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Neptuns Tochter 3

Neptuns Tochter 3

Titel: Neptuns Tochter 3
Autoren: Terry Waiden
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eigentlich herausgefunden, ob dieser Grossmann dafür gesorgt hat, dass du doch noch einen Kredit bekommen hast?«, fragte die Großmutter, nachdem sie den ersten Schluck getrunken hatte.
    »Nicht ganz.« Timea kaute an der Unterlippe. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er es war.«
    »Warum?«
    »Er hat ein paar Andeutungen gemacht.«
    »Andeutungen?«
    Spätestens jetzt würde Mika aus der Haut fahren , dachte Timea. Ob sie ihre Großmutter darum bitten sollte, in ganzen Sätzen zu sprechen?
    »Wenn du damit fertig bist, Kreise auf die Tischplatte zu malen, kannst du mir gern antworten, Timea«, forderte Adrienn Illay ihre Enkelin freundlich auf. Falls sie sich über Timea amüsierte, ließ sie sich nichts anmerken.
    »Er hat gemeint, dass es heutzutage leicht ist, einen Kredit zu bekommen. Man muss den Banken nur in Aussicht stellen, irgendwann den großen Reibach zu machen. Und schon lassen sie sich auf die seltsamsten Geschäfte ein«, erinnerte sich Timea an das Gespräch mit Werner Grossmann.
    Er war rot geworden und hatte sofort das Thema gewechselt. Hatte von diversen Innenarchitekten erzählt, von den Plänen, die er mit der Villa Illay hatte und so weiter. Wirklich zugehört hatte Timea ihm nicht mehr, weil sie das nicht interessierte. Für sie waren in dem Moment nur zwei Überlegungen von Bedeutung gewesen. Erstens: Werner Grossmann hatte sich womöglich verraten. Zweitens – und davon wäre Timea gern zu hundert Prozent überzeugt: Niemand sonst hatte in ihr Leben eingegriffen.
    »Und wenn er es doch nicht gewesen ist?«, fragte die Großmutter nachdenklich.
    »Er muss es gewesen sein«, hielt Timea an ihrer Hoffnung fest.
    »Hast du schon mal daran gedacht, dass Mika etwas damit zu tun haben könnte?«, stellte die Großmutter nun doch die Frage, die Timea den ganzen Tag vor sich hergeschoben hatte. Die sie verdrängen wollte und die dennoch ständig nach einer Antwort verlangte. Nur während des Telefonats vorhin hatte Timea nicht daran gedacht.
    Jetzt war es an der Zeit, sich der Frage zu stellen.
    »Ja«, gestand Timea. »Es wäre Mika zuzutrauen, dass sie meinetwegen heiratet.« Ein Jahr wollte Mika verheiratet bleiben, für einen guten Zweck. Timea erzitterte. »Aber ich hoffe nicht, dass es so ist.«
    »Wieso?«
    Obwohl sich Timea mehrmals räusperte, blieb das Kratzen im Hals. »Das würde bedeuten, dass ich für sie nur einer ihrer Sozialfälle bin«, sagte sie heiser. »Und du weißt, wie ich dazu stehe.«
    Adrienn Illay fuhr sich über die Haare. Rückte dort eine vermeintlich störrische Locke zurecht. Schob da eine unsichtbare Strähne hinters Ohr. »Warum bist du eigentlich all die Jahre für mich da gewesen?«, fragte sie nach zahlreichen Sekunden. »Und warum willst du, dass ich zu dir in deine neue Wohnung ziehe? Du könntest mich genauso gut in ein Altersheim stecken.«
    »Bist du verrückt, Nagyi? Das würde ich doch niemals tun«, fuhr Timea erschrocken hoch.
    »Aber warum?«
    »Weil du meine Nagyi bist und . . .«
    Die Großmutter schob ihre Hand über Timeas. »Siehst du, Liebes. Du tust so viel für mich, und ich hoffe nicht, dass du mich für einen Sozialfall hältst.«
    Timea zog ihre Hand zurück. »Gut. Ich habe deine Andeutung verstanden. Nur kannst du die beiden Fälle nicht miteinander vergleichen.« Als sie sah, dass ihre Großmutter zu einer Rede ansetzte, schob sie geräuschvoll den Stuhl zurück, ging zur Küchenzeile und füllte ihre Tasse noch einmal mit heißem Wasser.
    Adrienn Illay hatte offenbar ein Einsehen mit ihrer Enkelin. Denn sie verzichtete auf weitere Kommentare in diese Richtung. Allerdings war die folgende Frage auch nicht dazu angetan, Timea zu beruhigen.
    »Sag mal, Kind«, begann die Großmutter, nahm einen Schluck von ihrem Grog – wohl um die Spannung zu steigern –, »was ist eigentlich, wenn Mika in einem Jahr nicht mehr verheiratet ist?« Sie nahm einen weiteren Schluck, erwartete offensichtlich noch keine Antwort von ihrer Enkelin. »Wird dann aus eurer Affäre eine offizielle Beziehung?« Die Gräfin Illay stellte ihr Glas ab und wartete.
    Vielleicht war Alkohol doch eine Lösung, überlegte sich Timea. Sie lehnte sich gegen die Kante der Anrichte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Was verstehst du unter einer Beziehung?«, fragte sie.
    »Ich gehe davon aus, dass du nicht fünfunddreißig geworden bist, ohne das zu wissen«, erwiderte die Gräfin trocken. »Also hör damit auf, dich dumm zu stellen.«
    Timea verzog das
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