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Neptuns Tochter 3

Neptuns Tochter 3

Titel: Neptuns Tochter 3
Autoren: Terry Waiden
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sich vor ihrem Vater nicht bloßstellen. Diesmal nicht. »Was willst du damit sagen?«, fragte sie mit angezogener Handbremse.
    »Du bist doch eine kluge junge Dame«, meinte Adam David. »Als solche dürftest du die Antwort kennen.« Er lehnte sich wieder zurück und ließ den inhalierten Rauch in den Raum gleiten. »Und, Mika, hör auf nach Mordwaffen Ausschau zu halten. Es gibt keine mehr in diesem Haus, seit du acht bist.«
    Das war, als Mika verboten worden war, sich nach der Schule mit den Kindern ihrer damaligen Haushälterin zum Spielen zu treffen. Damals musste sie klein beigeben. Aber heute würde sie das nicht machen. Timea war jeden Kampf der Welt wert. Auch wenn es schwer genug war, dieser verstockten Ungarin beizubringen, dass sie sich liebten. Ohne Wenn und Aber. Im Vergleich dazu dürfte der Kampf mit Mikas Vater ein Klacks sein. »Du vergisst Papa, dass es dann auch keine Hochzeit geben wird.« Mika war stolz auf sich, weil sie es geschafft hatte, diesen Satz emotionslos von sich zu geben.
    »Das ist dann wohl eine klassische Patt-Situation«, erwiderte Adam David lächelnd. »Mal sehen, wer länger durchhält.« Er legte die brennende Zigarre in den Aschenbecher. »Ich habe übrigens mit deinem Vermieter gesprochen und ihm gesagt, dass du die Wohnung kündigst.«
    Daraufhin musste Mika lachen. »Und wie hat Herr Gündan reagiert?«, fragte sie.
    Adam David griff wieder nach der Zigarre. »Deiner Reaktion nach zu urteilen, weißt du, dass er mich nicht verstanden hat«, gab er zu.
    »Tja Papa. Manchmal ist es hilfreich, wenn man die Sprache der Menschen spricht. Und nicht nur Profite im Kopf hat.«
    »Du vergisst dabei, dass diese Profite nicht unwesentlich dafür verantwortlich sind, dass du die Sprache der Menschen hast lernen können«, erinnerte Adam David seine Tochter.
    »Nicht ausschließlich. Ungarisch und Türkisch habe ich in Kursen gelernt, die vom Arbeitsamt angeboten werden.«
    »Also wieder fremdfinanziert.«
    »Weißt du was?«, ächzend löste sich Mika aus dem Schneidersitz. »Ich hab’ eigentlich gar keinen Bock darauf, mit dir zu diskutieren.« Sie stemmte sich von der Couch hoch und ließ ihren Vater zurück. Ob sprachlos, arrogant grinsend oder wie auch immer Adam David aussah, wenn er sich als Sieger fühlte. Mika war es einerlei. Sie wollte jetzt nur Timeas Stimme hören. Wissen, dass alles gut werden würde.
    »Ja?«, hallte es knapp nach dem zehnten Klingelton aus dem Hörer.
    »Ich hoffe mal, dass du deine Kunden nicht auch so begrüßt«, sagte Mika schmunzelnd.
    »Keine Sorge«, erwiderte Timea, »normalerweise melde ich mich so, wie es sich gehört.«
    Diese sanfte Stimme rieselte warm durch Mikas Körper und schwemmte alles Negative des vergangenen Tages weg. Mika war glücklich. »Deine abnormale Begrüßung hat jetzt aber nichts mit mir zu tun?«, fragte sie lächelnd.
    »Auf keinen Fall«, stellte Timea sofort klar und schwieg anschließend.
    Mika lauschte Timeas Atmen, während sie im Zeitlupentempo ihr Zimmer durchquerte. Sie stellte sich vor, wie Timea an ihrem Schreibtisch saß. Vielleicht auch die Augen geschlossen. Mikas Atmen lauschend.
    »Mika«, sagte Timea in die Stille hinein.
    »Ja?«, sagte Mika. Ihre Schritte wurden immer langsamer.
    »Es ist schön, dass du anrufst.«
    Als wäre sie an eine unsichtbare Wand gestoßen, stoppte Mika. Inmitten ihres Zimmers. Es kam selten vor, dass Timea ihre Gefühle so uneingeschränkt zugab. Außerhalb des Bettes. Wieso konnte sie nicht immer so sein? Das Wissen, dass es wieder diese anderen Momente geben würde, trieb Mika die Tränen in die Augen.
    »Bist du noch dran?«, erklang wieder Timeas sanfte Stimme.
    »Ja . . . doch . . . sorry«, stammelte Mika.
    Warum musste Timea ein Lachen haben, das einem durch und durch ging? Um sich nicht völlig darin zu verlieren, dachte Mika an ihren ersten Tag in der Villa Illay – okay, schlechte Idee. Denn sofort erinnerte sich ihr Körper an die Gefühle, die sich breitgemacht hatten. Vielleicht, wenn sie . . .
    »Falls du angerufen hast, um mit mir zu reden, solltest du langsam damit anfangen.« Timeas Stimme war ein leichtes Schmunzeln anzuhören. Sie ahnte offenbar, wie durcheinander Mika war.
    »Ich bin etwas konfus, tut mir leid«, erklärte Mika, nachdem sie mehrmals hart geschluckt hatte. »Aber mein Vater bringt mich manchmal zur Weißglut.«
    Timea lachte. »Was ja die wenigsten Menschen schaffen.«
    »Nur die, die mir nahe stehen«, gab Mika zurück. Sie
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