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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm
Autoren: Johan Theorin
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Straßen oberhalb der Strandpromenade. Alles sah aus wie früher, fand er. Die Sonne war soeben untergegangen, und in vielen Häusern brannten Kerzen.
    Bald hatte er die Straße erreicht, in der die Apfelvilla lag, und trat an das verschlossene Gartentor. Er betrachtete sein ehemaliges Zuhause. Es sah unbewohnt aus, allerdings brannte im Eingang eine Lampe. Vermutlich, um Einbrecher abzuschrecken.
    Joakim lehnte den Strauß gegen den Stromkasten, der vor dem Zaun angebracht war. Eine Weile blieb er dort stehen und dachte an Ethel und Katrine. Dann wandte er sich ab.
    Im Nachbarhaus ein Stück die Straße hinunter waren fast alle Fenster hell erleuchtet. Das war das Haus der Hesslins – der Stolz des Viertels.
    Joakim erinnerte sich, dass Michael Hesslin erzählt hatte, dass sie über Neujahr zu Hause sein würden. Er öffnete das Gartentor, lief den gepflasterten Weg zum Haus hinauf und klingelte an der Tür.
    Lisa Hesslin öffnete. Sie freute sich aufrichtig, als sie sah, wer vor ihr stand.
    »Komm rein, Joakim«, begrüßte sie ihn. »Und guten Rutsch.«
    »Gleichfalls.« Joakim stand auf dem dicken Teppich im Eingang.
    »Möchtest du einen Kaffee? Oder vielleicht ein Glas Cham pagner?«
    »Nein danke. Ist Michael zu Hause?«
    »Im Moment nicht … aber er ist nur zur Tankstelle gefahren, um mit den Jungs noch ein paar Raketen und Böller zu kaufen.« Lisa lächelte. »Die haben schon alles gezündet, was wir besorgt hatten. Er kommt bestimmt bald, wenn du auf ihn warten kannst?«
    »Gerne.«
    Joakim betrat das große Wohnzimmer mit Blick auf die kahlen Bäume an der Strandpromenade und das Eis in der Bucht unterhalb der Villa.
    »Willst du das mal lesen?«
    »Was denn?«
    »Den Zettel hier.«
    Joakim holte aus der Innenseite seiner Jackentasche eine Kopie des Zettels, den er in Ethels Jeansjacke gefunden hatte.
    Er reichte ihn Lisa, die ihn laut vorlas:
    »Seht zu, dass dieses Drogen…«
    Sie verstummte abrupt und sah Joakim fragend an.
    »Lies weiter«, forderte er sie auf. »Du hast ihn doch geschrieben und ihn Katrine gegeben, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann muss es Michael gewesen sein!«
    »Das … das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Lisa gab ihm den Zettel zurück.
    »Funktioniert eure Stereoanlage?«, fragte er. »Ich habe hier etwas, das du dir anhören solltest.«
    »Musik?«
    »Nein, da wird eigentlich nur gesprochen«, sagte er, während er die Kassette einlegte.
    Als das Band lief, setzte er sich Lisa gegenüber aufs Sofa. Esklapperte in den Lautsprechern, dann war Gerlof Davidssons gedehnte und brummige Stimme zu hören:
    »Na, dann wollen wir das mal ausprobieren … also, ich habe das Tonbandgerät von Tilda ausgeliehen und glaube, dass es jetzt eingeschaltet ist. Ich habe viel über den Tod Ihrer Frau nachgedacht, Herr Westin. Wenn Sie daran nicht denken wollen, sollten Sie jetzt ausschalten … aber ich konnte einfach nicht aufhören, mir so meine Gedanken zu machen.«
    Lisa warf Joakim einen fragenden Blick zu. Gerlof sprach weiter:
    »Ich bin davon überzeugt, dass jemand Katrine vorsätzlich umgebracht hat: eine Person, die keine Spuren am Strand hinterließ, also vom Wasser her gekommen sein muss. Ich kenne den Namen ihres Mörders nicht, aber ich würde sagen, es handelt sich um einen kräftig gebauten Mann mittleren Alters. Er lebt auf Gotland oder hat dort zumindest ein Haus und besitzt ein großes Boot. Dieses Boot muss so groß und schnell sein, dass es sich für Tagesausflüge zwischen den Inseln eignet, allerdings verfügt es nicht über allzu viel Tiefgang, weil es an der Mole von Åludden festmachen konnte. Dort beträgt die Wassertiefe maximal einen Meter. Er muss sich also …«
    »Joakim, wer ist dieser Mann?«, übertönte Lisa Gerlofs Vortrag.
    »Hör einfach nur zu«, entgegnete Joakim.
    »… und die Leuchttürme von See aus zu sichten, wenn man sich Öland mit dem Boot nähert, ist auch nicht besonders schwer. Aber woher wusste der Mörder, dass Ihre Frau an jenem Tag alleine sein würde? Ich glaube, Katrine kannte ihn. Als sie die Motorengeräusche hörte, ging sie hinunter zum Strand. Der Mörder stand am Bug und hielt die Mordwaffe in den Händen, als sie die Mole hinunterkam. Aber Ihre Frau erwartete nichts Böses, sie war nicht argwöhnisch, denn diesen Gegenstand benutzen alle Segler, wenn sie irgendwo anlegen.«
    Gerlof hustete gedämpft.
    »Die Mordwaffe war ein Bootshaken aus Holz … lang und schwer und mit einem großen Eisenhaken an der
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