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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer
Autoren: Martha Wells
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Nicholas, um den Boden zu inspizieren. In dem Schmutz und der Feuchtigkeit auf dem schartigen Stein waren alle Fußspuren gut auszumachen. Er fand seine eigenen Stiefelabdrücke und auch die Cracks und stellte fest, dass sein Gefolgsmann die Kammer beim ersten Mal gar nicht betreten hatte, sondern an der Schwelle stehen geblieben war. In der Ferne hörte er die gedämpften Ausrufe der Neuankömmlinge, die jetzt auf die Toten stießen, Cracks tiefe Stimme und verhaltene Laute des Triumphs von allen, als Cusard den Tresor öffnete.
    Von dem hypothetischen Eindringling gab es keine Fußspuren. Nicholas kniete sich sogar hin, um auf keinen Fall etwas zu übersehen, und ruinierte sich an dem glitschigen Belag auf dem Stein prompt den festen Stoff seiner Arbeitsjacke und -hose. Jetzt konnte er drei Schrammen erkennen, die mit Sicherheit weder von Crack noch von ihm stammten. Verärgert ging er in die Hocke. Er hätte geschworen, dass er aus der Untersuchung der Kammer die richtigen Schlüsse gezogen hatte. Es konnte kein Zweifel bestehen, dass irgendein Gegenstand von dem Steinsockel entfernt worden war, und zwar erst vor kurzem.
    Etwas, das viele Jahre lang ungestört unter dem ätherischen Schein der Geistflechten in diesem Raum gestanden hatte.
    Er erhob sich in der Absicht, den Boden draußen rings um die getöteten Wachen genauer in Augenschein zu nehmen,
falls die anderen nicht schon beim Abtransport der Goldschätze alle Spuren zertrampelt hatten. In dem Moment, als er durch die kaputte Tür trat, bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Beunruhigt fuhr er herum und spähte in die entgegengesetzte Richtung, wo der Gang von den Gewölben eine Biegung zu den älteren Weinkellern machte. Deutlich vom Schatten abgehoben, flatterte dort etwas Weißes. Nicholas drehte die Lampe höher und holte Luft, um nach Crack zu rufen, doch dazu kam er nicht mehr.
    Gedankenschnell schoss es auf ihn zu, und keinen Herzschlag später hatte es ihn erreicht. Ein fürchterlicher Schlag schleuderte ihn flach auf den Rücken, und die Gestalt fiel über ihn her. Hervorquellende Augen in einem verschrumpelten Gesicht, so grau wie totes Fleisch, starrten ihn in blankem Hass an. Das Wesen fletschte seine langen, krummen Tierzähne. Es schien in ein ehemals weißes Leichentuch gehüllt, das nun zerfetzt und schmutzig war. Nicholas drückte ihm den Unterarm ins Gesicht und spürte Zähne, die sich in seinen Ärmel bohrten. Er hatte seine Lampe nicht losgelassen, obwohl das Glas zerbrochen war und er sich an dem Öl die Hand verbrannt hatte. Jetzt drosch er sie dem Geschöpf mit verzweifelter Kraft auf den Kopf.
    Ob durch den Schlag oder die Berührung mit dem heißen Öl, es riss sich mit einem Aufschrei los. Das Öl hatte den Ärmel von Nicholas’ Jacke in Brand gesetzt, und er rollte sich zur Seite, um die Flammen auf dem feuchten Stein zu ersticken.
    Plötzlich drängten sich Crack, Cusard und Lamane um ihn. Nicholas versagte die Stimme, weil er Rauch in die Lunge bekommen hatte. Schließlich krächzte er: »Ihm nach.«

    Crack stürzte sich sofort in den dunklen Gang. Cusard und Lamane starrten erst Nicholas, dann einander an. »Du nicht«, sagte Nicholas zu Cusard. »Du kümmerst dich um die anderen. Sorg dafür, dass sie das Gold rausschaffen.«
    »Alles klar.« Erleichtert rappelte sich Cusard hoch und rannte hinaus. Lamane fluchte, als er Nicholas auf die Beine half.
    Die verbrannte linke Hand umklammernd, stolperte Nicholas Crack nach. Lamane hatte eine Lampe und eine Pistole. Crack hingegen war dem Wesen mit leeren Händen in die Dunkelheit nachgestürmt.
    »Warum folgen wir ihm überhaupt?«, flüsterte Lamane besorgt.
    »Wir müssen rausfinden, was das ist.«
    »Es ist ein Ghul.«
    »Glaub ich nicht. Es war nicht menschlich.«
    »Dann eben ein Fay«, brummte Lamane. »Und dafür brauchen wir einen Zauberer.«
    Vor über einem Jahrhundert, zur Zeit von Königin Ravenna, war Vienne von den Fay überrannt worden, aber in der abergläubischen Vorstellung der meisten Stadtbewohner waren diese finsteren Dämonen noch immer lebendig. »Wenn es so ist, dann bist du durch Eisen geschützt.« Nicholas deutete auf Lamanes Pistole.
    »Stimmt.« Lamane schien wieder Mut zu fassen. »Aber bei der Geschwindigkeit ist es inzwischen sowieso schon über alle Berge.«
    Vielleicht. Nicholas konnte nicht sagen, ob sich das Geschöpf tatsächlich so schnell bewegt oder ob es ihn irgendwie gelähmt hatte. Vor seinem inneren Auge sah er, wie das Wesen
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