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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Boltz
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Gesicht, und wir küssen uns. Nur fünfzehn Minuten früher und sie hätte mich mit gepackten Koffern an der Tür empfangen. Zum Glück habe ich alles direkt in den Wäschekorb verfrachtet und den Koffer an den angestammten Platz zurückgelegt. Es ist alles gut. Fast alles.
    »Was hast du denn mit deinem Gesicht gemacht?«
    »Du meinst meine Nase? Die ist wieder gut.«
    »Nein, ich meine diese Ränder hier.«
    Jana fährt mit ihren Fingerspitzen die Umrandungen der Sonnenbrille nach.
    »Das sieht aus wie, wie … von einer großen Sonnenbrille oder so.«
    »Richtig. Das sieht so aus, als hätte ich mich hier zehn Tage nur gesonnt, obwohl wir gar keine Sonne hatten.«
    Ich lache. Doch weiß ich selbst nicht, worüber.
    »Wo ist es dann her? Hat es was mit deiner Nase zu tun?«
    Verdammt. Warum haben Frauen diesen detektivischen siebten Sinn?
    »Das ist ’ne ganz verrückte Geschichte, Jana. Du wirst sie mir kaum glauben.«
    »Dann erzähle sie mir.«
    »Okay. Du weißt ja, dass ich solche Probleme mit meiner Nase und der Atmung hatte.«
    »Deine Hautirritation.«
    »Äh, ja. Genau die. Wie sich herausstellte, war es doch keine Hautirritation, sondern eine Pollenallergie.«
    »Tja, wer hätte das gedacht.«
    »Aber nicht nur das. Ich bin auch allergisch auf Tierhaare. Besonders Katzen.«
    »Oh, Shit. Du hattest es ja schon geahnt. Und ich habe dich hier mit Romeo allein gelassen.«
    »Genau. Und da musste ich einfach alle Wege ausprobieren, die es gibt. Schließlich wollte ich ja, dass du die Beförderung bekommst.«
    »Du bist so süß.«
    Jana küsst mich. Sosehr ich mich auch anstrenge, mir fällt keine gute Ausrede ein. Also entscheide ich mich für die Wahrheit.
    »Und da habe ich …«
    »Du brauchst nichts sagen, ich kann mir denken, was du getan hast. Ich bin ja nicht blöd.«
    »Du weißt es …?«
    »Na klar, man braucht doch nur eins und eins zusammenzuzählen.«
    »Und du bist nicht sauer?«
    »Nein. Warum auch?«
    »Wow, das hätte ich jetzt nicht gedacht.«
    »Ich hatte es dir doch sogar empfohlen.«
    »Ja, stimmt, das hattest du. Du sagtest …«
    »… hol dir die Höhensonne aus dem Keller und probier sie aus. Und das hast du getan.«
    »Was?«
    »Na, die Höhensonne. Sieht man doch?«
    Aber natürlich. Die Höhensonne. Ich habe zwar keinen blassen Schimmer, in welchem Karton im Keller das Ding überhaupt steckt, aber das ist meine Rettung. Sofort verfalle ich wieder in meine Paraderolle des leidenden Opfers.
    »So ist es. Du hast es erraten. Und weil ich es so oft anwenden musste, um meine schlimmen Gesichtsschmerzen überhaupt ertragen zu können, habe ich mir zum Schutz für die Augen immer die Tauchbrille aufgesetzt. Ich hatte nichts anderes. Daher die großen Ränder.«
    »Und alles nur, um meine Beförderung nicht aufs Spiel zu setzen. Schatz, du bist ein Held.«
    »Na ja, man tut, was man kann …«
    »Nein, nein, das meine ich ganz ernst. Das hätten nicht viele Männer gemacht. Und weißt du was?«
    »Was?«
    »Ich … habe … den … Job!«
    »Du … du hast die Beförderung?«
    »Ja.« Jana springt mir um den Hals und drückt mich, so fest sie kann. »Ich habe auf dem Weg hierher einen Anruf von Herrn Eilhoff bekommen. Er ist überaus zufrieden mit mir und bietet mir den Job ab sofort an. Wir sollen heute zum Abendessen kommen, um die letzten Details zu besprechen und Romeo wieder nach Hause zu bringen.«
    »Das ist ja Wahnsinn. Wir können also in die neue Wohnung ziehen?«
    »Wir können. Wir brauchen noch nicht mal mehr unsere Eltern als Bürgen bei der Bank.«
    »Apropos Eltern. Schau mal, was ich hier habe.«
    Mit einer ausladenden Geste deute ich auf die aufgereihten Römergläser.
    »Die Gläser! Super. Vielen Dank, Robert. Und sogar die ganze Serie. Aber die kannst du wieder zurückbringen. Mein Bruder hatte die gleiche Idee und hat schon welche beim Werksverkauf in Ingolstadt gekauft. Da waren sie noch mal reduziert.«
    »Was?«
    »Der Hammer, oder? Da sparen wir mindestens hundert Euro zum normalen Preis. Die anderen tauschen wir einfach hier in Frankfurt wieder um.«
    »Hundert Euro?«, wiederhole ich langsam und eher für mich selbst. In Gedanken rechne ich die beinahe tausend Euro zusammen, die mich die ganze Aktion gekostet hat. Und Umtauschen ist nicht.
    »Ja, hundert Euro. Wahnsinn, oder?«
    »Wahnsinn, ja. Da hast du recht.«

54
    Der Hundert-Quadratmeter-(T)raum
    A m Tor der Eilhoffs ertönt die bekannte papierdünne Stimme der Hausherrin. Heute ist der Tag der Tage.
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