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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz
Autoren: Andrea Schacht
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war nun zu kalter Asche verbrannt, zu einem Häufchen grauem, schmierigem Rückstand, in dem kein Fünkchen Leidenschaft mehr glomm.
    Oder wenn, dann nur noch der des Hasses.
    Und es gab kein Entrinnen.
    Müde schloss Alyss die brennenden Augen, aber sie konnte es nicht verhindern, dass die Tränen ihr über die Wangen liefen.
    Leise knarrte die Tür. Sie schreckte auf, versuchte, ihr nasses Gesicht zu verbergen, aber schon legte sich eine scheue Hand auf ihre Schulter.
    »Nicht weinen, Frau Alyss. Nicht!«
    Frieder, manchmal tollpatschig, oft übermütig und ungebärdig, hockte sich neben sie.
    Mit dem Schürzenzipfel wischte Alyss sich über die Augen.
    »Ich finde für Euch heraus, wem er den Weingarten verkauft hat, und dann redet Ihr mit dem neuen Besitzer. Warum sollte er den schönen Wein an den Reben verderben lassen?«
    »Weil er ein Haus darauf bauen will. Oder Kappes anbauen. Oder Ziegen halten will, Frieder. Wem nützt schon so ein kleiner Weingarten?«zu
    Der vierzehnjährige Frieder, Sohn des Pächters in Villip, senkte den Kopf. Er wusste, wie groß die Weingärten ihres Vaters, Ivo vom Spiegel, waren. Dieser hier, der zu dem Haus
gehörte, war ein Spielzeug dagegen und tatsächlich wenig von Nutzen. Einst hatte er die doppelte Größe besessen, aber Robert van Doorne hatte seine Hälfte bereits vor Jahren verkauft. Auf diesem Grund wuchsen nun Kohlköpfe.
    »Trotzdem, Frau Alyss, wir werden es herausfinden. Vielleicht lässt er Euch die Ernte.«zu
    Alyss schniefte leise und versuchte Haltung anzunehmen.
    »Ist schon gut, Frieder. Erst einmal habe ich meine Mitgift wieder. Das ist auch schon etwas.«
    In Frieders Augen blitzte es auf.
    »Könnt Ihr sie nicht verwenden, um das Land zurückzukaufen? Dann gehörte der Weingarten Euch und nicht dem Herrn.«
    »Frieder, ich bin sicher, er kostet weit mehr als der Betrag, den ich erhalten habe. Der Herr wird schon so gehandelt haben, dass für sein Geschäft ein erkleckliches Sümmchen herausgesprungen ist.«
    Frieder erhob sich und ging zum Bord mit den Registerbänden. Nicht, dass er sich besonders damit auskannte, aber jetzt nickte er.
    »Ja, Tilo hat gesagt, er braucht Geld, um neuen Wein einzukaufen, und dass Ihr ihm keines mehr vorstreckt.«
    »Tilo sollte nicht über diese Dinge sprechen.«
    »Macht er ja nicht. Nur mir hat er es gesagt.«
    »Auch dir gegenüber hat er zu schweigen!«zu
    »Aber Frau Alyss, er ist doch mein Freund!«
    Das kam so treuherzig aus dem Jungen heraus, dass um Alyss’ Augen ein winziges Lächeln spielte.
    »Kaum zu glauben, wenn man euch beide zusammen erlebt.«

    »Ach, das sind doch nur Katzbalgereien!«zu
    »Ja, das sind es wohl. Und da ist schon der Nächste, mit dem ich katzbalgen werde. Ich grüße dich, lieb Brüderlein!«
    »Schwesterlieb, was machst du im schönsten Sonnenschein im dumpfigen Kontor? Hat dieser junge Tunichtgut ein Strafgericht über sich ergehen lassen müssen?«
    »Nein, der junge Herr Frieder hat mir Trost gespendet.«
    »Herr Marian, der Herr van Doorne hat den Weingarten verkauft!«
    Marian sah seine Schwester prüfend an.
    »Daher der vernagelte Eingang. Ich dachte schon, du habest das angeordnet, um heimliche Naschmäuler fernzuhalten. Was trieb den ehrenwerten Gemahl dazu?«
    »Meine Forderung nach Begleichung von Schulden.«
    Alyss wies auf den prallen Geldbeutel.
    »Verlass uns, Jung Frieder. Ich habe persönliche Dinge mit meiner Schwester zu klären.«
    »Ja, bitte, Frieder. Und schließ die Tür hinter dir. Und die Ohren, verstanden?«
    »Ja, Frau Alyss.«
    Frieder polterte hinaus, und Marian setzte sich auf die Bank am Fenster.
    »Arndt hat den Charakter eines räudigen Hammels«, stellte er kalt fest.
    »Eines verwurmten, an Huffäule leidenden, räudigen, abdeckreifen Hammels, um es genauer zu sagen«, zischte Alyss. »Aber bedauerlicherweise bin ich an dieses Getier gefesselt.«
    »Mich kommt soeben der Wunsch an, dem hochwerten Herrn eine Behandlung mit dem Instrumentarium meines neuen Lehrherrn zu verabreichen.«zu

    Alyss’ finstere Miene hellte sich ein klein wenig auf.
    »Du bist bei einem Zahnbrecher in der Lehre?«
    »Nein, lieb Schwesterlein, bei einem Mann mit weit profunderen Kenntnissen der peinlichen Qualen.«
    »Oh.«
    »Die Anatomia, insbesondere der Knochenbau des Menschen, hat meine Wissbegier geweckt, und wer weiß wohl besser, wo die Gelenke sitzen und welche Knochen gerne brechen, als Meister Hans?«
    »Oh!«
    Alyss starrte ihren Bruder an. Vergessen war der
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