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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Autoren: Kerstin Hornung
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Bestes dafür getan. Nicht ein Kind allein kann unsere Zukunft bestimmen, wir brauchen mehr, viele mehr.« Er warf einen Blick nach hinten zu seinen Gefährten der letzten Reise. Wieder grub sich die Sorgenfalte in seine Stirn. Sein Blick ging zu Boden und er flüsterte. »Ich habe in wenigen Tagen mehr Tapfere verloren, als Kinder in den letzten fünfhundert Jahren hier geboren wurden.« Er sah Ala’na eindringlich an. »Fari’jaro ist nicht mehr am Leben …«, hauchte er. Dann ging sein Blick wieder zu Boden.

    Als sie die ersten Gebäude der Stadt erreichten, richtete Rond’taro noch einmal seine Aufmerksamkeit auf die erschöpften Jäger.
    »Ihr Tapferen von Pal’dor! Wir haben unsere Aufgabe erfüllt. Wir sind weit geritten, und ihr wart mutige Gefährten. Geht jetzt nach Hause und ruht euch aus. Der Rat wird einberufen, und jeder von euch wird erzählen, was er gesehen und gehört hat. Wenn sich übermorgen das Tor der Dämmerung öffnet, haltet euch bereit. Im Rat werden wir entscheiden. Lebt wohl, Freunde.«

    Der See Latar’ria lag in einer kleinen Waldlichtung. Ala’na näherte sich ihm besonnen, wie sie es immer tat, und lauschte dem Flüstern der Wellen, die unruhig, stumpf und grau ans Ufer rollten. Sie breitete ihre Arme aus, murmelte leise Worte und beruhigte Latar’ria, bis sich die Wellen glätteten und das Wasser seinen natürlichen Glanz wiederhatte. Erst als der See still wie ein Spiegel dalag, begann sie damit, eine Verbindung zu den magischen Quellen in jeder der fünf Elbenstädte aufzubauen, um diese zum großen Rat zu bitten.
    Die Städte Mar’lea am Meer und Lac’ter im Engelsee waren leicht zu benachrichtigen, denn sie lagen an großen Gewässern. Munt’tar hingegen befand sich hoch in den südlichen Bergen. Die Bäche dort waren kaum größer als Rinnsale aus Gletscherwasser, die unruhig über die Steine spritzten. Descher’latar war noch schwieriger zu erreichen, denn sie lag jenseits dieser Berge an der Grenze zwischen Steppe und Wüste. Viele Antworten auf ihre Fragen konnte Ala’na höchstens erahnen.
    Vier der fünf großen Elbenstädte hatte sie nun benachrichtigt, und jetzt richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die letzte – Frig’dal.
    Es war die mit Abstand abgeschiedenste Stadt im gesamten Land Ardea’lia. Eis und Schnee hielten das Hochland im Norden beinahe das gesamte Jahr über fest im Griff. Zwischen weißen Hügeln lag Frig’dal, die Stadt aus Eis. Ala’na war in jungen Jahren einmal dort gewesen und andächtig zwischen den spinnwebzarten Kunstwerken aus Eis entlanggegangen.
    Als sie jetzt die Stadt zum wiederholten Male anrief, fröstelte sie bei dem bloßen Gedanken an die schaurige Kälte dort. Niemand antwortete. Sie versuchte es erneut, der See war heute sehr unruhig, und Ala’na merkte, wie diese Unruhe langsam auf sie übergriff. Sie konzentrierte sich auf das innere Bild, das ihr von der Stadt geblieben war, dann hob sie beide Arme, breitete sie langsam aus, atmete tief ein und rief:
    »Die nördliche Stadt aus ewigem Eis, in den Hügeln und Tälern des Hochlands. Fließendes Wasser und plätschernder Quell, klopfe an bei deinem Bruder dem Eis. Zeig mir den Spiegel Ogla’ra !«
    Latar’ria knirschte und knackte. Eiskristalle bildeten sich am Ufer und breiteten bald eine zerbrechliche Eisdecke auf dem See aus.
    »Ala’na ruft den Rat nach Pal’dor …« Das Eis knackte und zersprang mit einem Mal.
    Schwarzes Wasser spritzte aus dem See. Ala’na wich zurück.
    Latar’ria war launisch seit jeher. Verbindungen ins Eis waren noch nie einfach gewesen, aber heute steckte mehr dahinter als bloß der Unwille dieses Wassers, eine feste Form anzunehmen. Etwas wühlte den See auf. Etwas veränderte sich.
    Frig’dal hatte nicht geantwortet, aber zumindest war ihre Nachricht durchgegangen. Auch im eisigen Norden wusste man, dass ein Aufruf zum Rat verbindlich war.
    Regungslos stand Ala’na noch eine ganze Weile vor dem See.
    Es gab viele Dinge, die sie tun musste.
    Als erste Mutter war es ihre Aufgabe, nach dem verletzten Leron’das zu sehen. Er war zwar nicht mit ihr verwandt, aber er hatte an der Seite ihres Mannes gekämpft und gehörte damit zur Familie.
    Sie musste Vorbereitungen für den Rat treffen, ebenso wie für die Geburt auf der Warte.
    Ala’na beschloss mit einem Besuch bei Leron’das zu beginnen, dann konnte sie Rond’taro von ihm berichten, ehe sie das Ratstreffen vorbereitete.
    Ihren Ritt zur Warte würde sie erst einmal verschieben.
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