Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!
Autoren: V Ironside
Vom Netzwerk:
sagen. Und endlich fiel mir auch ein, werAngie, Jim, Bella, Perry und Quietschie sind. MarionsTochter und ihre Familie. Habe beschlossen, ihnen eine besonders herzliche Karte zu schicken und sie nächstes Jahr zu besuchen, um Quietschie kennen zu lernen, wer sie oder er oder es auch sein mag.
    DasTelefon klingelte, und der Makler von Jack und Chrissie war dran, der berichtete, die Mieter seien abgehauen, ohne die letzte Monatsmiete zu bezahlen. Damit dürfte die dicke Kaution im Eimer sein. Zauberhaft. Und das kurz vorWeihnachten. Das ist zwar Jacks und Chrissies Problem.Aber trotzdem.
    Heute Nachmittag mitAlice im Staatszirkus Moskau gewesen.Alice trug ein rosa Röckchen, ein Glitzertop und knallgelbe Strumpfhosen. Sie sah absolut entzückend aus. ZuAnfang war sie noch sehr schüchtern und zögerte, mit mir allein wegzugehen, aber nachdem ich versprochen hatte, ihr Zuckerwatte zu kaufen und unheimliche Clowns davon abzuhalten, sie in dieArena zu zerren, stieg sie insAuto. Und als wir dann geparkt hatten, spazierten wir zum Zelt und nahmen unsere Plätze ganz vorne ein.
    » Meine Oma geht auch mit mir zu so was « , erzählteAlice hinter einer riesigen rosa Zuckerwattewolke hervor. » Und ich hab ihr von dir erzählt, als ich mit ihr geskypt hab, und sie hat gesagt, du bist bestimmt nett, und ich soll dich lieb grüßen.Von Oma zu Oma, hat sie gesagt. «
    In der Pause schaute ich mir das Programmheft an– für das ich zehn Steine berappt hatte!– und sagte, leider sei alles auf Russisch.WoraufAlice mich darauf hinwies, dass ich es verkehrt herum hielt. Hoffe, sie erzählt ihren Eltern nichts davon. Sonst darf ich bestimmt nicht mehr allein mit ihr weggehen. Muss behaupten, ich hätte meine Brille nicht aufgehabt.
    8. Dezember
    NachArchiesTod habe ich nun natürlich meine Reisepläne geändert, habe aber Louis gesagt, ich käme trotzdem nach Oxford, um ihn und seine Mom zu besuchen. Bin irgendwie neugierig auf sie. Und natürlich so oder so versessen darauf, ihn wiederzusehen.
    Während der Fahrt dachte ich darüber nach, wie Louis’ Mutter wohl sein mochte.Weiß der Himmel, was sie von meiner Beziehung mit ihrem Sohn hielt, wenn sie überhaupt etwas davon wusste.Vermutlich betrachtete sie mich als eineArt netteTante, die sich mit ihm angefreundet hatte.An ein Liebesverhältnis denkt sie gewiss nicht, obwohl sie von denen einige mitbekommen hat, vermute ich. Gerade als ich anfing, mich vor demTreffen zu fürchten, verkündete mein Navi: » Sie haben Ihr Ziel erreicht. « Ich hielt vor einem allein stehenden Backsteinhaus in North Oxford.Als ich ausstieg, nahm ich mich zusammen und zwang mich zum Lächeln. Es war halb drei.
    Ich klopfte und wartete. Nach einerWeile öffnete mir eine Frau, die wohl nicht viel älter war als ich–Anfang siebzig vielleicht. Dennoch machten diese wenigen Jahre viel aus. Es kam mir vor, als gehörte sie einer anderen Generation an. Ihre Haare waren weiß und zerzaust, und sie trug einen fleckigen, alten Jeansrock. Es war so merkwürdig– obwohl ich nur knapp zwanzig Jahre älter war als Louis und vielleicht nur zehn Jahre jünger als dieses liebe Fossil, schienen michWelten von Louis’ Mutter zu trennen. Das lag an den Sechzigerjahren. Der Generation, die vor 1940 geboren wurde, fehlt die Erfahrung von Sex and Drugs and Rock’n’Roll. Na ja, vielleicht nicht ganz und gar, aber doch zumindest in demAusmaß, in dem wir das erlebt haben.
    » Oh, wie schön! « , sagte sie und klatschte in die Hände. Der amerikanischeAkzent war kaum mehr hörbar, weil sie schon so lange in der » City of Dreaming Spires « lebte. » Sie müssen Marie sein! Ich habe Sie schon erwartet!Tut mir leid, Louis ist noch unterwegs. Er macht gerade ein Interview mit einem Freund seinesVaters über den Iran oder so.Aber kommen Sie doch rein, wir trinken schon mal eineTasseTee. Ich habe bereits so viel von Ihnen gehört, wie man sagt! «
    Hätte zu gerne gefragt, was sie denn gehört hatte, weil ich mich aufAnhieb fehl am Platz fühlte. Ich war mir völlig unsicher, welche Rolle ich hier einnahm. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass mein Lifting ungünstigeAuswirkungen hatte, denn Louis’ Mutter hielt mich offenbar für deutlich jünger, als ich war– was dazu führte, dass sie mich als irgendetwas zwischen einem Kind, einer Freundin von Louis und einerAltersgenossin betrachtete. Ich kam mir wie eine Mogelpackung vor– außen jugendlich und attraktiv, innen alt, verbraucht und verwahrlost– und tröstete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher