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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen
Autoren: Else Ury
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ihrer zahlreichen Puppenfamilie hat sie in ihr Herz geschlossen.
    Da ist zuerst Irenchen, das ist ihre Älteste, denn sie besitzt schon eine Schulmappe mit Schiefertafel und Heften. Irenchen macht ihrer kleinen Mama jetzt viel Sorge. Sie hat ihre schönen roten Backen verloren, seitdem Nesthäkchen ihr neulich das Gesicht mit Bimsstein abgescheuert hat.
    Das Puppenkind sollte zum erstenmal mit Tinte schreiben und hatte dabei die Nase zu tief in das Schulheft gesteckt. Über und über hatte sich Irenchen mit Tinte eingeschmiert und die weiße Schürze ihrer kleinen Mama dazu. Annemarie schalt auf Irenchen, und Fräulein schalt auf Annemarie.
    Fräulein Lena begann Annemaries Tintenschürze mit Zitrone zu bearbeiten und Annemarie das Tintengesicht ihres Irenchens mit Bimsstein. Au - tat das weh! Irenchen schrie wie am Spieß. Aber energisch rubbelte Nesthäkchen weiter, denn »wer nicht hören will, muß fühlen«. Ganz blaß ist das arme Puppenkind noch davon, und Annemarie meint bekümmert zu Fräulein Lena: »Ich glaube, die Schulluft bekommt dem Kinde nicht!«
    Auch um Mariannchen, das zweite Töchterchen, sorgt sich Nesthäkchen.
    Die Kleine hat seit einigen Tagen eine schwere Augenkrankheit und muß sicher nächstens in eine Puppenklinik. Die Schlafaugen sind fest zugeklebt und gehen nicht mehr auf. Und das schlimmste ist, daß die kleine Mama selbst die Schuld an der Krankheit trägt. Oder vielmehr Klaus, denn der hat ihr geraten, dem Kind richtige Wimpern mit flüssigem Gummi anzukleben. Und nun sind Mariannchens Augen ganz verkleistert, oder vielmehr »vereitert«, wie der vierbeinige Doktor Puck mit bedenklichem Schwanzwedeln feststellte.
    Ja, solch kleines Puppenmütterchen hat schon seine Sorgen mit soviel Gören! Der Puppenjunge Kurt ist ein furchtbar wilder Strick, kein Tisch ist ihm zu hoch, um davon herunterzuspringen. Bald zerschlägt er sich die Nase, bald hat er ein tiefes Loch im Kopf, und einen halben Fuß hat er sich auch schon abgeschlagen, der Schlingel.
    Die schwarze Lolo, das Negerkind, ist schrecklich unordentlich. Bald verliert sie einen Schuh, bald einen Strumpf.
    Am bravsten ist noch Baby. Das läßt seine Mama die ganze Nacht ruhig schlafen, höchstens am Tage schreit es mal, aber auch nur, wenn es allzusehr auf den Bauch gedrückt wird. Annemarie verzieht Baby ein bißchen, na, dafür ist es ja auch ihr Nesthäkchen.
    Aber trotz aller ihrer Fehler liebt Annemarie ihre Kinder wie eine richtige kleine Mama. Den ganzen Tag plagt sie sich für sie. Kaum hat sie morgens früh Irenchen in die Schule gebracht und die anderen angezogen, verlangt Baby auch schon nach seinem Fläschchen. Dann sind die Betten der Kinder zu machen, die beiden Großen schlafen in dem weißen Himmelbett, die beiden Kleinen, Lolo und Baby, im Wagen und Kurt in der umgekippten Fußbank. Die ist wenigstens nicht so hoch, wenn er rausfällt.
    Beim Aufräumen der Kinderstube hilft Nesthäkchen Fräulein Lena fleißig. Annemarie hat einen kleinen Besen mit Schaufel und einen Schrubber nebst Eimer und Scheuertuch. Aufwischen tut Annemarie für ihr Leben gern. Aber Fräulein Lena erlaubt es nicht oft; denn sie setzt die ganze Stube dabei unter Wasser, es gibt jedesmal eine Überschwemmung. Beinahe wäre neulich ihr Kurt, der sich unterm Kleiderschrank versteckt hatte, dabei ertrunken.
    Klein-Annemarie hat eine reizende Puppenküche mit Kohlenkasten, Wasserleitung und Spiritusherd; aber Mittagessen kochen kann sie ihren Kindern nur, wenn's regnet. Die Puppen sind auch so vernünftig, bei schönem Wetter keinen Hunger zu haben. Sie wissen, daß ihre kleine Mama, wenn die Sonne scheint, in den Tiergarten Spazierengehen muß. Oft nimmt Nesthäkchen eins oder zwei ihrer Kinder mit und fahrt sie in dem feinen weißen Puppenwagen mit der rosa Seidendecke aus. Dann setzt sie ihnen Spinat vor, den sie frisch vom Rasen pflückt. Auch Kieselsteinbraten vertragen sie merkwürdig gut, wenn er auch noch so zäh ist.
    Die armen Zuhausegelassenen aber werden in ihr Gärtchen, aufs Blumenbrett, gesetzt, damit sie auch ein bißchen Luft schnappen. Nur Kurt nicht, der Bengel ist zu wild und würde sicher in den Hof hinunter Purzelbaum schießen.
    Auch waschen und plätten muß Annemarie für ihre Kleinen, ja, sie verbrennt sich sogar die Händchen dabei vor lauter Eifer; denn das kleine Plätteisen wird auf dem Herd heiß gestellt.
    Nächstens soll auch große Puppenschneiderei stattfinden, Annemarie hat zu ihrem Geburtstag eine allerliebste
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