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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer
Autoren: Martha Wells
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Türen auf der linken Seite. Eine Dame allein in einem Ballsaal, ohne die Begleitung eines Mannes oder anderer Damen, musste auffallen. Von einer Dame, die sich rasch der Toilette näherte, würde man allerdings annehmen, sie brauche die Hilfe einer Dienstmagd in einer delikaten Angelegenheit, und sie höflich ignorieren. Und falls sie die Damentoilette passierte, würde man von einer Dame ohne Begleitung annehmen, dass sie auf dem Weg zu einer privaten Verabredung war, und sie gleichfalls höflich ignorieren.
    Durch eine Tür trat sie hinaus in den Gang. Hier war es
ruhig, und die Lampen waren heruntergedreht. Das schwache Licht funkelte in den Spiegeln, auf den polierten Oberflächen der dünnbeinigen Konsolentische und auf mehreren Porzellanvasen. Diese quollen über von Blumen, die um diese Jahreszeit eigentlich nicht blühten. Für diesen Luxus hatte die Duchess ihre eigenen Gewächshäuser. Dagegen waren die Blumen, die Madeline in ihrem Kopfschmuck und ihrem Ansteckbukett trug, aus Rücksicht auf die Jahreszeit aus Stoff. Als sie an einem Zimmer mit einer leicht offen stehenden Tür vorbeikam, sah sie aus dem Augenwinkel eine junge Dienstmagd, die vor einer noch jüngeren Frau kniete, um ihr den aufgerissenen Saum ihres Abendkleides zusammenzustecken, und hörte die gereizten Worte einer Frau. Aus der nächsten Tür drangen Männerstimmen, die sich unterhielten, und das leise Lachen einer weiblichen Stimme. Madelines Tanzschuhe glitten lautlos über den blanken Parkettboden, und niemand bemerkte sie.
    Inzwischen war sie im alten Flügel des Hauses angelangt. Nach zehn Metern wurde der lange Gang zu einer Brücke über kalten, stillen Räumen, und die starken Steinmauern waren nicht mehr mit Putz oder Gips bedeckt, sondern mit Wandteppichen oder einer dünnen Schicht aus exotischem Holz. Überall hingen Banner und Waffen längst vergangener Kriege, die Flecken von Rost und Blut zeigten, und alte Familienporträts, über die der Rauch und der Staub langer Jahre eine dunkle Schicht gelegt hatten. Andere Gänge zweigten ab, von denen einige in noch ältere Teile des Hauses führten, während andere vor Fenstern endeten, die einen unerwarteten Blick auf die Straße oder benachbarte Gebäude eröffneten. Die Musik und das Stimmengewirr aus dem Ballsaal wurden immer leiser, bis Madeline das Gefühl
hatte, sich am Grund einer großen Höhle zu befinden, wo die Laute des Lebens an der Oberfläche zu bloßen Echos verblassten.
    In dem Bewusstsein, dass die Diener noch im vorderen Teil des Hauses zu tun hatten, nahm sie die dritte Treppe, an der sie vorüberkam. Sie raffte ihren Rock zusammen - ein Wunderwerk aus schwarzer Gaze mit mattgoldenen Fäden über schwarzem Satin, der sich ideal dafür eignete, im Schatten zu verschwinden - und stieg leise hinauf. Ohne Probleme erreichte sie den zweiten Stock, erst auf dem Weg zum dritten Geschoss begegnete ihr ein Lakai. Er trat zur Wand und überließ ihr das Geländer, den Kopf respektvoll gesenkt, um nicht zu sehen, wer da durch das Anwesen geisterte, offensichtlich unterwegs zu einem geheimen Stelldichein. Später würde er sich an sie erinnern, aber daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern.
    Der Gang am Ende der Treppe war hoch und schmaler als die anderen, kaum mehr als drei Meter breit. Danach folgten weitere Kurven und Windungen, Treppen, die nur ein halbes Stockwerk hinaufführten, und Sackgassen. Aber sie hatte sich zur Vorbereitung auf den heutigen Tag einen Lageplan des Hauses eingeprägt, der bisher zu stimmen schien.
    Schließlich stieß Madeline auf die gesuchte Tür und bewegte sachte die Klinke. Nicht verschlossen. Sie runzelte die Stirn. Eine von Nicholas Valiardes Regeln lautete: Wenn man auffallend viel Glück hat, sollte man sich lieber erst überlegen, welchen Preis man dafür bezahlen muss, denn normalerweise ist nichts kostenlos. Sie öffnete die Tür einen Spalt und sah, dass das Zimmer dahinter nur vom Mondschein erleuchtet wurde, der durch unverhängte Fenster
fiel. Nach einem vorsichtigen Blick in beide Richtungen des Korridors schob sie die Tür so weit auf, dass sie den ganzen Raum überblicken konnte. Bücherregale, ein Kamin aus filigran gemeißeltem Marmor mit einem karyatidengestützten Sims, Stühle mit Gobelinlehnen, Wandspiegel, eine alte, schwer mit Familienbesteck beladene Kredenz. Ein Kartentisch mit einer Metallschatulle darauf. Jetzt werden wir es gleich wissen. Sie pflückte eine Kerze aus dem Halter auf dem nächsten Tisch und
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