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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
Autoren: Brian Lumley
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und in der überhitzten, drangvollen Enge begannen leichenblasse Fühler oder vielmehr Tentakel, wild zu zucken und um sich zu schlagen. Zunächst bauschten sie sich zusammen, um sich dann durch das fehlende Dach auseinanderzuspreizen, mitten hinein in den feurigen Sog, und verharrten schwebend inmitten der Gluthitze wie die Arme einer verkrüppelten Anemone.
    Weitere Tentakel wanden sich aus der Tür, öffneten sich an den Spitzen und verspritzten ringsum Strahlen einer orangeroten Flüssigkeit, die dampfend auf der Erde auftraf. Zuletzt gab das Wesen es auf, zog seine bereits schmelzenden Fangarme zurück, sackte in sich zusammen und wälzte sich um die Schultern des in hellen Flammen stehenden Knechtes herum auf die Tür zu. Mittlerweile brannten schon die Körperfette, und der Gestank nach versengtem Fleisch war unerträglich. Er übertönte noch den letzten Geruch nach Tränengas, den B. J. ohnehin dem Unfall zugeschrieben hatte.
    »Der Kerl war ein Vampir«, sagte sie, »und zwar ... oh, schon recht lange. Zwar noch kein Wamphyri, aber ziemlich dicht dran. Und jetzt müssen wir los! Es ist vorbei, und uns sollte besser niemand hier sehen!«
    »Das waren bloß zwei«, entgegnete Harry, der sich immer noch ganz normal unterhalten konnte. »Wir wissen aber, dass es noch mindestens vier weitere gibt.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie, indem sie die Führung übernahm und sich daranmachte, im Schutz der Bäume den Hang hinaufzuklettern. »Unsere Tour ist abgeblasen. Ich muss mit dem Alten John reden – aber per Telefon! Möglich, dass sie uns von ihm aus nachgefahren sind! Hätten sie ein, zwei Minuten länger gewartet, hätten wir sie womöglich ...«
    »... zu Radus Bau geführt?«, sagte Harry.
    Sie bemerkte die Verwirrung in seiner Stimme, blickte sich um und sah es ihm nun auch am Gesicht an. Und sie glaubte, zu verstehen. Im Moment nahm er die Dinge so wahr, wie sie wirklich waren; er wusste, dass sie die Sklavin Radu Lykans, eines Wamphyri, war! Und ihm war klar, dass er im Dienst von Radus Stellvertreterin, Bonnie Jean, stand, die ihn gegen die Knechte anderer Vampirlords einsetzte. Unter Umständen hatte das »Märchen«, dass sie einander liebten – die Beziehung, die er zu B. J. aufgebaut hatte –, Schaden genommen. Womöglich hegte Harry bereits den Verdacht, dass er nur benutzt wurde.
    Darum ... war es vielleicht das Klügste, diesen ganzen Vorfall einfach aus seinem Geist zu löschen. Aber nicht hier! Je schneller sie von hier wegkamen, desto besser.
    »Schon gut«, sagte sie über die Schulter. »Im Auto erkläre ich dir alles. Dann wird dir alles, was du jetzt nicht verstehst ... oh, sehr viel einfacher vorkommen.«
    Und es gab auch ein, zwei Dinge, die er ihr erklären musste ...
    ... zum Beispiel: »Wie? Wie hast du das angestellt?« Sie fuhren nach Süden, Richtung Dalwhinnie.
    Harry stand zwar noch immer unter ihrem Einfluss, trotzdem vermochte er nicht zu antworten. Andersons Befehl hatte absolute Priorität – er musste seine Talente um jeden Preis schützen. Darum musste er lügen. Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. »Ich habe den einsamen Rächer gespielt, so wie du sagtest. Ich wartete bis zum letzten Moment und sprang dann auf die Straße. Hätte der Fahrer nur eine Sekunde überlegt ... hätte er mich wahrscheinlich erkannt und überfahren. Hat er aber nicht! Er versuchte auszuweichen, riss das Lenkrad herum und verlor die Kontrolle über den Wagen.«
    »Hast ... hast du sie noch alle?«, stieß sie hervor. »Du hättest tot sein können!«
    »Hätten sie auf mich zugehalten, wäre ich wieder ins Gebüsch gesprungen. Es hieß: sie oder ich – beziehungsweise du!«
    »Du hast es für mich ...?« Sie verstummte. Das wollte sie nun wirklich nicht hören, dass Harry es für sie getan hatte. Sie wollte lieber daran glauben, er habe es aufgrund ihrer posthypnotischen Programmierung getan, oder etwa nicht? Doch wie dem auch sein mochte, seine Antwort brachte sie völlig aus dem Konzept, sodass ihr gar nicht einfiel, ihn zu fragen, wie es ihm denn gelungen sei, die anderthalb Kilometer von der Stelle, an der sie ihn abgesetzt hatte, bis zu dem Punkt, an dem der Kombi von der Fahrbahn abgekommen war, zurückzulegen. Sie fragte sich noch nicht einmal, wie es kam, dass er sofort gewusst hatte, was sie mit seinem Feuerzeug wollte. Dem Necroscopen war klar, weshalb:
    Er hatte ihr keine Zeit gelassen, sich darüber zu wundern, wie das Innere des verunglückten Wagens aussah. Hätte sie nämlich
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