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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Autoren: Kerstin Hornung
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und dem Geld, das sie als Hebamme verdiente.
    »Wird Vater heute rechtzeitig zu Hause sein?«, fragte Philip.
    Seine Mutter band sich eine Haube um und griff nach ihrer Tasche. »Wie es aussieht, eher nicht. Er hat viel zu tun.« Sie zwinkerte ihm zu.
    Philips Vater war am Morgen in den Wald gegangen, um die Vorräte in der Speisekammer zu ergänzen. Dadurch würde er länger brauchen, um sein Tagwerk in der Schmiede zu vollbringen.
    Philip sah seiner Mutter nach, wie sie mit energischem Schritt den hageren Mann einholte und das Tempo für den weiteren Weg vorgab. Als sie um die Ecke bog, drehte er sich um und ging zurück ins Haus.
    Erst einmal musste er seine Brüder suchen. Die zwei größeren, Jacob und Johann, waren alt genug, um bis zum Abendbrot allein zurechtzukommen.
    Josua spielte wahrscheinlich mit seinem Freund am Teich.
    Dort würde Philip zuerst nachsehen, denn so wie er die vierjährigen Zwillinge Jaris und Jaden kannte, hatten sie die Gunst der Stunde genutzt und sich an Josuas Fersen geheftet.
    Er machte sich auf den Weg. Erst schlüpfte er zwischen zwei Gartenzäunen hindurch und folgte dann dem ausgetretenen Pfad, der an einem kleinen Mäuerchen entlangführte. Dann lief er ein paar Schritte bergan über die Streuobstwiese.
    Von der leichten Erhebung aus konnte man die Trauerweide am Ufer des Teiches sehen. Es war ein mächtiger Baum, dessen Äste bis ins Wasser hingen und die dadurch ein wunderbares Versteck vor neugierigen Blicken boten.
    Früher war er selbst gerne dort gewesen und hatte sich eingebildet, dass ihn niemals jemand dort finden könnte. Doch dann war Jacob zur Welt gekommen und hatte sich fortan an seine Fersen geheftet. Nur ein Jahr später hatte Johann es ihm gleichgetan. Mit der Ruhe war es vorbei.

    Wenn Philip aus der Schule kam, warteten die beiden schon auf der Türschwelle und ließen ihn nicht mehr aus den Augen, bis sie abends im Bett lagen. Er hatte sie geärgert, bis sie heulten, oder war ihnen, so schnell er konnte, davongerannt. Sie ließen sich einfach nicht abschütteln.

    Mit Josua änderte sich einiges. Winzig klein kam er an Philips achtem Geburtstag zur Welt, eine Frühgeburt. Die Mutter brauchte lange, um sich von dieser Geburt zu erholen. Da sie sich kaum um Josua kümmern konnte, brauchte der Kleine die Aufmerksamkeit der gesamten Familie.

    Oftmals wimmerte er den ganzen Tag über und ließ sich durch nichts und niemanden davon abbringen. Während Philips Brüder jedes Mal, wenn man in ihr Körbchen sah, wieder ein Stückchen gewachsen waren, blieb Josua winzig. Oft weinte Mutter, wenn sie ihn stillte.
    Doch eines Tages begann Josua seine Umgebung genauer zu beobachten, versuchte sein Köpfchen zu heben, und an seinem ersten Geburtstag stand er plötzlich im Bettchen.
    Dreieinhalb Jahre später stellte die Geburt der Zwillinge noch einmal den Familienalltag auf den Kopf, aber Josua blieb für Philip etwas Besonderes.

    Inzwischen hatte er die Weide erreicht, als ihm etwas auf den Rücken sprang, während gleichzeitig seine Beine umklammert wurden. Er strauchelte und fiel kopfüber in den Teich.
    »Seid ihr vollkommen verrückt geworden?«, schimpfte er los, kaum, dass er seinen Kopf aus dem Wasser gezogen hatte. Die braunen Haare hingen ihm nass ins Gesicht, und er funkelte die Zwillinge aus seinen grünen Augen wütend an. »Wenn Mutter erfährt, dass ihr weggelaufen seid, zieht sie euch den Hosenboden stramm!«
    »Sie ist sowieso nicht zu Hause«, antwortete Jaris frech.
    »Ach ja! Was du alles weißt.«
    »Da kam dieser Hinkebein-Mann, der wollte, dass sie mitgeht und da …«
    »Habt ihr euch gedacht, dass dies die beste Gelegenheit ist, was Verbotenes zu tun?«, beendete Philip den Satz. »Habt ihr zwei Josua gesehen?«
    »Nööö, jaaa«, antworteten die Zwillinge im Chor.
    Ach so, dachte Philip bei sich, den haben sie also vertrieben.
    »Dann müsst ihr mir helfen, ihn zu suchen.«
    Jaris und Jaden wollten gerade damit beginnen, sich jammernd über diese Ungerechtigkeit zu beschweren, als Philip sie barsch unterbrach.
    »Ansonsten erzähle ich Mutter, wo ich euch gefunden habe«, drohte er.
    Missmutig fügten sich die Zwillinge.
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück zum Haus.

    Philip vermutete, dass er Josua, wie so oft, im alten Turm finden würde.
    Der verfallene Turm war der einzige noch übrig gebliebene Wehrturm der alten Stadtmauer.
    Stand man ganz oben, konnte man über die Mauer hinweg den Alten Wald sehen und hatte gleichzeitig
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