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Neptuns Tochter 3

Neptuns Tochter 3

Titel: Neptuns Tochter 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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leisen Tönen wurden?
    Es waren genau drei, wie sie feststellte. Drei Stunden, ohne wirklich zu schlafen. Weil irgendwo in einer dunklen Ecke ein lästiger Kobold ständig missbilligend den Kopf schüttelte.
    Am liebsten hätte sich Timea unter der Decke verkrochen, aber es half nichts. Irgendwann musste sie sich aus dem Bett schälen und den Tag beginnen. Ihre Großmutter wartete bestimmt schon auf sie.
    Neugierde lag in der Luft, als Timea das Esszimmer betrat. Das spürte sie genau. Sie wusste aber auch, dass ihre Großmutter sich in der Regel beherrschen konnte. Sie stellte ihre Fragen überlegt und nie sofort, sondern punktgenau. Das bedeutete für Timea: Achtsamkeit. Was wollte sie preisgeben, und was nicht?
    »Wie war der Abend mit Mika?«, begann Adrienn Illay in ihrer gewohnt ruhigen Art. »Oder sollte ich fragen: Wie war die Nacht?«
    Wunderschön. Einzigartig. Berauschend. All das ging Timea durch den Kopf. Aber das war nichts, was sie ihrer Großmutter sagen wollte. »Falls du Details von mir hören willst«, erwiderte sie daher, »muss ich dich enttäuschen.«
    »Liebes«, meinte die Großmutter. Sie tastete nach Timeas Hand, drückte sie leicht und zog sich wieder zurück. »Ich möchte nur wissen, ob ihr euch endlich einig seid.«
    Mit den Fingerkuppen zeichnete Timea unsichtbare Muster auf die Tischdecke. Lächelte. Ihre Augenlider senkten sich langsam. »Ja«, flüsterte sie und räusperte sich sofort. »Wir haben alles geklärt.«
    »Kann es auch etwas genauer sein?«, hakte die Großmutter nach. Sie hielt den Kopf leicht schräg, wartete, trank ihren Tee und versuchte wohl, in die Gedankenwelt ihrer Enkeltochter einzudringen.
    »Mika wird heiraten. Das steht fest.« Timea nahm bereits die dritte Scheibe Brot, strich Butter darauf und ordentlich Marmelade. »Wir werden uns aber ab und zu sehen«, erklärte sie beiläufig.
    Mit einem lauten Klirren setzte die Großmutter ihre Teetasse ab. »Soll das bedeuten, dass ihr euch auf eine Affäre geeinigt habt?«
    »Nun«, begann Timea. Sie legte die Brotscheibe weg. Griff nach der Serviette und wischte sich sorgfältig den Mund ab. »Mehr ist eben nicht möglich«, sagte sie gefasst. »Außerdem warst doch du diejenige, die mir gesagt hat, ich solle zu meinen Gefühlen stehen.«
    »Timea Illay. Ich habe sicher nicht gesagt, dass du . . .« Die alte Dame holte tief Luft. »Wie kannst du nur?«
    »Moment«, sagte Timea. Sie presste die Augen fest zusammen. Ballte die Hände zu Fäusten . . . und lockerte sie wieder. »Wenn ich dich erinnern darf – ich bin nicht allein daran beteiligt.« Timea verkrampfte sich wieder. Sie musste dieses Gefühl loswerden. Die Enttäuschung, als Mika bedenkenlos zugestimmt hatte.
    Worauf hatte Timea denn gehofft? Dass Mika sagen würde: »Eine Affäre will ich nicht. Da blase ich lieber die Hochzeit ab.« Das wäre dann doch übertrieben. Ihre Entscheidung war richtig. Sie konnte Mika regelmäßig sehen. Wann und wo, darüber hatten sie nicht gesprochen. Sie waren zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Ein leichtes Kribbeln breitete sich in Timea aus. Die vergangene Nacht mit Mika war nicht das Ende. Sie war der Anfang von etwas Aufregendem.
    Warum war Timea trotzdem unzufrieden? Dieser Druck auf dem Magen. Warum war der immer noch da?
    Bestimmt lag es daran, dass Mika das Bild bestätigt hatte, das Timea nicht wahrhaben wollte. Das sich aber immer wieder in den Vordergrund drängte. Das Bild einer jungen Frau, die zwar sehr viel Einsatz zeigte, wenn sie Menschen helfen wollte. Das war unbestritten. Das machte es auch so schwer, die Tatsache zu akzeptieren, dass Mika letztendlich wie alle anderen dachte: nämlich, dass man mit Geld alles regeln konnte. Dass man dafür auch eine Ehe eingehen konnte. Sei es nur für ein Jahr.
    Timea überlegte, ob sie wissen wollte, was es mit diesem Jahr auf sich hatte. Worin das Geschäft bestand, das Mika mit ihrem Vater abgeschlossen hatte. Um welchen guten Zweck es sich handelte.
    »Sprichst du heute noch mit mir?«, fragte die Gräfin Illay.
    »Nein«, beantwortete Timea die Fragen, die sie sich selbst gestellt hatte. Erst die steile Unmutsfalte, die sich im Gesicht ihrer Großmutter zeigte, holte Timea an den Frühstückstisch zurück. »Entschuldige. Ich war nicht ganz bei der Sache. Was wolltest du wissen?«
    »Ist schon gut, Kleines«, erwiderte die alte Dame. »Ich denke, dass ich meine Antwort bekommen habe.«
    Irritiert betrachtete Timea ihre Großmutter. »Welche

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