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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Boltz
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wehrlos herum, bis ich bemerke, dass meine Disneyfamilie aufgereiht vor mir Position bezogen hat.
    »Ach, Sie sind es.«
    »Ja, nur wir. Die Familie mit de nervige Kindern.«
    Er lacht und nimmt seine Frau in den Arm, die bisher noch nie etwas gesagt hat.
    »Ja, toller Witz. Kann ich irgendwas für Sie tun?«
    »Ne, aber der Eddy hat was Leckeres fur dich.«
    Der kleine Eddy trägt heute nicht nur ein T-Shirt gänzlich ohne Disneymotiv, sondern auch noch eine Plastikflasche eines Energiedrink-Herstellers in seiner Hand. Er streckt sie mir entgegen, und sein Vater fordert ihn durch Anschubsen auf, seine einstudierte Textpassage vorzuführen. Und Klein Eddy gehorcht.
    »Eine lecker Geschenk fur dich, lieber Mann.«
    Ich nehme die Flasche des Energydrinks entgegen, taste sie blindengerecht ab und bedanke mich. Auch wenn ich nicht ganz verstehe, was ich mit dieser gummisüßen Plörre jetzt soll.
    »Oh, eine Flasche. Vielen Dank für den Drink.«
    »O ne.« Papa Disney winkt ab. »Das ist net eine Energydrink. Das ist die Wasser von de Bahamas-Strand. Wir komme gerade zurück von de Ausflug, und Eddy hat das lecker gefunden, was du da mit de Wasser machst, und wollte dir unbedingt dat Wasser fur de Untersuchung von de Plankton mitbringe.«
    Wow, das ist wirklich eine Überraschung. Eddy nickt noch zweimal, dann dreht er sich um, um sogleich in den Pool zu hüpfen. Ihm folgen die anderen Familienmitglieder, die allesamt vergnügt im Wasser toben und dabei unsagbar glücklich aussehen. Und das trotz Sohn und Tochter. Und ich muss zugeben, dass das wirklich wahnsinnig nett von dem kleinen Scheißer ist. Dagegen sitzt Rotzlöffel Jerry neben mir, popelt in der Nase und versucht, sein Stuhlbein auf Romeos Schwanz abzustellen.
    Hm, es liegt wohl doch sehr an der Erziehung, ob es ein Scheißkind wird oder ein ganz brauchbarer Mensch.

49
    Time to say goodbye
    W ie hat er sich benommen?«
    Eine berechtigte Frage. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Eigentlich hat sich Jerry weder gut noch schlecht benommen. Er war einfach nur anwesend und hat geschmollt. Ich entscheide mich für eine salomonische Antwort.
    »Wir hatten keine Probleme miteinander. Und wie lief es bei dir?«
    »Super. Ich muss schon sagen, ihr Europäer habt den Amerikanern einiges voraus.«
    »Ach?«
    »Ja, ihr seid nicht so einfallslos wie unsere Männer. Ihr habt mehr Fantasie.«
    Wenn du wüsstest, wie viel Fantasie hier gerade vor dir sitzt. Ich sage stattdessen nichts und schaue mich in ihrer Kabine um, die irgendwie aufgeräumter wirkt als zuletzt. Da hat wohl jemand schon seine Koffer gepackt.
    »Schön für dich und Herrn Grilic. Aber sag mal, hast du denn schon deine Sachen gepackt? Morgen früh ist die Reise vorbei.«
    Ein lautes Lachen hallt aus dem Bad.
    »Ja, so ähnlich.«
    »Packen muss schließlich jeder.«
    »Ich nicht.«
    »Warum?«
    »Ich will bei unserer Ankunft in Miami noch mal richtig shoppen gehen. Daher habe ich für Jerry nur alte Sachen mitgenommen. Und die habe ich gestern Abend über Bord geworfen.«
    Ich lache auf. Merke aber umgehend, dass sie dies keinesfalls als Witz meint. Daher hake ich nach.
    »Du hast das nicht wirklich getan, oder?«
    »Was getan?«
    »Die Klamotten über Bord geworfen.«
    »Doch, habe ich. Was schaust du so?«
    »Aber du kannst doch nicht … ich meine … das geht doch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Aber das ist doch nicht richtig.«
    »Ach, das merkt Jerry nicht.«
    »Ich meine nicht wegen Jerry. Hast du schon mal was von Umweltverschmutzung gehört?«
    »Beruhig dich, Robert. Ich habe extra draufgeschaut, es war fast alles aus reiner Wolle.«
    »Und?«
    »Na, das ist doch biologisch, oder?«
    Da ist sie wieder, die sprichwörtliche amerikanische Wegwerfgesellschaft in ihrer Reinform. Jede weitere Diskussion würde nichts bringen. Ich gebe mich geschlagen und flüchte mich in Sarkasmus.
    »Stimmt. Und wahrscheinlich schwimmt jetzt gerade irgendein Stachelrochen mit Jerrys Pullover durch den Marianengraben.«
    Tiff lacht, als hätte sie Schnappatmung.
    »Ja, stell dir das mal vor. Auch wenn ich nicht weiß, wer diese Marianne ist.«
    »Äh ja, genau. Tja, dann ist wohl jetzt die Zeit gekommen, dass wir uns verabschieden. Ich werde heute Abend früh schlafen gehen, weil es für mich morgen noch mit dem Flieger zurück nach Deutschland geht.«
    Tiffany kommt auf mich zu und drückt mich fest an ihre Silikonbrüste. Wenn ich durch sie eine Erkenntnis gewonnen habe, dann die, dass Silikon und Intelligenz auf zwei
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