Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Narrentod

Titel: Narrentod
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
wird knapp«, meint Jüre.
    Er hat seine Stange schon geleert und verlässt die Bar. Ich trinke mein Bier noch in aller Ruhe aus, zahle für beide und stoße im Weggehen unsanft mit Lilo Barben-Bigler zusammen, der Rektorin des Progys. Es ist beileibe nicht unser erster Zusammenstoß.

8
    »Hallo, Li LL o !« grüße ich überfreundlich.
    »Hans-Peter. Immer so lustig«, motzt sie, wie erwartet.
    Mit der Betonung eines dreifachen L in ihrem Vornamen kommt man bei ihr schlecht an.
    »Oh, sorry, hab ich glatt vergessen«, brummle ich. »Wie läuft’s im Progy ?«
    »Gut, seit du weg bist.«
    Volltreffer, du hinterhältige Zicke, denke ich. Sie spielte das Zünglein an der Waage, als es darum ging, mir die Demission nahezulegen. Seither hasse ich diese Frau. Falls ich je zum Mörder werden sollte: Das Opfer wäre bereits nominiert.
    Ich tu aber so, als ginge mir ihre Anspielung am Arsch vorbei. Mache auf cool , wie ich’s von Jüre gelernt habe. Dann erkundige ich mich ganz sachlich: »Darf ich dich etwas fragen, Lilo ?«
    »Es tut mir leid, Hans-Peter. Aber ich habe jetzt keine Zeit. Wie du vielleicht weißt, findet hier heute um 18 Uhr die Jahressitzung des Kadettenvereins statt. Ich muss der Präsidentin unter die Arme greifen und ihr bei den Vorbereitungen helfen. Ich kann dir verraten: Wir sind noch nirgends. Danach treffen wir uns um 19.30 Uhr im Schlosshof zu einem Ständchen der Kadettenmusik .«
    »Schade«, meine ich nur.
    Da zwingt sich Lilo tatsächlich zu einem Lächeln und sagt: »Komm doch auch zum Ständchen. Dort hab ich dann Zeit für dich .«
    Immerhin. So gut spielt sie ihre Rolle als ehemalige Chefin, dass sie den Anstand beweist, mir eine Privataudienz zu gewähren. Jetzt, da sie so vor mir steht, frage ich mich: War Lilo als junge Romanistin nicht zufälligerweise die Klassenlehrerin von Beat Dummermuth, unseres verblichenen Stadtnarren? Ich nehme mir vor, sicherheitshalber in der Datei der ehemaligen Prögeler nachzuschauen.
    »Danke für die Einladung«, erwidere ich.
    Sie meint: »Keine Ursache«, und entschwindet in den Freienhofsaal.
    »Dann bis später, Li LL o !« , ruf ich ihr hintendrein. Aber wahrscheinlich hat sie’s nicht mehr gehört. Eigentlich schade.

     
    *

     
    Zu Hause bestätigt sich meine Vermutung.
    Dummermuth war Klassenkassier und Lilo seine Klassenlehrerin. Und noch etwas anderes fällt mir auf. Als Prorektor amtete schon damals Alfred Weibel, allerdings noch als junges, ehrgeiziges Bürschchen. Wenn er dazumal geahnt hätte, dass er nie zum Rektor aufsteigen würde? Lilo wurde ihm in der entscheidenden Wahlsitzung überraschend vor die Nase gesetzt. Haben Frauenquote und Hoffnung auf eine umgängliche Schulleitung den Kollegiumsentscheid beeinflusst? Wie habe ich eigentlich selbst gestimmt? Muss gestehen, ich hab’s vergessen. Immerhin hat es Weibel danach noch zum Kadettenkorpsleiter gebracht. Dieses Amt übt er bis zum heutigen Tag mit Engagement und Begeisterung aus. Was er wohl zum Mord sagen würde? Aber eben. Die Sache muss vorerst geheim bleiben, leider. Mindestens kann ich versuchen, ihn über Beat Dummermuth auszufragen. Ich wähle seine Nummer und, oh Wunder! Trotz Festivitäten ist er erreichbar.
    »Hallo Fredu, ich bin’s, Hans-Peter vom Progy .«
    Schon klar, eine eigenartige Vorstellung, seit ich dort nicht mehr unterrichte. Aber das mit dem Progy beschleunigt meistens das Erinnerungsvermögen der Gesprächspartner.
    »Hallo, Hanspudi. Wie geht’s ?«
    Noch bevor ich seine einfühlsame Erkundigung beantworte, fügt er bei: »Hör, es passt gerade nicht so gut. Um 18 Uhr muss ich drüben im Freienhof sein .«
    »Ich weiß. Der Kadettenverein. Ich hätte aber nur eine ganz kurze Frage .«
    »Ja dann, schieß los .«
    »Erinnerst du dich an einen Ehemaligen namens Beat Dummermuth ?«
    Zu meiner Überraschung reagiert er sofort.
    »Und wie!«
    »Aha? Was heißt das ?«
    »Erstens mimt er seit Jahren den Fulehung .«
    »Du weißt es ?«
    »Selbstverständlich. Wir haben ihn ja selbst gewählt. Die Kadettenkommission ist dafür zuständig. Ich bin als Korpsleiter der Kadetten wahlberechtigtes Mitglied .«
    »Verstehe. Zweitens?«
    »Zweitens ist er quasi unser Hausinformatiker .«
    »Im Progy ? «
    »Richtig.«
    »Und drittens?«
    Alfred Weibel zögert.
    »Sag schon, Fredu. Komm !«
    Noch immer will er nicht recht damit rausrücken. Ich erinnere ihn darum an seine Sitzung im Freienhof. Das hilft.
    »Drittens war da doch die Sache mit Lilo .«
    »Was für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher