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Nele und der Neue in der Klasse

Nele und der Neue in der Klasse

Titel: Nele und der Neue in der Klasse
Autoren: Usch Luhn
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Haarspitzen. »Das ist jetzt echt nicht wahr!«, brüllte sie schmerzhaft auf.

    Henry saß auf Neles rotem Fahrrad und hüpfte vergnügt auf dem Sattel auf und ab!
    Sie schnappte den Fenstergriff, um Henry am Fortfahren zu hindern. Aber das doofe Fenster klemmte. »Mist!«, keuchte Nele. »Du dummes Ding!«
    Im selben Augenblick drückte Henry auf die Hupe.
    »Plemplemplemplemplem!«, kreischte die grasgrüne Papageientröte los.
    Wie verrückt rüttelte Nele an dem Fenstergriff. Das Fenster ließ sich nicht öffnen. Nach dem schweren Gewitter vor ein paar Tagen hatte Vater Winter an den altersschwachen Fenstern einen Extrariegel angebracht, damit die Läden nicht von selber aufschlugen.
    Hilflos musste Nele zusehen, wie Adelheid und Henry vom Burghof radelten.
    »Nee, ich heul jetzt nicht«, sagte Nele zu sich selber. »Ich heule nicht schon wieder los.«
    Aber sie musste sich ganz schön zusammenreißen.
    Großtante Adelheid war eine Verräterin, dachte sie finster. Dass sie Henry einfach erlaubt hatte, auf Neles neuem Fahrrad herumzukurven, ging gar nicht.
    Am liebsten wäre Nele hinterher gesaust und hätte den beiden richtig die Meinung gegeigt. Für eine Sekunde überlegte sie, ob sie sich dafür einfach Papas Fahrrad schnappen sollte. Es stand frisch aufgepumpt und ganz verwaist unten vor dem Schuppen.
    Aber dann hatte sie plötzlich eine bessere Idee. Sie lächelte in sich hinein. Vermutlich machte Großtante Adelheid die große Tour durch den Wald. So bald kamen sie bestimmt nicht zurück in die Burg. Also hatte Nele jede Menge Zeit, sich einmal gründlich ganz hoch oben umzuschauen.
    Henry hatte es sich im Turmzimmer so richtig gemütlich gemacht. Auf dem Nachttisch stand ein Foto, auf dem Henry noch ganz klein war. Trotzdem erkannte Nele ihn sofort. Auf dem Bild lachte er wie ein Honigkuchenpferd und kuschelte sich an eine total hübsche Frau mit ganz langen blonden Haaren. Nele fand, dass die Frau aussah wie Dornröschen aus dem Film.
    Neben der Frau stand ein Mann, der hatte die gleichen Haare wie Henry. Überhaupt sah er Henry zum Verwechseln ähnlich, nur war er viel älter.
    Nele nahm das Foto in die Hand und schaute es sich ganz lange an. Die beiden Erwachsenen waren bestimmt seine Eltern. Nele fragte sich, wo die Mama von Henry abgeblieben war. Großtante Adelheid hatte nur erzählt, dass Henry mit seinem Papa mutterseelenalleine in dem großen, zugigen Schloss in Schottland wohnte.
    Für einen Moment spürte sie Mitleid mit Henry. Bei dem Gedanken, dass ihre Mama plötzlich weg sein könnte, bekam Nele überall Gänsehaut. Sogar auf den Ohrläppchen. Nele seufzte tief.
    Trotzdem war das kein Grund, ohne zu fragen mit ihrem Fahrrad abzudüsen, dachte sie gleich darauf. Sie gab sich einen Ruck und erinnerte sich, weshalb sie eigentlich hier war. Sie hatte Lukas versprochen, herauszufinden, was sich in diesem monstergroßen Koffer befand!
    Wo war das Ding eigentlich? Unter dem Bett war bestimmt nicht genug Platz. Trotzdem legte sie sich auf den Bauch und spähte unter das Holz. Außer einer Handvoll Wollmäuse, in der es sich ein paar Babyspinnen gemütlich gemacht hatten, war dort nichts. Merkwürdig. Der Koffer konnte doch nicht einfach so verschwunden sein.
    Auf der Schuhablage standen ordentlich wie die Sieben Zwerge aufgereiht die Lackschuhe von Henry. Nicht zu fassen. Der Junge hatte tatsächlich für jeden Wochentag ein Paar von den hässlichen Tretern. Eines war immer noch dick beklebt mit Matschklumpen. Im Kleiderschrank fand Nele drei dunkelblaue Jeans mit Bügelfalten und ein halbes Dutzend Pullunder in knalligen Farben. Pullunder waren Strickpullover ohne Ärmel, die man über Hemden anziehen konnte. Nele hatte bis heute geglaubt, dass nur Papa oder noch ältere Leute solche Dinger schick fanden.
    Endlich. Da war der Koffer. Henry hatte ihn hinter den dicken Filzvorhang ganz an die Wand geschoben, sodass man ihn auf den ersten Blick gar nicht sehen konnte.
    Nele spürte ein Kribbeln in ihrem linken Zeh. Das war ein Signal, auf das sie sich zweihundertprozentig verlassen konnte. Immer, wenn ihr Zeh ihr dieses Zeichen gab, war irgendetwas faul.
    Mit aufgeregten Fingern öffnete Nele die Scharniere. Sie wunderte sich ein wenig, dass der Koffer so leicht aufging, und klappte den Deckel hoch. Ganz oben auf lag eine Ritterrüstung. Sie war bloß aus Plastik, sah aber ähnlich aus wie die Rüstung vom Schwarzen Ritter. Natürlich ohne Heftpflaster. Sogar ein Schwert lag daneben. Vorsichtig
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