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Nele und der Neue in der Klasse

Nele und der Neue in der Klasse

Titel: Nele und der Neue in der Klasse
Autoren: Usch Luhn
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sich dieser Henry eigentlich ein?
    »Ich will nicht in ein Mädchenzimmer«, wiederholte Henry gerade stur.
    »Ach nee!«, rief Nele aufgebracht. »Und warum habe ich dann heute Morgen eine ganze Stunde aufgeräumt?« Sie rührte mit dem Löffel heftig in ihrer Schokolade herum.
    »Also, Nele, das war sowieso mal nötig«, beschwichtigte Barbara Winter ihre Tochter, und zu Henry sagte sie: »Schade, Henry, dass du dir Neles Zimmer nicht wenigstens anschauen willst.« Sie machte ein ganz betrübtes Gesicht.
    »Vielleicht will er lieber auf dem fliegenden Teppich im Ritterzimmer übernachten«, murmelte Lukas in Tannes Richtung.
    Tanne nickte eifrig. »Oder im Burgverließ bei den süßen Fledermäusen.«

    »Keine schlechte Idee«, sagte Nele und kniff die Lippen zusammen. Sie fand ihr Zimmer nämlich besonders hübsch und war gerade echt stinkig auf diesen eingebildeten Lord.
    »Kinderkram! Dann bauen wir das Matratzenlager für Henry eben bei David auf«, sagte Herr Winter und stand ungeduldig auf.
    »Nee, nee, nee. Kleinkinder haben in meinem Zimmer keinen Zutritt«, rief Neles Bruder David empört. Er kam gerade rechtzeitig in die Küche, um die Pläne seines Vaters zu vereiteln. Er fläzte sich auf die Eckbank und starrte den Besuch neugierig an. »Coole Klamotten«, sagte er.
    Herr und Frau Winter seufzten beide gleichzeitig.
    »Ist doch alles überhaupt kein Problem«, übernahm Tante Adelheid das Wort. »Bis Edward nach Hause kommt, kann Henry doch im kleinen Turmzimmer wohnen.« Sie schnappte sich energisch seine Hand und sagte: »Komm mein Junge. Wir klettern mal die Treppen hoch. Dort oben gefällt es dir bestimmt.« Sie verschwand mit ihm aus der Küche.
    »Prima!«, rief Herr Winter erleichtert. »Ich bringe ihm gleich mal den Koffer hinterher.«
    Nele sah ihm mit finsterem Gesicht nach. Und auch Tanne und Lukas guckten ratlos aus der Wäsche. »Das kann ja lustig werden«, murmelte Nele.
    »Urteile nicht zu voreilig. Henry ist es einfach nicht gewohnt, mit anderen Kindern zusammen zu sein«, versuchte Barbara Winter, Nele aufzuheitern. »Auf einem schottischen Schloss kann es sehr einsam sein. Er hatte bestimmt keine so tollen Freunde, wie ihr drei es seid.«
    Nele guckte erstaunt. »Im Ernst?«, fragte sie und fühlte, wie eine Riesenwelle Mitleid in ihr hochstieg. »Wie traurig. Ich würde mich ohne Tanne und Lukas zu Tode langweilen. Hatte er denn wenigstens Haustiere?«
    Barbara Winter zuckte mit den Achseln. »Am besten, du fragst ihn selber. Ihr könnt ja mal mit Sammy spazieren gehen und du kannst ihm dabei die Gegend zeigen. Vielleicht erzählt er dir dann, was auf so einem Schloss los ist.«
    Lukas runzelte die Stirn. »Der hat bestimmt keinen Bock, mit Sammy an der Leine herumzulaufen. So einer spielt nur mit Nessie. Oder was gibt es sonst für Ungeheuer in Schottland?«
    Tanne lachte los. »Schade, dass wir gar nicht mehr in seinen Koffer geguckt haben. Da hockt vielleicht ein wildes Biest drinnen.«
    Barbara Winter schüttelte unwillig den Kopf. »Das finde ich gar nicht nett von euch. Nur weil Henry ein wenig anders aussieht oder spricht, müsst ihr euch nicht über ihn lustig machen. Ich denke, ihr geht jetzt mal nach Hause und beruhigt euch ein wenig. Morgen in der Schule seht ihr euch ja schon wieder. Aber eines sage ich euch: Wenn ich mitkriege, dass ihr Henry weiter veräppelt, bekommt ihr echten Ärger mit mir.«
    So eine Standpauke hatte Barbara Winter den Freunden von Nele noch nie gehalten. Tanne wurde knallrot und Lukas guckte ziemlich bedröppelt.
    »Ich will nur nicht, dass er doof zu Nele ist, wegen dem Zimmer und so«, piepste Tanne.
    »Und wieso hat er denn gar nicht mit uns geredet?«, verteidigte sich Lukas.
    Darauf wusste Frau Winter auch keine vernünftige Antwort. Sie scheuchte die drei Freunde kurzerhand aus der Küche und kochte sich eine Tasse Kaffee.
    Die Kinder verzogen sich in Neles Zimmer. Dort packten Lukas und Tanne unlustig ihre Übernachtungsrucksäcke. Sie wären gerne noch eine Weile geblieben. »Ich glaube, deine Mutter hat sich Henry auch anders vorgestellt. Aber sie gibt es vor uns nicht zu«, sagte Lukas.
    »Glaube ich auch«, stimmte ihm Tanne zu. »Sie hat Henry ein paarmal ganz streng angeguckt.«
    Nele kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. »Aber vielleicht wird man wirklich so komisch, wenn man keine richtigen Freunde hat«, sagte sie.
    »Auf jeden Fall musst du ihn beobachten«, befahl Lukas. »Vielleicht schaffst du es, heimlich in seinen
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