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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen
Autoren: Else Ury
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flüsterte die Puppe ihr ins Ohr, »du warst sehr gut zu mir, viel zu gut! Aber du hast deine andern Kinder, die dich doch auch liebhaben, ganz vergessen. Die sind traurig und schimpfen auf mich, darum ist es das beste, ich gehe wieder.« Eine Träne kullerte Gerda über das Porzellangesicht.
    » Nein, nein - ich lasse dich nicht weg«, rief Annemarie und preßte ihr Nesthäkchen fest ans Herz. »Ich will ja wieder gut zu meinen andern Puppen sein, Mutti hat ja auch alle ihre Kinder lieb. Nur bleibe du bei mir!«
    Da nickte Puppe Gerda und lächelte unter Tränen.
    Und dann schliefen sie alle beide.

Wir reisen nach Amerika - hurra!
     
    Zwei Wochen war Puppe Gerda nun schon bei ihrer kleinen Mama, und von Tag zu Tag gefiel es ihr besser.
    Annemarie hielt, was sie ihrer Puppe versprochen hatte. Sie war auch für ihre andern Kinder wieder ein gutes, treusorgendes Mütterchen geworden.
    So war wieder Frieden in die Kinderstube eingekehrt, alle Puppen hatten die gute Gerda liebgewonnen, und diese hätte glücklich in ihrer neuen Heimat sein können, wenn - ja wenn es nicht einen im Haus gegeben hätte, vor dem sie schrecklich Angst hatte. Das war nicht etwa Puck, obwohl sie den kleinen Vierfüßler auch stets mißtrauisch von der Seite anblickte. Sogar, wenn er ihr die Hand leckte, um seine freundschaftliche Gesinnung kundzutun, sah sie ängstlich nach, ob er ihr auch keinen Finger abgebissen hatte.
    Das war auch nicht Bruder Hans mit der großen Fliegenflasche. Die konnte Gerda nicht bange machen, sie war ja viel, viel größer als die! Und Hans hatte sie und ihre kleine Mama neulich freundlich gestreichelt und hatte ihnen allen beiden Helme aus Zeitungspapier gemacht.
    O nein, vor denen hatte Gerda keine Angst. Ihre Furcht galt einzig und allein demjenigen, vor dem die Fliege sie gleich am ersten Morgen gewarnt hatte: dem achtjährigen Klaus, dem gefährlichsten Menschen auf Erden.
    Sobald der die Kinderstube betrat, hätte sich die Puppe am liebsten in den äußersten Winkel verkrochen, denn es gab jedesmal Streit und Geschrei.
    Gleich der Empfang war wenig verheißungsvoll. Als Klaus die neue Puppe erblickte, verabfolgte er ihr erst als Willkommens grüß einen Nasenstüber. Darauf setzte er sie auf sein großes Schaukelpferd und ließ es in solch rasendem Galopp laufen, daß der armen Gerda Hören und Sehen verging.
    Sie wäre unfehlbar herabgestürzt und hätte sich das Genick gebrochen, wenn nicht ihr Mütterchen Annemarie sie mit lautem Geschrei errettet hätte.
    Ein andermal war es ihr noch viel schlimmer ergangen.
    All seine Soldaten mit Pferden und Kanonen hatte der Bösewicht gegen das Puppenkind aufmarschieren lassen.
    »Feuer!« kommandierte er mit Feldherrnstimme, die Puppe Gerda durch Mark und Bein drang. Da donnerten die Kanonen, und die Papierkugeln pfiffen dem verängstigten Puppenkind nur so um den Kopf.
    »Ich bin tot -«, rief sie und verlor die Besinnung.
    So fand Annemarie ihr Nesthäkchen, und ihre Küsse und Tränen brachten die Lockenpuppe wieder zu sich. Die Soldaten mit ihren fürchterlichen Kanonen waren abmarschiert.
    Nun zitterte Gerda, sobald sie nur die Stimme des wilden Jungen von ferne hörte. - Frieda machte das Wohnzimmer rein, und Annemarie half. Natürlich mußte Puppe Gerda auch dabeisein. Die saß auf dem Sofa wie eine Dame und sah zu, ob die beiden auch ihre Sache gut machten.
    Frieda rieb die Fenster blank, und das kleine Mädchen klopfte mit ihrem Puppenklopfer die Sessel. Lustig tanzte der Klopfer auf den Polstern herum - bum - bum - bum - bumbumbum - das machte Spaß! Besonders weil Gerda bewundernd zuschaute.
    Aber nach einem Weilchen fand Annemarie es noch lustiger, Fenster zu putzen wie Frieda. Das nasse Leder quietschte so wunderschön auf den Scheiben.
    »Bitte, Friedachen, wir wollen tauschen. Ich putze die Fenster, und Sie klopfen die Möbel«, schlug die Kleine vor.
    »Bewahre, Annemariechen, du fällst aus dem Fenster - denk mal, zwei Treppen hoch, da kommst du nicht lebendig unten an«, sagte das Mädchen erschrocken.
    »Der Hausmeister würde mich schon auffangen, wenn er gerade unten im Garten ist«, meinte die Kleine.
    »Er ist aber nicht da«, damit ließ Frieda ihr Leder weiterquietschen.
    »Und der liebe Gott würde schon auf mich aufpassen, daß ich nicht rausfalle«, überlegte Annemarie weiter.
    »Der liebe Gott hat soviel zu tun, der kann nicht auch noch auf jedes unvorsichtige kleine Mädchen achthaben«, sagte Frieda und rieb die Scheibe blank.
    »Der
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