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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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2004 auf dem »Heisenhof« von Jürgen Rieger in Dörverden einen 90 -minütigen Vortrag zum Thema »Überwachen, Beschatten und Abhören. Methoden der Observation«.
    Für den NPD -Bundesvorsitzenden Udo Voigt ist das Engagement junger Leute in seiner rechtsextremistischen Partei eine Art Sozialarbeit, wie er der Tageszeitung »Die Welt« erklärte. »Bei uns handelt es sich um junge, aktionistische Leute, die etwas verändern wollen und bereit sind, ein persönliches Risiko zu tragen. Wir holen sie von der Straße runter.« Der ehemalige Waldorflehrer und NPD -Spitzenkandidat in Niedersachsen, Andreas Molau, sprach bei einer Pressekonferenz 2007 gemeinsam mit Voigt fast zynisch von einer »Chance auf Resozialisierung« für seine verurteilten Kameraden. Von Anheizern in Anzügen wie Udo Pastörs erhalten die jugendlichen Straftäter dann zusätzliche zweifelhafte Lektionen erteilt: »Ich glaube, dass wir sehr viele krankhafte Keime in unserem Staatswesen haben. Wenn du Wundbrand kriegst und noch irgendwie Kraft hast, dann nimm dir ein Beil und hau dir das faule Bein ab. Weg damit! Man muss das gesund schneiden.«
    Neben ideologischen Scharfmachern gibt es eine ganze Riege rechter Gewalttäter auch in hohen NPD -Parteiämtern. So wurden der NPD -Kreisvorsitzende für Berlin-Pankow, Daniel Steinbrecher, und das Vorstandsmitglied Diego Pfeiffer im November 2007 wegen gemeinschaftlich begangener gefährlicher Körperverletzung zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt. Glimpflicher davon kam der 37 -jährige NPD -Chef von Königs Wusterhausen, Michael Thalheim. Ein Verfahren gegen ihn wurde gegen Zahlung einer Geldstrafe eingestellt. Er soll auf dem Wegzum »Heldengedenken« in Halbe auf eine 21 -jährige Gegendemonstrantin eingetreten haben.
    Einer, der es als Bundesvorständler bis weit nach oben innerhalb der braunen Hierarchie gebracht hat, ist der gebürtige Göttinger Thorsten Heise. Seit 2004 sitzt der ehemalige Skinhead im Bundesvorstand der rechtsextremistischen Partei als Bindeglied zu den sogenannten parteiungebundenen »Freien Kräften«. Bis zum Verbot der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei 1995 war Heise deren Landesvorsitzender in Niedersachsen. Danach führte er die Kameradschaft Northeim an. Seit 1986 findet sich Heise immer wieder vor den Schranken der Justiz wieder. Lang ist die Liste seiner Verurteilungen. Neben diversen Propagandadelikten wurde er wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, Nötigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt belangt, und mehrfach musste er sich wegen Körperverletzung verantworten. Zuletzt wurde Heise im Dezember 2007 vom Göttinger Landgericht wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr – ausgesetzt zur Bewährung – und einer Geldstrafe von 15 000 Euro verurteilt, weil er Rechtsrock- CD s mit volksverhetzendem Inhalt in Tschechien und der Slowakei hatte produzieren lassen. Seit 2002 ist der Neonazi-Anführer im Thüringischen ansässig. In der Nähe des Dreiländerecks zu Hessen und Niedersachsen erwarb er in der beschaulichen 176 -Seelen-Gemeinde Fretterode ein unter Denkmalschutz stehendes Gutshaus. Von dort aus betreibt Heise mit seinem W&B-Versand einen schwunghaften Handel mit rechtsextremer Musik und rechten Lifestyle-Produkten.
    Am Morgen des 30 . Oktober 2007 rückten etwa 100 Beamte von Bundeskriminalamt und thüringischer Landespolizei gegen das Anwesen von Heise vor. Als sie nach 17 Stunden Einsatz schließlich abzogen, hatten sie rund 1000 beschlagnahmte CD s im Gepäck. Neben den Tonträgern entdeckten die Ermittler noch versteckt in einem Hohlraum ein zerlegtes Maschinengewehr. Insgesamt wurden drei Waffen bei Heise gefunden. Heise bezeichnete sie als harmlose Deko-Waffen. Gegen ihn, der weder über eine Waffenbesitzkarte noch über einen Waffenschein verfügt, wird nun wegen des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt.
    Selbstbewusst scheuen NPD -Spitzenfunktionäre auch nicht die Nähe zu Anhängern verbotener Neonazi-Organisationen wie der Fränkischen Aktionsfront, der Kameradschaft Tor Berlin, der Berliner Alternative Süd-Ost (Baso), der Kameradschaften Hauptvolk und Sturm 27 aus Brandenburg oder den Skinheads Sächsische Schweiz ( SSS ). Im Gegenteil, einige wie Matthias Fischer aus Fürth bekamen Vorstandsposten bei der NPD . Andere wie die beiden verurteilten Rädelsführer Thomas Sattelberg und Thomas Rackow aus dem sächsischen Pirna haben im Landesvorstand der Jungen Nationaldemokraten eine neue
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