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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!
Autoren: V Ironside
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denken schon seit ein paar Monaten darüber nach. Deswegen war das mitWeihnachten so schwierig.Tut mir furchtbar leid. Ich wusste ja, wie sehr du dir gewünscht hast, dass wir zurückkommen, und ich wollte dir unter keinen Umständen Hoffnungen machen und dich dann enttäuschen. Es ist einfach so, dass wir uns hier nicht wohlfühlen. Chrissie arbeitet zu viel. Und obwohl alle sehr nett sind, haben wir keine echten Freunde finden können. Und wir wollen ja auch nicht, dass Gene so amerikanisch wird. Die üblichen Gründe. Du hattest Recht, Mom. Es hat wirklich was mit ›wow‹ zu tun. Und Chrissie kann ihre alte Stelle in London wiederhaben und sogarTeilzeit arbeiten, und ich habe dort viel bessere Stellenangebote… und außerdem bist du da, und außerdem ist London unser Zuhause… «
    Tja, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wurde einfach von einer Glückswoge erfasst, und mir kamen dieTränen. Es fühlte sich an, als würde ein gewaltiger Felsklotz von meinen Schultern rollen, und ich fühlte mich plötzlich– auch wenn sich das ziemlich übertrieben anhört– wie neugeboren. Jedenfalls fehlten mir dieWorte.
    » Mom? Mom?Alles in Ordnung? « , fragte Jack und beugte sich vor.
    » Ich bin so froh « , schluchzte ich und berührte sein Gesicht auf dem Bildschirm. » Ach, Liebling, wie… wie wunderbar.Wann kommt ihr denn? Ich hole euch am Flughafen ab.Ach mein Schatz, es ist so schön! «
    » Wir buchen den Flug so schnell wie möglich. Er wird albtraumhaft teuer sein, aberWeihnachten sind wir bei dir, komme, was wolle « , sagte Jack.
    20. Dezember
    Viel zu lang nichtTagebuch geschrieben, weil ich so viel zu tun habe. Plätzchen backen,Truthahn bestellen, Christbaum schmücken (ich bin ganz vorsichtig auf die Leiter gestiegen und hatte Penny einbestellt, um sie zu halten), Genes Pulli fertig stricken, ihr Haus vorbereiten. Die Mieter haben es in schrecklichem Zustand hinterlassen, hie und da musste gestrichen werden, und es war ein Riesenaufwand, dieTeppichböden reinigen zu lassen, damit sie alles so makellos vorfinden, wie sie es verlassen haben.
    Morgen kommen sie an. Bin völlig aus dem Häuschen vor Freude und kann kaum schreiben. Fühle mich zehn Jahre jünger vor Glück (hätte gar kein Lifting gebraucht) und bin wie ein Derwisch in der Küche herumgetanzt. Merkte dann plötzlich, dass Brad und Sharmie aus den oberen Zimmern durch mein Glasdach gucken können und womöglich ihre alte Nachbarin wie eine Irre herumhopsen sehen. Dachte mir nu r : » Na und, sollen sie doch « , und tobte weiter zu Gladys Knight und ihren hinreißenden Pips durch die Gegend.
    Chrissie bekommt einen Jugendstil-Lampenschirm, der ihr sicher gefallen wird, Jack ein Buch über Surrealismus und Gene ein gigantisches Lego-Set. Es ist alles so wunderbar.Als sei der ganze Stress des letzten Jahres mit einem Schlag von mir abgefallen.
    Und dann habe ich mir noch eine besondere Freude gegönnt: Ich habe den » Hetzkurier « abbestellt! Ein für alle Mal!
    21. Dezember
    Sie sind wieder da!
    Bin nach Heathrow gefahren, habe denWagen geparkt und bin ganz zittrig vorAufregung zum Gate getappt. Es wimmelte von Indern undArabern und Chinesen, die genauso wie ich gebannt auf die Menschen starrten, die mit ihren Gepäckkarren hinter derAbsperrung auftauchten. Stimmen dröhnten aus den Lautsprechern, im Hintergrund piepten irgendwelche Computerspiele, und es herrschte der übliche Flughafentumult. Ich war so aufgeregt, dass ich mich übers Geländer beugte und von einem Fuß auf den anderen trat. Ich versuchte sogar, die Flugnummern auf den Gepäckschildern derAnkommenden zu entziffern– was natürlich unmöglich ist.Warum kommen die Leute, auf die man wartet, grundsätzlich zuletzt?
    Aber dann waren sie da! Gene schob den Gepäckwagen– der natürlich viel zu groß für ihn war– und blickte dabei wie wild um sich.Als er mich sah, ließ er denWagen los, sauste unter derAbsperrung hindurch und rannte auf mich zu. Und ich hielt ihn so fest, als hätte ich ihn aus demTsunami in meinemTraum gerettet. Dann kamen Jack und Chrissie, und wir waren alle etwas tränenselig. Ich konnte kaum sprechen.
    » Es ist so wunderschön, dass ihr hier seid! « , krächzte ich schließlich. » Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll! «
    » Wo ist mein Pulli? « , fragte Gene. » Ich will ihn sehen! «
    Ich förderte ihn mit großer Geste zuTage, und Gene riss seine Jacke herunter und zog ihn an. » Er ist toll! « , sagte er, während er sich im Kreis
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