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Nele und der Neue in der Klasse

Nele und der Neue in der Klasse

Titel: Nele und der Neue in der Klasse
Autoren: Usch Luhn
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befreit. »Ich auch, Barbara. Und ich brauche sofort eine quietschsüße Tasse heiße Schokolade. Dieses alberne Tee-Geschlabber in Schottland ist ja nicht auszuhalten.«
    Nele schlang ihre Arme um Großtante Adelheid und lugte neugierig über ihre Schulter hinweg. »Wo ist denn eigentlich der Lord?«, flüsterte sie in ihr Ohr.
    Großtante Adelheid ließ Nele abrupt los und drehte sich hastig um.
    »Henry?«, rief sie alarmiert. »Ja um Himmels willen, aussteigen, mein Junge. Henry!!!«
    Fahrdienstleiter Berner eilte mit wichtigem Schritt herbei. Charmant begrüßte er Großtante Adelheid mit einem Handkuss. »Ich höre, hier wird noch jemand vermisst? Bestimmt der blaublütige Knabe. Kein Problem.« Er kletterte eilig in den Zug.
    »Ich hab gar nicht bemerkt, dass Henry plötzlich nicht mehr hinter mir war«, sagte Tante Adelheid kopfschüttelnd. »Es ist schwieriger, auf ihn aufzupassen, als auf einen Sack voller Flöhe. Er ist mir auf unserer Reise schon zweimal fast verloren gegangen.«
    Nele kicherte erneut. Einen Lord mit Flöhen zu vergleichen, fand sie ziemlich gewagt. Typisch Tante Adelheid. Aber die war ja sogar einmal mit einem indischen Prinzen verlobt gewesen.
    »So, da wären wir!«, rief Herr Berner. Er balancierte einen riesigen Koffer auf seiner linken Schulter und hatte bereits einen hochroten Kopf.
    Hilfsbereit sprang Neles Vater herbei und übernahm den Koffer. Dabei verlor er das Gleichgewicht und ließ den Koffer unsanft auf den Boden gleiten.
    »Mann!«, stöhnte Herr Winter. »Was ist denn da drinnen? Nessie?«
    Nele gluckste vergnügt. »Das wäre echt witzig, Papa.«
    Vor gar nicht langer Zeit hatte Nele ihren Hund Sammy in einer Sporttasche auf die Klassenfahrt mitgeschmuggelt. Aber mit einem echten Seeungeheuer zu verreisen, war natürlich um einiges cooler.
    Gleich darauf erschien der junge Lord endlich höchstpersönlich in der Zugtür.
    »Jetzt aber hopphopp«, rief Großtante Adelheid ungewohnt energisch und hielt Henry hilfsbereit eine Hand hin. »Der Kleine ist Edwards Patenkind und er verreist zum ersten Mal ohne seinen Vater«, erklärte sie Herrn Berner. »Es ist alles sehr ungewohnt für ihn. Züge kennt er nur aus dem Fernsehen.«
    Lukas glotzte den schottischen Lord mit offenem Mund an. »Oh Gott! Seid ihr sicher, dass die letzte Reise von Henry keine Zeitreise war? Der Typ trägt ja Klamotten wie aus dem Mittelalter.«
    Tanne schüttelte den Kopf. »Quatsch, Mittelalter ist das nicht«, sagte sie ein wenig besserwisserisch. »19. Jahrhundert, aber es sieht genauso schlimm aus. Die spitzen Lackschuhe sind krass. Damit kannst du jemanden aufspießen.«
    Lukas kicherte. »Und der blaue Mantel mit dem goldenen Wappen ist so richtig peinlich. Hat der Typ etwa eine Krawatte umgebunden? Ich fass es nicht.«
    »…und guck mal, die Jeans hat eine Bügelfalte «, fiel ihm Tanne quietschend ins Wort. »Das ist nicht wahr. Ich würde echt sterben, wenn Mama mir so was antun würde.« Sie drückte ihre Hände auf den Mund, um nicht laut herauszuprusten. »Was sagst du denn, Nele? Ist das nicht absolut daneben?«
    Nele lächelte verzückt. »Ich weiß nicht, warum ihr immer gleich am Meckern seid. Ich finde seine Kleidung richtig vornehm. Man sieht eben sofort, dass er blaues Blut hat. Er guckt irgendwie so … so edel. Wie ein echter Lord eben. Und seine blonden Haare glänzen wie Gold. Er ist sicher supernett und kann jede Menge tolle Nessie-Stories erzählen. Das wird voll spannend, wetten?«
    Sie hüpfte auf ihn zu und sagte: »Hi, Henry. Ich spreche no Englisch. Aber Papa hat ja gesagt, du kannst Deutsch. Echt super, dass du mitgekommen bist.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen und strahlte wie ein Weihnachtsbaum.
    Henry versteckte seine Hände eilig hinter seinem Rücken und musterte Nele kritisch. Am längsten starrte er auf ihre Gummistiefel. Sie waren knallrot, mit Marienkäfern darauf, und unter den Sohlen pappte jede Menge Matsche von dem aufgeweichten Waldweg, der um die Burg führte.
    Schließlich verbeugte er sich knapp und nickte. Ansonsten blieb er stumm. Und die Hand gab er ihr auch nicht. Tanne und Lukas kicherten leise.

    Barbara Winter runzelte die Stirn, aber sie verkniff sich eine Bemerkung. »Ab nach Hause«, rief sie stattdessen. »Eine Tasse heiße Schokolade können wir bei dem miesen Wetter alle gebrauchen, nicht nur Tante Adelheid!« Sie lächelte Henry aufmunternd an.
    Der junge Lord antwortete nicht. Aber wenigstens setzte er sich in Trab. In der
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