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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition)
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Stadt« ein.
    »Die Stadt heißt Norden und die Kirche mit der tollen Orgel Ludgeri-Kirche. Die Disco heißt Meta.«
    Leon schüttelte den Kopf. »Nee, Norden hieß die Stadt nicht. Daran würde ich mich erinnern. Klingt doch genau wie die Himmelsrichtung. So was vergisst man nicht. Es sind Fähren von dort abgegangen. Das Haus war nicht weit vom Deich entfernt … Norddeich!«, schrie er. »Na klar, in Norddeich haben sie ihre Ferienwohnung!«
    »Da ist auch dieser Musikschuppen. Meta’s. Norddeich ist nur ein Stadtteil von Norden.«
    Tanja versuchte, Günther Jauch nachzumachen: »Sind Sie sicher? Sie haben noch drei Joker. Wollen Sie vielleicht das Publikum fragen oder …«
    »Schnall dich an«, sagte Leon. »Wir fahren hin.«
    Sie verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. »Du hast sie wohl nicht mehr alle?! Ich hab einen Job zu verlieren! Ich fahre doch jetzt nicht nach Ostfriesland!«
    Seine Stimme veränderte sich. Hart und sachlich sagte er: »Okay, dann steig jetzt aus und halt mich nicht länger auf. Ich dachte, es interessiert dich, was mit deiner Schwester passiert ist, und du würdest mithelfen wollen, dass es nicht noch ein zweites Mal geschieht.«
    »Hey, hey, komm mir nicht so! Mach mir jetzt kein schlechtes Gewissen. Ich hab schon genug Schuldgefühle und …«, sie seufzte, »boah, das ist so richtig gemein von dir, weißt du das?«
    »Ich sag doch, steig aus.«
    »Nein, ich werde nicht aussteigen!«
    »Ja, was jetzt?«
    »Wir … wir sollten zur Polizei gehen.«
    »Um ihnen dann was zu erzählen? Dass deine Schwester einen Jungen kannte, der sie nur zu gern beschützen wollte, und seine Eltern hatten eine Ferienwohnung in Ostfriesland, genau wie Pit?«
    Eine Weile schwiegen die beiden verzweifelt. Sie saßen so still und steif nebeneinander im Wagen, dass man sie für Puppen hätte halten können.
    Ein vierzehnjähriger Junge, der kurz davor war, von der Schule zu fliegen und gestern das Auto seines Vaters kaputtgefahren hatte, wusste nicht, wohin mit seinem Frust. Er hatte soeben den Entschluss gefasst, nicht zur Schule zu gehen, sondern sein Glück in einem Spielsalon zu versuchen. Er kannte einen, da nahmen sie es mit dem Jugendschutz nicht so genau. Er hatte einen rostigen Nagel in der Hand und zerkratzte damit den Lack der Autos, an denen er vorbeikam. Es war, als würde er eine lange Spur hinterlassen, um später den Rückweg wiederzufinden.
    Erst in letzter Sekunde bemerkte er, dass in dem Fiat Grande Punto Menschen saßen. Schnell ließ er den Nagel fallen und rannte weg vom Tatort.
    Er hätte nicht sagen können, ob er zehn oder zwanzig Autos zerkratzt hatte. Er erinnerte sich weder an die Farbe, noch war er in der Lage, die Modelle aufzuzählen. Aber es hatte ihm gutgetan, sich an der Welt zu rächen. Wofür genau, wusste er nicht.
    »Ich will nicht dauernd über diesen Irren nachdenken! Ich habe dann das Gefühl, schon an seinem Haken zu zappeln«, schimpfte Tanja. »Ich will nicht, dass dieser Idiot jetzt auch noch die übriggebliebenen Reste von meinem Leben zerstört. Alles, was ich noch habe, ist eine Arbeitsstelle. Soll ich die jetzt auch verlieren, nur, weil ich hinter ihm herjage?«
    »Er ist mir scheißegal«, antwortete Leon. »Ich denke an Johanna. Sie ist wie deine Schwester … ihm in die Falle gelaufen.«
    »Und du meinst ernsthaft, es ist Pit? Und der hat sie mit nach Ostfriesland genommen?«
    »Ja, genau das glaube ich. Es passt alles zusammen. Er war da, als sie Achterbahn gefahren ist und einen Kreislaufkollaps hatte. Er wusste sofort, was zu tun war, als sie hyperventilierte. Und er war auch jetzt da und ist mit ihr gemeinsam abgehauen.«
    Tanja schluckte und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich … ich könnte mich krankmelden. Aber wie wollen wir sie in Norddeich finden? Wir können doch nicht an jeder Haustür klingeln. Und selbst wenn wir sie finden, was willst du sagen?«
    »Wenn ich auf alle Fragen eine Antwort hätte, wäre ich Politiker geworden und nicht Journalist«, konterte Leon. »Und jetzt schnall dich an oder steig aus.«
    Sie nahm den Sicherheitsgurt und ließ ihn einrasten.
    »Wir fahren jetzt erst zur Potsdamer Straße in seine Wohnung«, sagte Leon trocken, klang dabei aber, als würde er nicht daran glauben, Pit dort anzutreffen.
    Gleichzeitig konnte er sich nicht ernsthaft vorstellen, dass Johanna mit Pit nach Norddeich gefahren war. Spontan. Einfach so. Auf einem Motorrad. Oder hatten sie das Ganze geplant und abgesprochen?
    Er
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