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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz
Autoren: Andrea Schacht
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Weinberg, vergessen die Lese, vergessen die Mitgift. Marian grinste sie herausfordernd an.
    »Oh!«, sagte sie noch einmal und räusperte sich dann. »Weiß der Allmächtige Vater davon?«
    »Er hat mich noch nicht gefragt.«zu
    Alyss’ linke Augenbraue wanderte wie ein schwarzes Samträupchen nach oben und verharrte kurz unter ihrem Haaransatz.
    Marian lachte.
    »Wenn du das tust, siehst du ihm erschreckend ähnlich, Schwesterlieb. Ich beginne zu zittern und zu zagen.«
    Das Samträupchen kehrte an seinen angestammten Platz zurück.
    »Nun, er wird begeistert sein, wenn er herausfindet, dass du bei unserem Scharfrichter in die Lehre gehst.«
    »Er wird es verstehen, denke ich. Einem solchen Mann verdankt er schließlich, dass meine Knochen wieder an ihren richtigen Stellen sitzen.«
    »Es wird seinen Ruhm mehren und seinen Ruf festigen,
wenn es herauskommt, dass sein Sohn und Erbe sich mit dem unehrlichen Volk gemein macht.«zu
    »Kann den Ruhm und die Ehre unseres Herrn Vaters auch nur irgendetwas unter Gottes Sonne schmälern?«zu
    Alyss bedachte diese Frage und antwortete mit einem schlichten: »Nein.«
    »Siehst du? Und nun verrate mir, an wen der verwurmte Hammel das Grundstück verkauft hat.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann werden wir es herausfinden.«
    »Das schlug Frieder auch schon vor. Einschließlich dem Ansinnen, es mit meiner Mitgift zurückzukaufen.«
    »Eine für den jungen Rabauken nicht unkluge Idee, doch fürchte ich …«
    »Du fürchtest zu Recht, mein Bruderherz.«
    »Ich habe Geld, Alyss.«
    »Ich weiß. Dennoch, Marian, wenn wir jetzt ein derartiges Unterfangen beginnen, wird Arndt es bemerken.«
    »Und verhindern. Ich verstehe. Wann macht er sich wieder auf seine Hammelbeine?«
    »Nach Erntedank, wenn ich Peer richtig verstanden habe. Mich unterrichtet er ja nicht mehr über seine Geschäfte und Reisen.«
    »Gut, nach Erntedank. Bis dahin führst du dein Hauswesen, spielst die geduldige Gattin und kümmerst dich um deine Geschäfte. Im Turm, am Eigelstein, halten durstige Kehlen Wache. Liefere ihnen ein Fässchen von deinem Pfälzer.«
    »Wer soll bestochen werden?«
    »Aber, aber! Sie zahlen den üblichen Preis.«
    »Na gut.«zu

    »Und an Erntedank, liebes Schwesterlein, werden wir alle nach Villip fahren. Soll ich der mater ultrix von den Transaktionen deines räudigen Gatten berichten? Es gibt dort einen hübschen Schweinestall, wie du weißt.«
    Alyss fuhr entsetzt auf.
    »Da seien die himmlischen Heerscharen vor … Marian, du foppst mich!«
    Diesmal ahmte Marian ihre hochgezogene Braue nach, was aber seine Wirkung verfehlte, denn die seine war braun, nicht schwarz. Und außerdem grinste er dabei.
    »Wir haben alle unsere kleinen Geheimnisse, nicht wahr?
    »Ich möchte nicht, dass Mutter als die Rächerin über Arndt kommt. Das Vergnügen möchte ich lieber selber auskosten, wenn es an der Zeit ist.«
    »Ja, Liebes, das wirst du – und dir selbst damit weiteren Tort antun. Aber nun gräme dich nicht wegen der Lese. Die Trauben können noch einige Tage hängen bleiben und werden an Süße gewinnen. Und wenn der wohledle Herr erst wieder auf Reisen ist, wird sich schon ein Weg finden, die Ernte einzubringen.«
    »Wir werden sehen.«
    »Ja, das werden wir. Und ich muss nun zu Bruder Markus und ihm ein gelehrtes Werk über die Krankheiten der Knochen abschwatzen.«
    »Ich habe auch genug getrödelt. Es gibt noch mehr Arbeit neben dem Weingarten.«
     
    Der Besuch ihres Bruders hatte Alyss ein wenig aufgemuntert, und so konnte sie einigermaßen gefasst ihrem Tagewerk nachgehen.

4. Kapitel
    A m Sonntag herrschte noch immer ein liebliches Herbstwetter, mild wehte der Wind durch das Rheintal, süß dufteten die späten Rosen im Hof, und rotbackige Äpfel warteten darauf, vom Spalier gepflückt zu werden.
    Marian hatte ein Bad genommen und stand, mit noch feuchter Haut und tropfenden Haaren, am Fenster seines geräumigen Gemachs im Hause derer vom Spiegel. Ein Hausknecht kümmerte sich um den Zuber und bemühte sich, dem nackten Rücken des jungen Herrn keine Aufmerksamkeit zu schenken. Marian beachtete ihn nicht, er war in Gedanken versunken.
    Seit knapp einem Jahr lebte er wieder in seinem Elternhaus, und dann und wann beschlich ihn das Gefühl, dass es eigentlich ein jämmerliches Verstecken vor der Welt war.
    Andererseits – er hatte das Leben als Fernhändler aufgegeben, nachdem er bei einem Überfall auf der Rückreise von Spanien verletzt worden und gebrochen an Leib, Seele und
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