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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!
Autoren: V Ironside
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warmen Mantel gehüllt, in den Garten. Es war einer dieser wunderbaren klaren Dezembertage, und Pouncer sprang im kalten Sonnenlicht durchs Gras. Mein Leben war doch gar nicht so übel. Und es fühlte sich gut an, die Situation mit Louis nun geklärt zu haben. Jetzt konnte ich mich wieder meinen eigenen Dingen zuwenden und musste nicht ständig sehnsüchtig darauf warten, ob und wann Louis sich melden würde.
    DerTraum kam mir wieder in den Sinn, und ich merkte, wie sehr ich mich nach meiner Familie sehnte.Vielleicht sollte ich in die Staaten ziehen?Vielleicht– doch dann dachte ich: Erst malWeihnachten hinter mich bringen, dann neue Pläne machen.
    12. Dezember
    » Hetzkurier « : » SCHWULER STARKOCH KOKAINSÜCHTIG ! « Ganz ehrlich, wenn man dem » Hetzkurier « glauben würde, gäbe es im ganzen Land keinen einzigen angenehmen, fleißigen oder halbwegs intelligenten Menschen. Und dennoch wimmelt es von solchen Menschen hier, soweit ich das beurteilen kann.
    Habe angenehm erzürnt mein Bad genommen.
    Morgen findetArchies Beerdigung statt. Ich fahre früh los, damit ich Sylvie noch helfen kann– danach gibt es bei ihnen zuhause einTreffen für dieTrauergäste. Sylvie hat mich gebeten, in der Kirche Fahranweisungen für denWeg zu ihrem Haus zu verteilen, weil ihr Drucker kaputtgegangen ist, und ich habe zweihundert ausgedruckt. Es freut mich, dass man mich braucht, auch wenn es nur für etwas Kleines ist. Die Kletterausrüstung von Harry nehme ich mit, um sie zurückzugeben.
    Sylvie hat mich darum gebeten, das Gedicht vonArchie vorzulesen, das ich gefunden hatte. Ich bin mir nicht sicher, wie das bei derTrauergemeinde ankommen wird, aber ich finde es sehr mutig und anständig und lieb von ihr, mich darum zu bitten. In dem Gedicht kommt zumAusdruck, wie sehrArchie sich als alter und kranker Mann wünschte, sterben zu können, anstatt halb lebendig vor sich hin zu dämmern. Ich denke mir, dass einige Leute das auf jeden Fall tröstlich finden werden.
    Wieder den Inhalt des Kleiderschranks auf dem Bett ausgebreitet. Ein kläglicherAnblick! Einer von meinen gutenVorsätzen fürs neue Jahr wird darin bestehen, meine Garderobe aufzubessern! Habe Berge von verwaschenen Pullis mit diesen kleinen Knötchen, ausgeleierten Röcken und ausgeblichenen Kleidern. Ich hatte vor, in Schwarz zu gehen– das macht heutzutage keiner mehr bei einer Bestattung, weshalb also nicht? Und das erleichterte mir auch die Entscheidung, weil ichdieses echt hübsche schwarze Designer-Cocktailkleid besitze, das ich günstig in einem Secondhand-Laden gekauft habe, und einen fantastischen Filzhut– erstanden auf einem Kunsthandwerksmarkt–, der sich so plattdrücken lässt, dass er in jeden Koffer passt. Nachdem ich mich fein gemacht hatte, stellte ich erstaunt fest, dass ich wesentlich besser als nur passabel aussah. Ein Hauch Make-up und voilà: Ich gefiel mir selbst! Dieses Lifting war wirklich die beste Entscheidung meines Lebens!
    Ich probierte gerade eine Kette an, als sie mir plötzlich aus der Hand rutschte.Als ich mich bückte, um sie aufzuheben, fiel mir ein Spruch vonArchie ein: » Wenn man alt ist und sich bückt, um etwas aufzuheben, kann man mit demAufrichten ruhig eineWeile warten, für den Fall, dass man dort unten noch etwas erledigen kann. «
    Ich lachte vor mich hin.Wie schön, wenn man sich selbst zum Lachen bringen kann, dachte ich. ImAlleingang.
    SMS von Louis: » Schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten.Was ist passiert?Vermisse dich!Volltreffer bei Mom! Bald treffen? Superliebe Grüße «
    Aber es ist mir vollkommen einerlei, wie die Grüße sich nun noch steigern lassen. Ich habe keinerlei Gefühle mehr für ihn.
    13. Dezember
    Es war eine wunderschöne ländliche Beerdigung. Und die Kirche war voller Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. So ist das auf dem Land– Leute aus ganz Devon, dieArchie noch als Kind gekannt hatten, waren erschienen. In London wäre das niemals ein so großer gesellschaftlicherAnlass geworden. Sylvie hatte einen Berg weißer Lilien für den Sarg bestellt, und als wir die Kirche betraten, hörte man leise dasAdagio von Bach. O Gott, wieder ein Sarg. Es erinnerte mich alles so sehr an Hughies Begräbnis. Und an das meiner Mutter und meinesVaters– wenn man älter wird, weckt jede Bestattung die Erinnerung an die schon verlorenen Menschen, und dieTrauer reißt nicht ab.
    Sylvie las einenText aus der Bibel, und ein alter Cousin spielte ein Cellostück. Danach las ich das Gedicht (mit
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