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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues
Autoren: Virginia Ironside
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haben alle möglichen Modeerscheinungen miterlebt, haben Röcke kürzer und wieder länger werden sehen. W ir wissen: Wie man in den W ald hineinruft, so schallt es heraus. Das lässt uns manchmal vielleicht ein wenig zynisch erscheinen, aber was ist schon wirklich neu?
    11. Somerset Maugham sagte, dass man im A lter gewöhnlich freundlicher und mitfühlender wird als in den jungen bis mittleren Jahren– weniger sexgesteuert, weniger Konkurrenzdenken, weniger Neid. Das stimmt. Ich weiß nicht, woher die A nsicht kommt, man werde im A lter verbittert und menschenfeindlich (na ja, liegt wohl an Leuten wie dem guten Reverend Henry W orsley– siehe das Kapitel über die hohe Kunst, seine Mitmenschen zu langweilen). A lte Menschen denken anders als junge. Je älter man wird, desto positiver nimmt man das Leben wahr. Offenbar sehen alte Menschen das Leben durch eine rosarote Brille; sie filtern die schlechten Erinnerungen aus und horten nur die guten. W issenschaftler haben zwei Gruppen von Erwachsenen Fotos gezeigt. Die erste bestand aus Probanden zwischen zwanzig und dreißig, die zweite aus Sechzig- bis Siebzigjährigen. In der Bildauswahl waren sowohl verstörende als auch idyllische Motive enthalten. Die A nalyse ergab, dass die zweite Gruppe, also die alten Menschen, Probleme hatte, sich an die schrecklichen Fotos zu erinnern. A uch hatten sie die Einzelheiten dieser Fotos anders abgespeichert als die jungen. Offenbar ist bei den A lten die V erbindung zwischen dem emotionalen Teil des Gehirns und der Großhirnrinde, die für das abstrakte Denken zuständig ist, stärker ausgeprägt als bei den Jungen, was den A lten gestattete, unschöne Details auszublenden. Mit anderen W orten: Wir Oldies sind viel netter.
    12. Wir kennen den Unterschied zwischen v erliebt sein und lieben– und bevorzugen Letzteres. Sobald ein Partner behauptet, er brauche » mehr Luft zum A tmen«, ist uns klar, dass er uns in W irklichkeit adieu sagen will.
    13. Wenn wir jemandem Geld leihen, erwarten wir gar nicht erst, es jemals wieder zurückzubekommen.
    14. Wir erkennen nun– mit einiger Irritation–, dass nicht nur wir in unserer Jugend schrecklich unsicher waren, sondern alle anderen auch, selbst jene, die uns immer so keck und selbstbewusst vorkamen. Mitunter kommt uns der Gedanke, dass dies möglicherweise auch heute noch so sein könnte. Zu unserer großen V erblüffung stellen wir fest, dass es Leute gibt, die A ngst vor uns haben– vor uns, die wir so voller Unsicherheiten stecken, nichts wert sind und überhaupt in die Tonne getreten gehören. A lles sehr seltsam.
    15. Eine Freundin sagte einmal, sie sei so froh, » dass die Kameras jetzt nicht mehr auf mich gerichtet sind«. Ich weiß, was sie meint. W ir machen uns jetzt nicht mehr ganz so viel aus dem, was andere Leute über uns denken, wenn wir dies oder jenes sagen oder tun. Im A lter können wir mehr wir selbst sein– und fühlen uns wohler in unserer Haut.
    16. Das Leben ist zu kurz, um sich zu streiten. W ir Oldies können leichter verzeihen, nicht nur anderen, sondern, Gott sei Dank, auch uns selbst.

20. Enkelkinder
    Das Schönste an dieser zweiten Kindheit ist die Brücke, die sie zur ersten Kindheit schlägt! A ls Phyllis und ich vor einem Jahr beim A rzt im W artezimmer saßen, unter lauter anderen Erwachsenen, saß da dieses kleine Kind in seinem Kinderwagen, ob Junge oder Mädchen, ich hätte es nicht sagen können. Nachdem wir uns eine W eile gemustert hatten, winkte es mir plötzlich zu, und ich winkte zurück. Es war, als ob wir einander sagen wollten: » Wie blöd die Erwachsenen doch sind!«
    John Cooper Powys in einem Brief an Nicholas Ross
    Wenn ich als junges Mädchen deprimiert war, sagten alle zu mir: » Keine Sorge, bald kommt dein Prinz auf einem weißen Ross angaloppiert. Er bringt dich fort von hier, und alles wird gut!« Niemand sagte mir, was wirklich passieren würde: » Keine Sorge, wenn du es richtig anstellst, wirst du dich eines Tages in eine runzlige kleine rote W urst in W indeln verlieben, in einen winzigen Kerl, der dich ›Oma‹ nennt.«
    Die W aliser sagen: » Was echte Liebe ist, erfährt man erst, wenn man das erste Enkelkind hat.«
    Seltsam, dass niemand mich jemals auf eine solche Möglichkeit aufmerksam gemacht hat. Das ist wie bei der Berufsberatung: Man wird auf alle möglichen Berufe hingewiesen, nur nicht darauf, dass man– wenn man alles richtig anstellt– eines Tages Großmutter werden könnte.
    Diejenigen Freunde von
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