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Nervenflattern

Nervenflattern

Titel: Nervenflattern
Autoren: M Gibert
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Vergiftung mit VX hieß, aber es wollte ihm nicht einfallen.
    Vom unteren Teil der Königsstraße her näherten sich mit eingeschaltetem Blaulicht und Sirenen mehrere Fahrzeuge. In der Mitte des Konvois erkannte Lenz den Spürpanzer. Er trabte los und hielt die Gruppe 50 Meter hinter dem Straßenbahnzug an.
    Hain und Rolf-Werner Gecks sprangen aus dem ersten Wagen und rannten auf ihn zu. Er hob den Arm und bedeutete ihnen, nicht näher zu kommen, worauf die beiden abrupt stoppten.
    »Ich weiß nicht, ob ich was von dem Zeug abbekommen habe«, rief er ihnen zu.
    Hain schüttelte den Kopf.
    »In der Kneipe ist nichts passiert, es war kein Gift in den Röhrchen.«
    »Bist du sicher?«, fragte Lenz ungläubig.
    »Ich nicht, aber die Jungs da hinten in dem Monster haben es behauptet.«
    Er deutete auf den Panzer, der jetzt langsam auf sie zurollte. Wegen des enormen Lärms, den der Motor produzierte, musste Hain schreien, als er weitersprach.
    »Was sie in den Gläsern hatte, ist noch nicht klar, aber es war definitiv kein Gift.«
    Lenz atmete tief durch.
    »In zwei Minuten wissen wir, was hier alles in der Luft herumschwirrt, aber ich hab eben über Funk mitgekriegt, dass man von keiner wirklichen Bedrohung ausgeht. Das Messgerät nimmt permanent Proben aus der Luft, und bis jetzt gibt es keine außergewöhnlichen Werte.«
    Der Spürpanzer stand nun neben der Straßenbahn. Der Motor lief, deswegen war kein weiteres Geräusch zu hören. Hain und Gecks kamen langsam auf Lenz zu. Alle drei sahen gebannt auf das sechsrädrige Fahrzeug.
    »Alles in Ordnung mit dir, Paul?«
    Es war Ludger Brandt, der von der Rathausseite her auf sie zugekommen war und nun direkt neben Lenz stand.
    »Hallo, Ludger. Musst noch einen Moment warten, dann kann ich dir mehr sagen. Es geht mir zwar beschissen, aber das kann auch ein paar andere Ursachen haben.«
    Hinter ihnen wurde eine Autotür geöffnet.
    »Alles o. k.. Sie haben über Funk durchgesagt, dass es keine Kontamination gibt«, rief einer der Polizisten, die in ihren Autos sitzen geblieben waren.
     
    Es dauerte eine Viertelstunde, bis das Zittern aufhörte. Lenz war schlecht, und in seinem Kopf dröhnte noch immer der Schuss nach. Seine Knie schmerzten und waren vom Aufprall auf den Asphalt blutig. Hain hatte ihm in einer Stehbäckerei einen Kaffee besorgt, den er nun in kleinen Schlucken trank. Ludger Brandt kümmerte sich um den weiteren Ablauf in und um den Straßenbahnzug. Die Besatzung des Spürpanzers hatte die am Leichnam von Simone Tauner hängenden Glasröhrchen geborgen und sicher verpackt.
    »Nun erzähl schon, wie passt das hier und die Sache vorhin beim Spanier zusammen«, bohrte sein junger Kollege, während sie den Männern der Spurensicherung bei der Arbeit zusahen. Obwohl Lenz keine Lust dazu hatte, erzählte er Hain die verwirrenden Ereignisse der letzten beiden Stunden. Zwischendurch mussten sie kurz ihren Standort wechseln, weil ein Leichenwagen vorfuhr, dem sie im Weg standen.
    »Und jetzt?«
    »Du meinst, wie ich mich fühle, weil ich sie erschossen habe?«
    Hain sah auf den Boden und nickte.
    »Im Moment gehts mir am Arsch vorbei. Ich kann nicht sagen, wie es morgen sein wird, aber jetzt bin ich leer und müde. Sie war eine Mörderin und hat damit gedroht, weitere Menschen umzubringen, also hatte ich keine andere Wahl, basta.«
    Frank Fleischer, der Mann vom BKA, kam auf sie zu und gab Lenz die Hand.
    »Gute Arbeit, Herr Kollege. Damit dürfte die Sache für uns und hoffentlich auch für Sie erledigt sein. Sehen wir uns morgen früh?«
    Lenz dachte einen Moment darüber nach, ihm von Simone Tauners Drohung mit den weiteren Binärwaffen zu berichten, ihm von den ›großen Brüdern‹ zu erzählen, entschied sich aber dagegen.
    »Sicher. Um acht, wie immer?«
    »In Anbetracht der glücklichen Umstände schlage ich neun vor, was meinen Sie?«
    »In Ordnung.«
    Etwa eine Stunde später liess er sich von Hain nach Hause fahren, nachdem er ein Gesprächsangebot von Dr. Driessler dankend abgelehnt hatte. An einer Tankstelle holte er sich zwei Flaschen Bier.
    »Und mit dir ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Alles gut. Ich will in die Badewanne und danach ins Bett. Und dann will ich sechs Wochen Urlaub. Bis morgen.«
    Der Schlaf kam schon in der Badewanne über ihn. Geweckt wurde er von einer Festnetz-SMS.
     
    Hallo Paul,
    ich hoffe, es ist alles
    in Ordnung mit dir.
    Ich freu mich auf dich
    M.
     
    Er schrieb ihr nicht zurück, sondern legte sich mit seinen
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