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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Autoren: Kerstin Hornung
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würde es wirklich nicht mehr lange dauern.

    Er hatte das Waldtor noch nicht erreicht, da kam ihm seine Mutter bereits entgegen.
    »Was ist mit der … der …?«, fragte er.
    »Es geht ihr nicht gut, aber dein Vater weiß, was er jetzt tun muss. Hilf ihm dabei. Wie geht’s Elvira?«
    »Die Fruchtblase ist geplatzt«, erwiderte Philip. »Sie hat mich ganz schön ausgefragt.«
    Phine grinste und strich Philip über den Arm.
    »Geh zu deinem Vater, er braucht dich«, sagte sie.
    »Ich hab ihr erzählt, sie wäre eine Cousine von Vater … auf der Flucht …«
    Phine nickte.
    »Darüber sprechen wir am Abend«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
    »Wird sie bei uns bleiben?«
    »Vorerst.«

2. Pal’dor
    A la’na stand auf dem weißen Balkon vor ihrem Schlafgemach und schaute beunruhigt in die Ferne. Etwas hatte die äußerste Schutzgrenze von Pal’dor durchbrochen. Es hatte mit einem schrillen Summen begonnen, das sich langsam in ein immer tieferes Grollen verwandelte.

    Ohne die Rituale zu befolgen, hatte jemand die geheimen Pfade betreten.
    Doch selbst mit ihren scharfen Augen konnte sie nicht mehr erkennen als ein paar Blättchen, die sich ein wenig zu schnell in der leichten Brise wiegten.
    Besorgt sah sie die ersten für einen Kampf gerüsteten Elben die Pfade hinuntereilen.
    Auch jenseits der Stadtgrenzen war es unruhig. Ala’na konnte dies mehr spüren als sehen.
    Hoffentlich war Jar’jana in Sicherheit.
    Die Ursache der Störung konnte sie immer noch nicht erkennen. Das Grollen des beschädigten Tores wurde zwar leiser, aber draußen im Wald war es immer noch laut. Der Lärm und das Chaos deuteten darauf hin, dass es Menschen bei der Jagd waren. Das kam zwar selten vor, aber wer konnte schon in die Köpfe der Menschen sehen. Unruhig und wankelmütig wie sie waren, stürzten sie sich immer wieder in Gefahren. Dass sie den Wald normalerweise fürchteten, war immer ein guter zusätzlicher Schutz für Pal’dor gewesen, aber möglicherweise hatten sie sich von ihrer Angst losgesagt. Immerhin sah Ala’na im See Latar’ria schon seit vielen Monden Menschen, die im Wald Zuflucht vor dem langen Arm des Königs suchten.
    Meist waren die Menschen jedoch harmlos. In tausend Jahren war es selbst den engsten und vertrautesten Menschenfreunden nie gelungen, die Tore von Pal’dor zu finden.
    Ala’na schmunzelte in sich hinein. Menschen lebten und starben so schnell, dass man als Elbe schnell den Überblick verlieren konnte.
    Wie lange war es her, dass der letzte Mensch die Stadt besucht hatte? Hundert oder hundertfünfzig Jahre?
    Der kluge Theobald aus Waldoria war regelmäßig gekommen, jahrelang. Er suchte in Pal’dor Freundschaft, Wissen und Frieden. Das alles konnte er hier finden.
    Eines Tages brachte er ein Kind mit. Damit hatte er so viel Unruhe in Pal’dor ausgelöst, dass man sich bestimmt noch in hunderten von Jahren an dieses Kind erinnern würde. Ala’na erinnerte sich gerne daran. Er hieß Peredur und war der jüngste Sohn des damaligen Menschenkönigs. Theobald war beauftragt worden, für dieses Kind Sorge zu tragen, damit es das Kriegsgreuel jener Tage nicht miterleben musste. Als er mit dem Jungen nach Pal’dor kam, war er fürchterlich aufgebracht. Er sprach von Thronraub und Verrat, von Unrecht und Mord und wollte dieses Kind in Sicherheit wissen.
    Es war Theobalds letzter Besuch in Pal’dor. Als er die Stadt verließ, lauerten ihm die Häscher des Thronräubers im Wald auf und brachten ihn zur Strecke, noch bevor jemand ihm zu Hilfe eilen konnte.
    Daraufhin nahmen Ala’na und ihr Gefährte Rond’taro dieses Kind wie ihr eigenes auf.
    Peredur war wie Quecksilber. Er hüpfte, er rannte, er kletterte auf Bäume und Mauern. Ruhig war er nur, wenn er schlief oder wenn man ihm eine Geschichte erzählte.
    Als er größer wurde, lernte er mit der gleichen Energie, mit der er vorher gespielt hatte. Seine dunklen, ständig zerzausten Haare fielen in Locken auf seine Schultern, und Ala’na erinnerte sich immer noch an seine grünen Augen, umrahmt von dunkeln Wimpern. Innerhalb weniger Jahre wuchs er zu erstaunlicher Größe heran, und die junge Sili’rana suchte oft seine Nähe. Stundenlang saßen die beiden am See, redeten und lachten und kümmerten sich wenig um die Gepflogenheiten, die solchen Treffen vorauszugehen hatten. Ala’na war besorgt, konnte sich aber dem Charme dieses jungen Mannes selbst nicht entziehen.
    Er war der letzte Mensch gewesen, der in Pal’dor gelebt hatte, doch wie alle
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