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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Autoren: Kerstin Hornung
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zu drehen. Sie stützte sich an einen Baum und bemühte sich, ihre Sinne beisammenzuhalten. Sie musste sofort nach Hause. Ihre Eltern mussten wissen, dass der sorgfältig geplante Ablauf gestört worden war.

    Die Bewegung im Wald wurde deutlicher, etwas, das vorher nicht da gewesen war, kam taumelnd auf sie zu. Eine böse Vorahnung beschlich sie. Sie löste sich von dem Baum. Ihr Kleid war blutgetränkt. Schwarze Kreise tanzten vor ihren Augen, und die Schmerzen wurden noch schlimmer. Ein Horn schallte in der Ferne … vor Pal’dor !? Wurde die Stadt angegriffen?
    Das konnte nicht sein. Niemand konnte Pal’dor finden. Nur geheime Pfade führten dorthin, und die Eingänge waren versteckt. Es gab Rituale, die man befolgen musste. Niemand entdeckte zufällig diese Stadt. Niemand konnte sie angreifen. Jar’jana taumelte, ihre Sinne drohten zu schwinden. In ihrem Kopf drehte sich alles.
    Lume’tai erwachte. Sie wimmerte leise.
    Jar’jana musste sie fortbringen. Sie brauchte jemanden, der ihr sagte, was dieses winzige Wesen brauchte. Die Ältesten mussten erfahren, dass das Ritual gestört war, dass es keine Geburt unter den blanken Sternen auf der Warte geben würde. Unerträgliche Schmerzen zwangen Jar’jana zu Boden. Auf Knien rutschte sie zu ihrem Kind. Sie spürte die Dunkelheit, die ihre Arme nach ihr ausstreckte und sie zu überwältigen drohte. Verzweifelt, aber kraftlos wehrte sie sich dagegen. Dann brach sie neben ihrem Kind zusammen.

1. Waldoria
    M it einem Buch hatte sich Philip auf den Dachboden verzogen. Er hatte sich ein Nest aus Decken gebaut, das gut verborgen hinter einem Haufen alter und kaputter Möbel lag, die sein Vater irgendwann reparieren wollte.
    Sein Reich.
    Unten im Haus gab es keinen Platz, an dem er ungestört lesen konnte. Seine fünf jüngeren Brüder taten alles dafür, um ihn den ganzen Tag zu stören. Und wenn die Plagegeister einmal nicht um ihn herumschwirrten, hielt ihn seine Mutter mit Botengängen und Hilfsdiensten auf Trab.
    Ab und zu musste er auch dem Vater in der Schmiede helfen. Vor allem dann, wenn dessen Gehilfe Ruben sich um seine gebrechliche Mutter kümmerte.
    Mit einem leisen Seufzen lehnte sich Philip zurück und strich über den ledernen Einband des Buches. Pal’dor.

    Das Bild einer schlanken, hochgewachsenen Gestalt mit langen Haaren und fließenden Kleidern zierte den Deckel. Das Wesen sah menschlich und doch fremdartig aus. Die gerade Nase und das vorspringende Kinn wirkten entschlossen, die Augen sahen ihm weise, alt und wissend entgegen. In einer Hand hielt die Gestalt ein dickes Buch, in der anderen einen Speer. In kunstvollen Windungen verband sich die Speerspitze mit dem reichverzierten Schaft.
    Philips Finger folgten dem Muster, dann schlug er das Buch auf und begann zu lesen.

    »Philip! Phiiilip!!!« Die Stimme der Mutter klang ungeduldig. »Wo bist du? So antworte doch! Philip!!!!«
    Philip stöhnte leise. Sollte er sich melden, oder würde sie irgendwann aufgeben?
    »Philip Gordinian, ich weiß, dass du im Haus bist!«
    Er stand auf und streckte sich. Dann versteckte er das Buch in einer Schublade. Seine Mutter würde nicht aufgeben, ehe sie ihn gefunden hatte. Widerwillig kletterte er die Dachbodenleiter hinunter.
    »Hat er dir wieder ein Buch mitgegeben?«
    Erschrocken fuhr Philip herum und blickte geradewegs in das Gesicht seiner Mutter.
    »Äh … ja. Woher weißt du …?« stammelte er verdutzt.
    »Ach Junge! Ich hoffe, dort oben ist es auch hell genug zum Lesen.« Sie strich ihm über den Arm. »Bei Elvira ist es so weit, ich muss gehen. Bitte pass auf die Zwillinge auf.«
    Hinter ihrem Rücken verdrehte er die Augen und folgte ihr zur Tür.
    Draußen stand ein hagerer junger Mann, den Hut hielt er mit beiden Händen fest. Als er sie sah, wirkte er sichtlich erleichtert. Das erste Kind, tippte Philip im Stillen.
    »Wenn es spät wird, bring die zwei Kleinen ins Bett. Achte darauf, dass sich auch Jacob, Josua und Johann die Füße waschen, bevor sie ins Bett gehen. Und bleibt nicht zu lange wach!«
    »Ja, Mutter«, versprach Philip.
    Seine Mutter wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte, auch wenn er von der Aussicht, auf seine Geschwister aufzupassen, wenig begeistert war. Aber schließlich wurde er im Herbst bereits sechzehn, und somit war er schon fast erwachsen. Dass er immer noch zur Schule gehen durfte, war ein Privileg. Nur wenige seines Alters hatten die Möglichkeit, das zu tun. Er verdankte es zu einem Großteil seiner Mutter
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