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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!
Autoren: V Ironside
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Dann fiel mir ein, wie innig wir uns erst letzteWoche nach unserem Spaziergang umarmt hatten. Und dass ich ihn » Liebling « genannt hatte.
    Nach einer halben Stunde kam er wieder herunter, in sein Handy starrend, blieb einen Moment in derTür stehen und ging sofort wieder in den Flur, um zu telefonieren.Als er sich dann endlich zu uns setzte, beschwerte er sich als Erstes darüber, dass derTee abgestanden sei. Er warf mir zwar ein herzliches Lächeln zu, aber das war auch alles.
    » Du hast mich doch wohl nicht in PapasArbeitszimmer einquartiert, oder, Mom? « , fragte er ziemlich patzig. » Du weißt doch, dass ich da nicht schlafen kann. «
    » Oh, tut mir leid, habe ich… « , stammelte ich.
    » Nur für ein paar Nächte, mein Schatz « , sagte seine Mutter, als sie aufstand, um frischenTee zu kochen, und wuschelte ihm beruhigend durch die Haare (wobei er im Gegensatz zu Jack nicht zusammenzuckte, was ich ziemlich merkwürdig fand). Dann rief sie aus der Küche: » Du kannst nicht erwarten, dass Marie… «
    » Ach, ich bleibe doch nur eine Nacht « , erwiderte ich hastig. » Ich will gar keine Umstände machen. Ich muss dieTochter meines verstorbenen Freunds besuchen… die Beerdigung… « Und während Joan und ich uns über denTod und Bestattungen und denVerlust geliebter Menschen unterhielten, griff Louis nach einer Zeitung und fing zu lesen an. Der faule und verhätschelte Sohn. Kein erbaulicherAnblick.
    Nach demAbendessen ( » Ich hab dein Lieblingsessen gekocht, Schatz « , sagte Joan, als sie ihrem Sohn eine Riesenportion FrankfurterWürstchen, Bohnen und Kohlsalat auf denTeller häufte, die er ohne einWort des Dankes verschlang) überließ er dasAufräumen seiner Mutter und mir, und wir brauchten ewig dafür, weil Joan zu der Sorte von Menschen gehört, die das Geschirr abspülen, bevor sie es in die Maschine stellen. (Wozu? Und sie gehört auch zu den Menschen, die alleTöpfe von Hand abspülen, anstatt sie der Maschine zu überlassen.) Dann versammelten wir uns imWohnzimmer, wo Louis an seinem Laptop saß, und ich ging kurz aufs Klo.Als ich zurückkam, suchte Louis gerade seine Sachen zusammen, um ins Bett zu gehen. Er drehte sich noch einmal um, umarmte mich herzlich und begab sich nach oben.Als wir ihn oben herumlaufen hörten, legte Joan plötzlich den Finger an die Lippen und flüsterte mir glücklich zu: » Er hat mir gerade erzählt, dass Masani wieder aufgetaucht ist! Lassen Sie uns die Daumen halten, dass sie die Richtige ist! Schlafen Sie gut, meine Liebe! «
    In dieser Nacht ergab ich mich hemmungslos derWut und dem Elend. Ich hätte niemals herkommen dürfen. Louis war ein vollkommen unbrauchbarer, selbstsüchtiger und schrecklicher Mensch. Mir einzubilden, dass zwischen uns etwas entstehen könnte, war total idiotisch von mir gewesen. Da ich mein Schlafmittel zuhause vergessen hatte, brachte ich die gesamte Nacht damit zu, mich der Naivität und Louis der seelischen Grausamkeit zu zeihen.Als ich irgendwann endlich einschlief, träumte ich, dass ich mit Jack und seiner Familie im Urlaub sei, und ein furchtbarerTsunami breche über uns herein. Jack und Chrissie wurden weggeschwemmt. Dann sah ich Gene und hielt ihn an der Hand fest, aber auch er wurde mir von denWellen entrissen, und ich konnte nichts dagegen tun. Ich wachte im Morgengrauen zitternd und weinend auf, schrieb eine kurze Nachricht, in der ich mich ausgiebig bei Joan bedankte und erklärte, ich hätte einen wichtigenAnruf aus London bekommen, stieg insAuto und fuhr auf direktemWeg nach Hause.
    Ich wollte Louis nie mehr wiedersehen. Es war alles viel zu kompliziert, und ich kam mir vor, als wäre ich ausgenutzt worden. Ich vermissteArchie entsetzlich.Vielleicht hatte Louis trotz all seiner Schwächen in dieser Hinsicht Recht gehabt.Vielleicht versuchte ich tatsächlich, an meinen Liebesgefühlen festzuhalten, indem ich sie– wie nun schien, recht beliebig– auf einen anderen Menschen übertragen hatte.Auf den erstbesten Mann, der neben mir im Flugzeug saß. Doch jetzt, nachArchiesTod und diesem schauderhaften Erlebnis in Oxford, hatten meine Gefühle sich dramatisch gewandelt.
    Sobald ich mein Haus betrat, ging es mir schlagartig besser.
    Ich badete ausgiebig, um jegliche Spuren von diesem widerwärtigen Schleimer und seiner verkopften, biestigen Mutter zu tilgen (ich weiß wohl, dass sie eigentlich sehr nett zu mir war, aber in diesem Moment verabscheute ich die gesamte Familie), kochte mir einenTee und setzte mich, in einen
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