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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
Autoren: emons Verlag
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Jubeljahre mal. Ich staune manchmal, wie gut sich Peter und Erik verstehen.«
    »Und Erik kennt auch Peter Buschinskis Vorgeschichte?«
    »Ja. Das bleibt ja nicht aus. ›Warum habt ihr nicht um Hilfe
gerufen?‹, hat Erik gefragt. Er kann nicht verstehen, warum die Kinder in
Tönning geschwiegen haben. Geschwiegen und gelitten. ›Die müsst ihr anzeigen‹,
hat Erik gedrängt. Er war sogar bei einem Rechtsanwalt.«
    »Bei welchem?«
    »Einem ganz bekannten. In Husum im alten Rathaus.«
    »Hansen?«
    »So heißen die wohl. Die haben ihm gesagt, das würde nur Geld
kosten. Pah. Dabei hat er sogar was für diese Auskunft bezahlt. Also! Das
bringt nichts. Die Sache ist verjährt.«
    »Und dann?«
    »Nichts und dann. Wir waren ziemlich niedergeschmettert. Die kommen
ungeschoren davon, nur weil ein paar Jahre verstrichen sind.«
    »Ist Ihr Sohn Handwerker?«, fragte Große Jäger dazwischen.
    »Ja. Nein. Das war er mal. Er hat Mechatroniker gelernt. Jetzt ist
er Lokführer bei der Nord-Ostsee-Bahn. Immer rauf von Altona nach Westerland.
Bei jedem Wetter. Und dann über die Hochbrücke am Kanal und über den Damm
durchs Wattenmeer. Ich hab manchmal Angst um ihn. Besonders, nachdem ein Kollege
von ihm dieses schreckliche Zugunglück bei Bredstedt hatte, als die Bahn direkt
in die Kuhherde rein ist und entgleiste. Da gab es Tote.«
    »Wohnt Erik in Husum?«
    »Da haben sie mal gewohnt. Er und Kiki. Das ist seine Freundin,
eigentlich heißt sie Kyriakí. Das ist griechisch. Jetzt wohnen die beiden in
Lunden. Dort haben sie sich ein altes Haus gekauft. Das machen sie sich jetzt
zurecht. In der Paul-Adam-Roß-Straße. Das ist gleich hinter der
St.-Laurentius-Kirche rechts rein, wenn Sie von hier kommen.«
    »Und dann haben Sie Adolph Schierling und Wolfgang Hohenhausen
aufgesucht?«
    »Ich wollte ihnen in die Augen sehen. Ich habe ihnen gesagt, dass
sie nicht glauben sollten, sie kämen ungeschoren davon.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Große Jäger.
    »Ich wollte damit nur sagen, dass sie irgendwann vor ihrem
himmlischen Richter stehen werden«, stammelte Karin Steffen und biss sich
erneut auf die Unterlippe, aus der es jetzt heftig blutete.
    Die Gemeinde Lunden mit der im 12. Jahrhundert erbauten
St.-Laurentius-Kirche im Zentrum lag südlich der Eider in Dithmarschen.
Historisch gesehen hatte man immer wieder versucht, einen Keil zwischen die
Dithmarscher und die Nordfriesen zu schieben. Tatsächlich einte beide seit
Jahrhunderten die Auseinandersetzung mit der See, Wind und Wetter.
    »Weißt du, was ein ›Geschlechterfriedhof‹ ist?«, fragte Große Jäger
und wies auf eines der zahleichen Hinweisschilder, die in Lunden am Straßenrand
standen.
    »Nicht das, was du dir in deiner blühenden Phantasie darunter
vorstellen magst«, erwiderte Christoph, umrundete die Kirche der kleinen
Gemeinde, von der Durchreisende aufgrund der hohen Leerstände den Eindruck
gewinnen konnten, sie würde ausbluten, und bog kurz darauf in die Wollersumer
Straße ab, die ein paar Kilometer weiter im Nirgendwo am Eiderdeich endete. Ihr
Ziel war eine kleine Sackgasse kurz vor dem Ortsende. Ein verrostetes Schild »P.-A.-Roß-Straße« wies darauf hin.
    »Sieh dir die Abkürzung an. Die sparen schon am Straßenschild. Mich
wundert, dass sie ›Straße‹ ausgeschrieben haben. Dithmarscher eben«, lästerte
Große Jäger.
    In der schmalen Straße ohne Fußwege lagen kleine Siedlungshäuschen.
Rotklinker. Satteldach. Irgendwo an der Hauswand war die Satellitenschüssel
angebracht. Hecken, ein lang gestreckter, windschiefer Zaun, und auf
zahlreichen Grundstücken lagerten Gegenstände und Utensilien, die die Besitzer
für wichtig erachteten. Böse Zungen mochten es als spieß- oder kleinbürgerlich
abtun. Wer den richtigen Blick hatte und das rechte Maß fand, würde die kleine
Siedlung als Wohnstatt mit gediegener Atmosphäre und viel Geborgenheit für die
Bewohner bezeichnen.
    Sie mussten nicht nach der Hausnummer suchen. Von einem der
Grundstücke führte ein frisch zugeschütteter Graben zur Straße. Dort war ein
Absperrgitter aufgestellt, das vor einem Loch schützte.
    »Da wurde etwas von oder zu der Straße verlegt«, sagte Christoph und
lenkte den Volvo vor die niedergetrampelte Rasenfläche. »Die haben auch den
alten Zaun weggerissen. Die Erde ist neu aufgeschüttet. Das muss vor Kurzem
fertiggestellt worden sein.«
    »Danach soll alles wiederhergerichtet werden. Sieh mal da.« Große
Jäger zeigte auf die Seite des
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