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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!
Autoren: V Ironside
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Kaffee auf Sie. «
    Als ich durch die Räume wanderte und mir überlegte, welches Möbelstück, Gemälde oder andere Ding mich am ehesten anArchie erinnern würde, kam ich mir vor wie ein Geier. Ich spürte förmlich die Krallen an meinen Füßen und musste mich beinahe an die Nase fassen, um mich zu vergewissern, dass sie nicht ein gebogener Schnabel war. Es war sehr sonderbar: Jedes Zimmer, das ich betrat, erschien zuerst verheißungsvoll und erwies sich dann als leer, denn ich wollte nichts von alldem haben, was ich darin vorfand.
    Was ich haben wollte, war das Licht, das durch dieVorhänge fiel. Den Duft der brennendenApfelbaumscheite im Kamin. DasVogelgezwitscher im Garten. Das Gefühl der abgenutzten Handtücher auf meinem Rücken, wenn ich aus derWanne stieg. Das entfernte Brummen eines Rasenmähers. Den Geruch vonArchies Zigaretten in der Bibliothek. Seine Stimme, wenn er aus dem Gemüsegarten nach mir rief. Sein Lachen und die Berührung seiner Hände. Den feuchten Geruch des Flurs und das Knarren der Dielen im Esszimmer, sogar die Kälte in der Küche. Vor allem die Kälte in der Küche. Einfach einen Gegenstand mitzunehmen war nicht befriedigend. Die wichtigen Dinge im Leben sind keine Dinge.
    Am Ende entschied ich mich für Leinenbettwäsche.
    » Ich weiß, das ist eigenartig « , sagte ich zu Mrs Evans, als ich nach unten kam. » Aber diese Bettwäsche erinnert mich an meineAufenthalte hier. Ich besitze keine Leinenbettwäsche. Und um ehrlich zu sein– ich habe schon zu viele Dinge zuhause: Gemälde, Dekosachen und so weiter.Aber an dieserWäsche werde ich Freude haben. «
    » Und sie wird Sie lange begleiten « , erwiderte Mrs Evans. Diesen seltsam tröstlichen Satz bekommt man nie zu hören, wenn man unter sechzig ist.
    » Ja « , pflichtete ich ihr bei.
    Dann fiel mir noch etwas ein. » Und meinen Sie, ich dürfte vielleicht seinen altenAnglerhut haben? « , fragte ich. » Oder wäre das zu gierig, was meinen Sie? «
    » Nehmen Sie ihn! « , sagte Mrs Evans und ging in den Flur hinaus, um ihn zu holen. » Mrs Sylvie hat ganz bestimmt nichts dagegen. Sie hat schon seinen Gärtnerhut alsAndenken.Aber diesen schrecklichenAlpenmantel haben wir mit den anderen Sachen als Spende weggegeben. Keine guten Erinnerungen. « Sie hielt inne. Dann: » Und nehmen Sie doch auch die Kopfkissenbezüge. Die gehören zu den Bettbezügen. Es gibt so viele hier. Das wird dann am Ende alles nur versteigert. Kein Mensch wird sie vermissen. «
    Später
    Habe die Bettwäsche zuhause sofort aufgezogen. Sie fühlt sich himmlisch an, so kühl und glatt, und versetzt mich sofort inArchies Haus und zu unseren wunderschönen Kuschelnächten zurück. Den Hut habe ich bei mir in den Flur gehängt, wie ängstliche alte Jungfern es früher gemacht haben, damit Einbrecher glaubten, es wäre ein Mann im Haus.
    15. Dezember
    Ich hatte eigentlich nicht erwartet, noch einmal von Louis zu hören, und legte auch keinerleiWert darauf.Aber er hat angerufen und gefragt, ob er vorbeikommen könne. Er sei gerade auf demWeg nach Heathrow, um in die Staaten zurückzufliegen, und müsse mit mir sprechen. Dringend.
    Diesmal gab ich mir keine Mühe, mein Haus so wirken zu lassen, als sei ich ein besonders interessanter Mensch. Ich klatschte mir ein bisschen Make-up ins Gesicht und fuhr mir einmal mit dem Kamm durch die Haare. Das war’s dann auch. Ich telefonierte gerade mit Penny, als es klingelte, und anstatt wie ein aufgeregterTeenager dieTreppe runterzusprinten, sprach ich weiter, machte mit einer Hand dieTür auf und bedeutete Louis, dass er hereinkommen könne. Nachdem ich mich von Penny verabschiedet hatte, setzte ich Kaffeewasser auf, ohne mich weiter um ihn zu kümmern, während er betreten neben dem Küchentisch stand. Ich war wild entschlossen, mich weder aufzuregen noch zu weinen oder überhaupt Gefühle zu zeigen. Ich wollte distanziert und würdevoll bleiben.Was mir leichtfiel.
    » Ich muss dir das alles erklären « , sagte Louis, legte mir denArm um die Schultern und drehte mich zu sich. » Es tut mir leid. Du musst mich für sehr unhöflich gehalten haben neulich, weil du doch eigens zu Besuch gekommen bist. « Er schüttelte den Kopf. » Ich hatte diesenAuftrag, und ich hatte mir wegen Mom solche Sorgen gemacht, und dann warst du da… Es war wunderschön alles, aber um ehrlich zu sein, es hat mir das Herz gebrochen, dieser… «
    » DieserAltersunterschied? « , unterbrach ich ihn in eisigemTonfall. » Und gewiss doch auch die
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