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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Boltz
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Romeo kehrt unter den kritischen Blicken der Eilhoffs wieder zurück in seinen Privatpark, und Jana bekommt ihren Job. Kaum haben wir mit Romeo im Reisekoffer über den Kiesweg das Haus erreicht, steht der Schiefzahn schon im hölzernen Türportal.
    »Romeo, mein Sonnenschein.« Sie öffnet die Tür des Katzenbehältnisses und zieht das Anthrazitknäuel heraus. »Lass dich anschauen.«
    Das ist mein Stichwort. Genaues Betrachten ist wohl nicht so gut, obwohl alles gut vernarbt und gefärbt ist.
    »Frau Eilhoff, ich bringe Ihnen Ihren Romeo wieder unversehrt zurück.«
    Frau Eilhoff fällt tatsächlich auf meinen Trick rein und widmet sich nun mir. »Hat er sich denn gut benommen, Herr Süßemilch?«
    »Natürlich.«
    »Und Sie sind auch gut mit ihm ausgekommen?«
    »Aber ja. Wir waren ein echtes Dream-Team. Geradezu unzertrennlich.«
    »Ich hoffe, er hat Ihnen keine Umstände bereitet?«
    Unweigerlich muss ich an die Straßen Roatans, Romeos beherzten Sprung auf die Gangway in letzter Sekunde und den Verlust seiner Fellfarbe denken.
    »Lammfromm. Ein wahrer Sonnenschein. Wir hatten viel Spaß miteinander.«
    Zum Beweis lege ich die Fotos zur Untermauerung meiner Aussage vor. Römer, Main und Hochhauspanorama wissen zu überzeugen. Frau Eilhoff ist sichtlich gerührt von den Bildern.
    »Ein Herz und eine Seele. Wir wussten doch, dass das eine gute Idee war. Sie haben wirklich ein Katzenherz, Herr Süßemilch.«
    »Ja, ich habe ihn gehütet wie meinen … äh, Augapfel.«
    »Das sollten Sie ja auch. Schließlich wollen wir mit Romeo noch züchten, und nur die besten Katzen sollen seine Kinder austragen. Ich bin mir jedoch nicht so ganz sicher, ob er schon geschlechtsreif ist.«
    Wieder bin ich mit meinen Gedanken in den Straßen Roatans und überlege, wie viele kleine Romeos dort bald das Licht der Welt erblicken werden. Die schwulen Kater mal ausgenommen.
    »Ich denke ja, Frau Eilhoff. Er scheint mir schon sehr reif für sein Alter.«
    »Und Ihnen scheint es auch wieder besser zu gehen. Ihre Hautirritation ist wieder abgeklungen, wie ich sehe.«
    Papst Benedikt schaut mich aus milden Augen an. Auch er wirkt zufrieden mit dem Ausgang des Ganzen und nicht böse wegen meiner kleinen Notlüge. Das beruhigt mich, und ich antworte daher ganz katholisch.
    »Gottlob. Ja.«
    Der Sie-Gustav tritt auf, und es folgen Küsschen für Jana und ein martialischer Händedruck für mich. Anschließend gehen wir ins Esszimmer, wo bereits eingedeckt ist. So viel Mühe für so wenig Essen. Welch eine Verschwendung. Der erste Gang besteht erwartungsgemäß aus diversen Sprossen an geschmacksneutralem Tofu. Und auch die Juice lässt heute zu wünschen übrig.
    »Jana, wie ich hörte, haben Sie Ihre Aufgabe in Schanghai ganz vorzüglich erledigt«, beginnt der Sie-Gustav. »Ich gratuliere.«
    Romeo streicht mir um die Beine. Doch dank meiner Urinbehandlung macht es mir beinahe gar nichts aus. Außer dass er anscheinend wieder etwas poppig ist und damit beginnt, seine Krallen in meine Waden zu bohren. Verdammt, das hat er doch die ganzen letzten Tage nicht getan.
    »Danke, Herr Eilhoff. Es hat mir große Freude bereitet.«
    Aua, Romeo. Kaum bist du wieder unter der heimischen Tischplatte, fängt das wieder an. Ich konzentriere mich auf meine Brokkolisuppe.
    »Dann wird es Sie auch sicherlich nicht verwundern, dass ich Ihnen nicht nur, wie bereits erwähnt, die vakante Position als Kundenberaterin für exklusive Privatkunden anbieten möchte, sondern Sie in den Stand eines Junior-Direktors erheben möchte. Natürlich mit allen nötigen Kompetenzen und Budgets.«
    Wieder setzt Romeo seine Krallen ein. Eine Art Déjà-vu. Mit einem leichten Schmunzeln muss ich an das letzte Mal denken, als mich Romeo so mit seinen Krallen unter dem Tisch bearbeitet hat. Diese Peinlichkeit. Auch Frau Eilhoff lächelt. Ob auch sie daran denken muss? Ich hoffe nicht.
    »Ist das Ihr Ernst?«, antwortet Jana fast den Tränen nah. »Das ist fantastisch. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Sagen Sie einfach Ja.«
    Romeo scheint sich mit meinen Waden nicht begnügen zu wollen und rutscht in höhere Regionen. Vielleicht vermisst er Tiffanys allabendliche Behandlung.
    »Ja. Natürlich gerne.«
    »Dann sind wir uns einig.«
    Das wird mir nun doch etwas zu intim mit Romeo. Ich bin schließlich nicht so ein schwuler Straßenkater aus Honduras.
    »Es ist mir eine Ehre, Herr Eilhoff.«
    Wir sind am Ziel. Jana hat ihre Beförderung, und wir bekommen unsere größere
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