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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
Autoren: Brian Lumley
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...
    Der weiß gekleidete Novize, den Harry durch die weiße Einöde stapfen gesehen hatte, geradewegs auf das Gesicht im Felsen zu, war bereit. Bereit, die letzte Herausforderung (so sah er es wenigstens) auf sich zu nehmen, das Ritual der »Reinigung«, der seit Langem ersehnten Aufnahme in die Drakesh-Sekte.
    Er war von allen irdischen Sünden, den Lastern des Fleisches, des Geistes und der Seele gereinigt. Er hatte die volle Härte des Klosterlebens ertragen – dessen Enthaltsamkeit, Askese und Abgeschiedenheit; denn es war verboten, miteinander zu sprechen. Alles, was die Bruderschaft sich versagte, hatte auch er sich versagt, ohne dazuzugehören, ohne einer von ihnen zu sein. Kurz, während der zwei langen Jahre, die er nun schon hier lebte, hatte er ... eine Lüge gelebt.
    Denn was er und die beiden anderen Neulinge nicht wussten, war, dass sie die Einzigen waren, die Enthaltsamkeit, Askese und Abgeschiedenheit auf sich nahmen. Was nun die übrigen Brüder anging: Sie waren bereits vor langer Zeit initiiert worden. Sie hatten ihren Gebieter, Daham Drakesh, und er kümmerte sich um sie. Sie badeten in Blut, welches das Leben ist, im unreinen Blut ihrer Mitbrüder; und sie hatten einander. Mehr noch, sie verfügten auch über die Frauen der Siedlung, über alles, was deren Höfe und Äcker hergaben, und des Nachts über ihre warmen, sich windenden Körper (zumindest solange sie noch warm waren); und über ihr Blut, wenn auch nur in geringen Mengen, als Vorgeschmack sozusagen auf die Schwelgereien, die sie erwarteten.
    Ah, denn ihr Gebieter sorgte für sie in dieser endlosen weißen Einöde, nicht anders als er draußen in der Welt für sie sorgen würde, wenn diese endlich ihm ... ihnen gehörte! Nur eines war den Brüdern verboten – unter gar keinen Umständen durften sie eine der Frauen schwängern oder sie aussaugen bis zum Tod beziehungsweise Untod, und schon gar nicht durften sie sie so weit schwächen, dass sie nicht mehr arbeiten konnten. Aber es gab nur ein einziges Vergehen, das niemals vergeben wurde – nämlich sich dem Vampirlord Daham Drakesh zu widersetzen. Die Strafe, die darauf stand ...
    ... Es gab unterschiedliche Arten, auf die Sünder oder auch Unschuldige – zum Beispiel Novizen – dem Kloster Daham Drakeshs dienen konnten.
    Dieser Neuling – die ganz in Weiß gekleidete Gestalt, die der Necroscope, drei Priester vor und drei hinter sich, durch den Schnee stapfen gesehen hatte – war bereit für seine letzte Prüfung. In den vorangegangenen beiden Jahren hatte er wochenlang ohne Unterbrechung gefastet, dann wieder nur Jakmilch, grobes Brot und weißen Honig zu sich genommen. Seit einem Monat ernährte er sich nun so, dass er zehn Pfund an Gewicht verloren hatte und mittlerweile kaum mehr als hundertfünf Pfund wog. Dabei handelte es sich um einen jungen, bis dahin kräftigen Mann von achtzehn Jahren.
    Seine Prüfungen bestanden aus Fasten, Frieren, Einsamkeit, Keuschheit (was nicht weiter ins Gewicht fiel, da er in seinem ganzen Leben noch nie mit einer Frau zusammen gewesen war), Selbstzucht, harter Arbeit und – Furcht. Letzteres, weil es im Kloster merkwürdige ... Geräusche gab und eine Aura ...
    Die erste Prüfung hatte aus Arbeit bestanden. Monatelang musste er sich abmühen, sich eine eigene kleine Höhle aus dem gewachsenen Fels zu graben, denn er durfte nicht in einem Bett schlafen, ehe er nicht einen Platz dafür hatte. Und auch die übrigen Prüfungen ergaben sich zwangsläufig: Er durfte nur essen, was die Brüder ihm gaben, nur sprechen, wenn er angesprochen wurde, und auch nur auf eigene Gefahr masturbieren. Die Sensibilität der Brüder, insbesondere Daham Drakeshs, war beängstigend. Es schien, als könnten sie Sex, ja, schon den Gedanken daran, geradezu riechen!
    Doch er war von äußeren Einflüssen gereinigt, sein Körper kasteit und gezüchtigt, sein Geist betäubt worden. Und Daham Drakesh – der einige Übung darin besaß zu sehen und zu hören, ohne selbst gehört oder gesehen zu werden, und Dinge zu wissen, ohne dass jemand dies mitbekam – war zufrieden. Reinheit und Unschuld bereiteten Drakesh Freude, vielleicht weil er selbst beides nie gekannt hatte. Doch er wusste, wie man es sich beschaffte.
    Der Hohepriester ließ sich Zeit, bis er in dem Gemach, in dem das Ritual stattfinden sollte, erschien. Zunächst suchte er die Kaverne mit den Kreaturen auf, vampirischen Mischwesen, die in ihren Bottichen heranwuchsen. Irgendwann würden sie Krieger sein, die
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