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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen
Autoren: Else Ury
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liebe Gott kann alles zu gleicher Zeit sehen, der hat vorn und hinten Augen, nicht wahr, Gerda?« rief die Kleine eifrig. Die Puppe nickte mit dem Kopf - ja, das war auch ihre Ansicht.
    Aber daß Annemarie nicht auf das Fensterbrett klettern sollte, darin stimmte Puppe Gerda wieder mit Frieda überein. Es fiel ihr ordentlich ein Zentnergewicht vom Herzchen, als Frieda vorschlug: »Weißt du, Annemariechen, kehre lieber den Teppich mit der Teppichmaschine ab.«
    Das leuchtete auch Annemarie ein. Die Teppichmaschine quiekte noch viel schöner als das Fensterleder, denn sie war lange nicht geölt.
    Rrrrrr - ging es über den blauen Teppich, die Maschine rumpelte, quietschte und pfiff, und Annemarie jubelte.
    Rrrrrr - zehnmal im Kreis herum, da machte die Kleine endlich halt.
    »Willst du mitfahren, Gerda?« fragte sie das erwartungsvoll dasitzende Puppenkind.
    Das streckte ihr beide Arme entgegen.
    Eine Sekunde später saß Gerda auf dem braunen Rumpelkasten.
    »Jetzt fährst du Karussell, halt dich fest, mein Liebling!« rief Annemarie, und da ging es auch schon los. Rrrrrr - zehnmal im Kreis herum, da stand das Karussell endlich still.
    »Das war fein!« Annemarie und Gerda sahen sich beide mit glänzenden Augen an.
    »Wollen wir nun mal nach Amerika fahren, Gerdachen?«
    Die Puppe machte ein erschrockenes Gesicht. Sie hatte Angst, seekrank zu werden.
    »Ach, du fürchtest dich wohl so ganz allein auf dem großen Schiff, du Dummchen?« lachte ihr Mütterchen. »Na warte, ich hole dir Gesellschaft.« Damit war Annemarie auch schon zur Tür hinaus. Aber es dauerte nicht lange, da erschien sie wieder, in dem einen Arm Irenchen und Mariannchen, in dem andern Lolo und Kurt, und in der Schürze noch das strampelnde Baby.
    »So«, sagte sie, »die Herrschaften wollen mit nach Amerika fahren, bitte, nehmen Sie Platz, meine Damen.«
    »Ich bin der Herr Kapitän und du, Kurt, kannst Steuermann sein, stelle dich hier an den Mastbaum des Schiffes«, damit band Annemarie den Puppenjungen mit ihrem blauen Haarband an den braunen Holzstiel der Teppichmaschine.
    »Haben Sie alle Fahrkarten, meine Herrschaften? Na, dann kann die Reise ja losgehen. Der blaue Teppich ist das Meer oder vielmehr der große Ozean - ich habe erst gestern gehört, wie Hans das für die Geographiestunde gelernt hat«, sagte der Herr Kapitän würdevoll zu seinen Passagieren.
    »Es heißt Ozean und nicht Hahn«, wollte Irenchen, die schon in die Schule ging und schrecklich klug war, den Herrn Kapitän belehren.
    Aber da tutete das Schiff bereits - »tu-u-ut«, die Maschine rumpelte, quiekte und pfiff, und der Herr Kapitän schrie: »Wir fahren nach Amerika- hurra!«
    Mitten durch das blaue Meer ging die Reise. Das stolze Schiff schaukelte und schwankte so sehr, daß die Reisenden einer auf den andern purzelten.
    »Wir reisen nach Amerika - hurra!« Der Kapitän kämpfte wacker gegen Sturm und Wogen. Frieda aber stand auf der Trittleiter am Ufer, wie auf einem hohen Leuchtturm, und hielt sich die Seiten vor Lachen.
    Den Passagieren drehte sich das Herz im Leibe herum bei der gefährlichen Fahrt. Gerda ward es schwarz vor den Augen, Mariannchen wurde kreuzelend, und Irenchen sah noch blasser aus als sonst, denn es war ihr schrecklich übel. Aber immer weiter ging's - »wir reisen nach Amerika- hurra!«
    »Mann über Bord!« schrie Frieda plötzlich vom Leuchtturm herab, während Irenchen entsetzt die Hände hinter dem ins Meer gefallenen Baby herstreckte. Kurt, der mutige Steuermann, sprang, da das blaue Haarband, mit dem er festgebunden, inzwischen gerutscht war, beherzt hinterdrein.
    In der Tür erschien, angelockt von dem Lachen und Jubel, Puck.
    »Willst du mit nach Amerika reisen, Puckchen? Dann darfst du mein neuer Steuermann sein!« Ehe das Zwerghündchen noch »Ja« oder »Nein« hätte bellen können, hatte der Herr Kapitän es auch schon beim Wickel und auf seinen neuen Posten, an den Mastbaum, gestellt.
    »Wir reisen nach Amerika - hurra!«
    »Wau - wau!« blaffte der neue Steuermann wütend dazwischen; denn es dünkte ihn höchst ungemütlich auf dem schwankenden Schiff.
    Puppe Gerda, die sich schon seit geraumer Zeit seekrank fühlte und die Augen, weil ihr so elend war, geschlossen hielt, blinzelte ängstlich zu dem kläffenden Steuermann hin.
    »Lieber Gott, daß er mich nur nicht beißt!« flüsterte sie.
    Bums - da war das Schiff gegen ein Felsenriff, den Eimer, gefahren und wäre um ein Haar gekentert.
    Der gewissenlose Steuermann ließ seinen
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