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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer
Autoren: Martha Wells
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entzündete sie an der Gasleuchte im Gang, bevor sie in das Zimmer schlüpfte und die Tür hinter sich zuzog.
    Die unverhängten Fenster bereiteten ihr Sorgen. Diese Seite des Hauses ging auf die Ducal Court Street, und jeder, der dort unten vorbeiging, konnte bemerken, dass jemand im Zimmer war. Made line hoffte, dass nicht zufällig gerade jetzt einer von den aufgeweckteren Dienern der Duchess nach draußen trat, um eine Pfeife zu rauchen oder ein wenig Luft zu schnappen. Sie marschierte zum Tisch und stülpte gleich neben der quadratischen Schatulle ihren Pompadour um. Schnell kramte sie in dem Wust von Duftfläschchen, überzähligen Schmuckstücken und verblassten Glücksperlen aus Adera nach den benötigten Gegenständen: Chicorée- und Distelschnipseln, einem Krötenstein und einem Papiertütchen mit Salz.
    Von dem Zauberer, den sie zu Rate gezogen hatten, wusste Made line, dass der Hüter, der das Mondollot House vor Eindringlingen schützte, sehr alt und stark war. Ihn zu zerstören hätte große Anstrengung gekostet und wäre überdies reine Verschwendung von Zauberkraft gewesen. Es war viel einfacher und unauffälliger, ihn kurzzeitig zu umgehen, da Hüter für niemanden sichtbar waren, außer für einen
Zauberer, der sich Gascoignpulver in die Augen streute oder eine der neuen Ätherbrillen trug, die der parsische Magier Negretti erfunden hatte. Der Krötenstein enthielt den dafür nötigen Zauber, der aber noch inaktiv und dadurch für den Schutzgeist am Haupteingang nicht erkennbar gewesen war. Das darüber gestreute Salz wirkte als Katalysator, und die besonderen Eigenschaften der Kräuter fachten ihn an. Wenn alles zusammen unter den Einfluss des Gegenstands geriet, an den der Hüter gebunden war, zog sich dieser in den obersten Bereich des Hauses zurück. Nachdem die Wirkung des Salzes abgeklungen war, würde er wieder an seinen alten Platz zurückkehren, wahrscheinlich noch bevor man entdeckt hatte, was hier vorgefallen war. Made line zog ihre Dietriche aus dem Seidenfutteral und wandte sich der Schatulle zu.
    Sie fand kein Schloss. Sie konnte Kratzer an der Spange ertasten und folgerte, dass es bis vor kurzem ein Schloss gegeben hatte, ein starkes sogar. Doch jetzt war es verschwunden. Verdammt, ich hab kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Behutsam hob sie den Metalldeckel an.
    Darunter verborgen sollte der Gegenstand sein, der den immateriellen Hüter an die materielle Masse von Mondollot House band. Durch gründliches Auskundschaften und einiges an Bestechungsgeldern hatten sie in Erfahrung gebracht, dass sie nicht wie gewöhnlich einen Stein zu erwarten hatten, sondern etwas Keramisches - ein Objekt von großer Zartheit und hohem Alter, vielleicht eine Kugel.
    Auf einem Samtkissen am Boden der Schatulle ruhten die zermalmten Reste eines einst zierlichen, schönen, aber auch mächtigen Gebildes. Nur noch feines weißes Pulver und himmelblaue Bruchstücke waren davon übrig geblieben.
Madeline stieß einen nicht besonders damenhaften Fluch aus und schlug den Deckel zu. Irgendein Mistkerl ist uns zuvorgekommen.
     
    »Es ist nichts da«, flüsterte Mother Hebra. Mit ausgestreckten Händen kauerte sie im Ziegelschutt am Fuß des ver - barrikadierten Tors. Lächelnd nickte sie. »O ja, keine Spur mehr von einem schmutzigen, alten Hüter. Sie muss es geschafft haben.«
    »Sie ist ein bisschen früh dran.« Mürrisch steckte Nicholas seine Taschenuhr weg. »Aber lieber zu früh als zu spät.« Werkzeug klirrte, als die anderen loshuschten. Er half der Alten auf, damit sie ihnen ausweichen konnte.
    Die Öllampen flackerten in der feuchten, kalten Luft. Sie waren die einzige Beleuchtung in dem unterirdischen Tunnel. Sie hatten die Ziegel entfernt, mit denen der alte Zugang zum Keller von Mondollot House zugemauert worden war.
    Bevor sie das verrostete alte Eisengatter berührten, hielt Mother Hebra sie noch einmal auf, um festzustellen, ob es noch im äußeren Wirkungskreis des Hüters lag. Nicholas selbst spürte nichts Ungewöhnliches an dem Tor, aber er dachte nicht daran, den Rat der alten Hexe auszuschlagen. Manche Haushüter waren so gestaltet, dass sie potenzielle Eindringlinge verscheuchten, doch andere lockten die ungebetenen Gäste in eine Falle. Diesen Unterschied konnte nur ein Zauberer erkennen.
    Der Gang war erstaunlich sauber und die schale Luft trotz ihrer Feuchtigkeit frei von Gestank. Die meisten Einwohner von Vienne sahen in den Tunnels unter der Stadt, sofern sie sich überhaupt damit
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