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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)
Autoren: L. S. Anderson
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Begrüßung bei ihren Leuten gebräuchlich geworden war. Tatsächlich salutierten sie nur vor Hauser. Als das erste Mal einer vor ihm, Whittaker, salutierte, hatte er das sofort verboten. Zwar war er, wie Hauser, als Oberst verabschiedet worden, doch der Rang bedeutete ihm wenig, und sentimentale Erinnerungen an seine Jahre als Soldat hatte er nicht. Auch Hauser, das wusste er, war weder eitel noch nostalgisch. Die Piloten und die acht ehemaligen Soldaten und Unteroffiziere, die für sie arbeiteten, sollten sich militärisch benehmen, damit sie weiter militärisch dachten und handelten. Die Piloten flogen den Gulfstream. Die Soldaten dienten als Fahrer, Laufburschen und Aufpasser, manchmal auch als Kellner oder Sekretäre. Wenn der Anlass es erforderte, waren sie routinierte Bodyguards, und falls es jemals zum Äußersten kam, eine funktionierende Kommandoeinheit. Vier- oder fünfmal im Jahr flogen sie mit ihm oder Hauser in den kleinen Jet gepfercht zu einem Provinzflughafen in der Karibik oder in Mittelamerika. Sie landeten immer kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Während er oder Hauser in einem abgelegenen Hangar oder Lagerschuppen in der Nähe der Rollbahn Berge von Dollarscheinen sortierte, zählte und packte, gemeinsam mit den Männern, die das Geld in Koffern oder Säcken gebracht hatten, patrouillierten die Soldaten draußen mit H&Ks, Nachtsichtgeräten und in Kevlar schwitzend durch die tropische Nacht. Was sie bewachten, erfuhren sie nicht. Einen Zwischenfall hatte es noch nie gegeben. Meistens wurden nach ein paar Stunden die Zähl- und Sortiermaschinen wieder abgebaut, und sie flogen mit dem Geld, das dann ordentlich in Alu-Kisten verstaut war, in den Sonnenaufgang. Manchmal konnten sie nicht vor Tagesanbruch verschwinden und mussten mit dem Abflug bis zum folgenden Abend warten. Dann kampierten sie einen Tag lang in einem abgedunkelten, heißen Gebäude und warteten wie Vampire darauf, dass die Sonne unterging.
    Der Asphaltweg, auf dem Whittaker und Hauser fuhren, weitete sich zu einer Auffahrt zum Portal eines großen, alten Hauses. Zwei junge Männer öffneten die Wagentüren, als der Lexus ausgerollt war. Zwei ältere Asiaten, ein Mann und eine Frau, warteten auf dem Treppenabsatz vor dem Eingang. Sie verbeugten sich lächelnd vor den Ankömmlingen, die Handflächen vor der Brust aneinandergelegt. Whittaker erwiderte mit einer Verbeugung, als er an ihnen vorbeiging. Hauser blieb am Fuß der Stufen stehen, um auf Augenhöhe mit dem zwergenhaft kleinen Paar zu sein und ein paar Sätze in ihrer Muttersprache mit ihnen zu wechseln, bevor er Whittaker folgte. Die jungen Männer am Wagen beobachteten die Unterhaltung mit respektvoller Neugier. Sie kannten niemanden, der eine exotischere Sprache als Spanisch beherrschte.
    Das Innere des Hauses war luxuriöser, als es die von der Seeluft gebleichte, etwas vernachlässigte Fassade vermuten ließ. Die Räume mit ihren polierten Hartholzböden, Balkendecken und getäfelten Wänden ähnelten den Kajüten alter Schiffe. Das weitläufige, fast labyrinthische Gebäude verschluckte die beiden Männer für einige Stunden, bis sie das Abendessen in einem großen, hellen Raum auf der Seeseite des Hauses wieder zusammenführte. Sie aßen schweigend. Die Sonne stand noch am Himmel, die Fenster waren geöffnet, um die Brandung zu hören. Als die Asiatin abgetragen hatte, nahm Whittaker übergangslos das Gespräch wieder auf, das sie auf der Herfahrt geführt hatten.
    »Um wie viel geht es denn?«
    »Ungefähr neun.«
    »Ach ja, ich erinnere mich. Nun, das ist ja nicht so viel. Innerhalb von zwei Wochen könnten wir das bar auf den Tisch legen.«
    »Das schon. Aber willst du denn wirklich die Schrottaktien zurückkaufen?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich will vorbereitet sein, falls uns keine andere Wahl bleibt. Die Frage ist, wie lange sich die Koreaner hinhalten lassen.«
    »Sie haben den Broker verbrannt, um uns zu beeindrucken, und mir die Dolmetscherin geschickt, damit wir den Hinweis nicht übersehen. Das heißt, sie warten auf eine Reaktion, und das verschafft uns etwas Zeit, wenn auch nicht viel.«
    »Ja. Die zweite Frage ist, was passiert, wenn ihnen klar wird, dass wir nicht zahlen werden. Wenn sie statt Geld nur noch Blut sehen wollen, dann ist die dritte Frage, wo wir sie erwarten müssen, wo sie glauben, dass wir angreifbar sind.«
    Es entstand eine Pause.
    »Ich würde jemanden kidnappen, um uns unter Druck zu setzen«, sagte Hauser nach einer Weile.
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