinander.
    »Laß dich von Fräulein Lena fertigmachen, Lotte, ich will dich mitnehmen«, sagte Mutti eines Tages.
    »Gehe ich denn heute nicht zu Tante Martha in den Kindergarten?« wunderte sich Annemarie.
    »Nein, Lotte, wir haben heute etwas viel Wichtigeres vor.« Mutti machte ein geheimnisvolles Gesicht.
    »Ach, bitte, bitte, liebe Mutti, sage mir doch, was das ist«, quälte das neugierige kleine Fräulein.
    Aber Mutti lächelte nur und verriet nichts, soviel Nesthäkchen sie auf dem Wege auch mit Fragen bestürmte.
    Durch den Tiergarten ging's ein Stück, dann eine lange Straße entlang, und nun standen sie vor einem großen Haus mit einer hohen Mauer.
    »Ist hier das Gefängnis?« Nesthäkchen griff ängstlich nach Muttis Hand und versuchte, sie zurückzuziehen.
    »Nein, ganz so schlimm ist es nicht«, lachte Mutti. »Das ist deine neue Schule, ich will dich beim Direktor anmelden, Lotte.«
    Immer noch mißtrauischen Blickes betrat Nesthäkchen zum ersten Mal die Schule. Es war gerade Zwischenpause. Auf dem großen Hof spazierten viele kleine und große Mädchen herum, lustig schwatzend und lachend, und dabei ihr Frühstücksbrot verzehrend. Die kleinsten aber hatten sich zu einem Kreis zusammengetan und spielten »Katze und Maus«.
    Das bange Gefühl, das Klein-Annemarie beim Anblick der hohen Mauer beschlichen, verschwand. Ach, wie hübsch war es hier, fast so schön wie bei Tante Martha im Kindergarten.
    »Ich will mitspielen!« Nesthäkchen machte sich plötzlich von Muttis Hand los und lief auf den Kinderkreis zu.
    Aber Mutti fing die kleine Ausreißerin wieder ein.
    »Später,
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