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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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schleswig-holsteinischen Steinburg auf eine am Boden liegende Frau eingetreten zu haben.
    Hinter dicken Schlossmauern, versteckt in einem abgelegenen Trakt des Schweriner Landtages, scheint sich die NPD -Landtagsfraktion zu einem Hort für ehemalige braune Straftäter zu entwickeln. So fand auch der thüringische NPD -Kader Patrick Wieschke eine Praktikantenstelle bei der Schweriner Landtagsfraktion. Wieschke war Anstifter eines Sprengstoffanschlages auf einen türkischen Imbiss im thüringischen Eisenach. Um seine Partei zu schonen, legte der damals angeklagte Wieschke im Januar 2002 sein Amt als stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Nationaldemokraten nieder und trat aus der NPD aus. Das Landgericht Mühlhausen verurteilte Wieschke kurze Zeit später zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten. Hinzu kam noch eine Verurteilung wegen Körperverletzung, die vom Amtsgericht Eisenach mit sieben Monaten Jugendhaft geahndet wurde. Der junge Parteistratege verschwand für einige Zeit im Gefängnis. Nach seiner Freilassung engagierte er sich sofort wieder in der braunen Szene. Seit März 2006 ist Patrick Wieschke stellvertretender Kreisvorsitzender der NPD im Wartburgkreis, Landesgeschäftsführer und Chef des »Referats Mittelstand«.
    Zu seinem Wahlkreismitarbeiter erwählte der NPD -Landtagsabgeordnete Michael Andrejewski aus Anklam den ehemaligen Maurer Alexander Wendt. Wendt ist einer der prominentesten Neonazis aus dem Raum Ostvorpommern. Er hatte auf seinem Grundstück in Salchow bei Anklam ein »nationales Wohnprojekt« gegründet. Dort finden nicht nur regelmäßig Rechtsrock-Konzerte statt, sondern das Anwesen diente auch als Zentrale für den Landtagswahlkampf 2006 . In einer umgebauten Scheune auf dem Gelände wurden angereiste rechte Wahlhelfer aus dem gesamten Bundesgebiet untergebracht und versorgt. Es ist eine aggressive Mischung von Neonazis, die sich dort in dem abgelegenen Dörfchen immer wieder tummelt. Seit August betreibt der NPD -Parlamentarier Andrejewski auf Wendts Anwesen in Salchow sein Wahlkreisbüro und neuerdings auch eine Anwaltskanzlei für Szeneklientel. Wendt selbst hatte im Juli 2004 während einer NPD -Demonstration eine Fotografin angegriffen und verletzt. »Ein krasser Fall von Selbstjustiz«, wie die Staatsanwaltschaft die Attacke in einer Berufungsverhandlung vor dem Landgericht Neubrandenburg wertete. Das Gericht verurteilte Wendt zu einer Geldstrafe.
    Der rechte Liedermacher Jörg Hähnel, der für die NPD in die Bezirksversammlung Berlin-Lichtenberg gewählt wurde und im NPD -Bundesvorstand das »Amt Medien« leitet, ist ebenfalls Mitarbeiter der braunen Fraktion im Schweriner Landtag. Den Sicherheitskräften fiel der neue NPD -Sachbearbeiter kurz nach seinem Arbeitsantritt auf, als er Anfang Mai 2007 versuchte, einen 40 Zentimeter langen Teleskopschlagstock in den Landtag zu schmuggeln. Da diese Art Waffen nicht illegal sind, konnte Hähnel sie beim Verlassen des Parlaments wieder in Empfang nehmen. Für die NPD -Vertreter scheint der Besitz von Waffen Normalität zu sein. Wie der Parlamentarische Geschäftsführer der Schweriner Landtagsfraktion, Peter Marx, zu dem Vorfall verlauten ließ, habe der Mitarbeiter »lediglich vergessen, den Teleskopstock, welchen er zu seiner eigenen Sicherheit mit sich führt, im Auto zu lassen, als er zu seiner Arbeit in den Landtag kam«.
    Schon während des Wahlkampfes umgab sich Pastörs mit rechten Waffen- und Sprengstoff-Fetischisten wie dem ehemaligen Rechts-Terroristen Peter Naumann. Der 1952 geborene Diplom-Chemiker Naumann blickt auf eine lange Karriere in der braunen Bewegung zurück. Seine scheinbar ständigen Wegbegleiter damals: Waffen und Sprengstoff. Der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main verurteilte Naumann im Oktober 1988 wegen der Herbeiführung eines Sprengstoffanschlages, der Verabredung zu Sprengstoffanschlägen, der versuchten Gründung einer terroristischen Vereinigung und wegen des Verstoßes gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten. Gegenüber Fahndern des Bundeskriminalamtes und einem NDR -Fernsehteam des ARD -Magazins »Panorama« präsentierte Naumann 1995 mehrere Waffen- und Sprengstoffdepots. Die Depots sollten bereits Anfang der 80 er Jahre angelegt worden sein. Innerhalb der NPD wird Naumann als »Sicherheitsexperte« für innerparteiliche Schulungen herumgereicht. Vor jungen und alten NPD -Anhängern hielt er
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