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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm
Autoren: Johan Theorin
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Spitze. Ich habeeinmal beobachtet, wie so ein Bootshaken als Waffe in einem Handgemenge auf See benutzt wurde. Die Spitze lässt sich ohne Schwierigkeiten in der Kleidung des Gegners verhaken, das Opfer verliert das Gleichgewicht und stürzt ins Wasser. Wenn man jemanden ertränken will, muss man dann lediglich die Person mit dem Haken unter Wasser drücken. Es gibt keine Fingerabdrücke und keine großen Schäden. Die einzigen Spuren sind kleine Risse in der Kleidung der Toten. Die Kleidungsstücke Ihrer Frau wiesen ebensolche Spuren auf.«
    Gerlof verstummte für kurze Zeit, ehe er seine Aufzeichnungen mit den Worten beendete:
    »Ja, Joakim, so hat sich das meiner Meinung nach ereignet. Das macht es Ihnen in Ihrer Trauer nicht leichter, ich weiß … aber wir alle können mit Antworten besser umgehen als mit offenen Fragen. Kommen Sie doch noch mal auf einen Kaffee bei mir vorbei, ich würde mich freuen. So, und jetzt schalte ich das Ding hier wieder aus …«
    Die brummige Stimme verschwand, in den Lautsprechern war nur noch ein Rauschen zu hören.
    Joakim stand auf und holte die Kassette aus der Stereoanlage.
    »Das war es schon«, sagte er.
    Auch Lisa hatte sich erhoben.
    »Wer ist dieser Mann?«, wiederholte sie ihre Frage.
    »Ein Freund. Ein alter Mann. Niemand, den du kennst … aber stimmt es, was er gesagt hat?«
    Lisa öffnete den Mund, schien aber nicht die richtigen Worte zu finden.
    »Nein«, stieß sie schließlich hervor. »Du glaubst doch nicht, was er sagt?«
    »War Michael in eurem Sommerhaus auf Gotland, als Katrine starb?«
    »Woher soll ich das wissen? Das war im Herbst … ich erinnere mich nicht.«
    »Aber wann ist er hochgefahren … er muss dort gewesen sein, schließlich hater doch sein Boot winterfest gemacht. Odernicht?«
    Lisa sah ihn entgeistert an, ohne etwas zu erwidern.
    »Ich war in Stockholm in unserem Haus, als Katrine ertrank«, sagte Joakim. »Ich erinnere mich, dass ich bei euch anrief. Aber es war niemand da.«
    Auch darauf erhielt er keine Antwort.
    »Hat Michael nicht einen Kalender, mit dem wir das nachprüfen können?«, fragte Joakim. »Oder ein Tagebuch?«
    Lisa wandte ihm den Rücken zu.
    »Das reicht jetzt, Joakim. Ich muss anfangen, das Essen vorzubereiten.«
    Sie öffnete die Eingangstür und sah ihn auffordernd an.
    Ehe Joakim das Haus verließ, blieb er einen Moment vor den Fotografien an der Wohnzimmerwand stehen und betrachtete sie eingehend. Eine der Aufnahmen zeigte Michael Hesslin an Bord eines weißen Motorbootes. Er stand hinter der glänzenden Reling am Bug und winkte in die Kamera. Ein Bootshaken war nicht zu sehen.
    »Schönes Boot«, sagte Joakim leise.
    Er verließ das Haus, und sie schloss die Tür sofort hinter ihm. Er hörte sogar, wie sie den Schlüssel umdrehte.
    Unschlüssig blieb er einen Augenblick auf dem Bürgersteig stehen. Doch dann hörte er ein Motorengeräusch, ein Auto näherte sich.
    Als der Wagen um die Ecke bog, erkannte Joakim sofort, dass es Michaels war. Michael fuhr die Garagenauffahrt hoch, schaltete den Motor aus und stieg mit vier langen Tüten voller Feuerwerkskörper aus. Seine beiden Jungen sprangen vom Rücksitz und stürzten mit den Tüten aufs Haus zu.
    »Joakim, bist du wieder zurück?«, begrüßte ihn Michael und kam auf ihn zu. »Guten Rutsch!«
    Er streckte ihm lächelnd die Hand entgegen, aber Joakim nahm sie nicht.
    »Was hast du in dieser Nacht auf Åludden geträumt, Michael? Du bist aufgeschreckt und hast geschrien … hast du einen Geist gesehen?«
    »Wie bitte?«
    »Du hast meine Frau ermordet!«
    Michael lächelte noch immer, als würde er Joakims Worte nicht verstehen.
    »Letztes Jahr hast du Ethel hinunter ans Wasser gelockt«, fuhr Joakim mit seiner Anklage fort. »Du hast ihr eine Überdosis Heroin verpasst … und sie dann ins Wasser gestoßen.«
    Michaels Lächeln erstarb, und er ließ seinen ausgestreckten Arm sinken.
    »Sie hat die Idylle hier gestört!«, warf ihm Joakim ins Gesicht. »Ein Junkie ist kein Aushängeschild für eine Wohngegend, das stimmt … aber ein Mord ist bestimmt um einiges schlimmer.«
    Michael schüttelte entsetzt den Kopf, als wäre sein ehemaliger Nachbar wahnsinnig geworden.
    »Du willst mich des Mordes anklagen?«
    »Ich kann dabei behilflich sein!«
    Michael sah zu seinem Haus und gewann sein Lächeln zurück.
    »Vergiss es.«
    Er ließ Joakim stehen, als wäre dieser Luft.
    »Es gibt Beweise«, rief ihm Joakim hinterher.
    Michael lief zielstrebig auf das
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