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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen
Autoren: Rachel Cohn
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uns noch abschminken mussten. Vielleicht können wir jetzt irgendwie neu anfangen. Das alles hinter uns zurücklassen. Von hier wegziehen.«
    »Das könnt ihr nicht machen«, sage ich. Das kann sie mir nicht antun.
    »Wir werden sehen«, antwortet sie. Aber ich höre es an ihrer Stimme: Es wird geschehen.
    »Zieht nicht zu weit weg«, bringe ich mühsam heraus.
    Bei dem Gedanken, dass sie von hier ausziehen könnte, verkrampft sich in mir alles. Selbst wenn wir uns gestritten haben, selbst in unseren schlechtesten Zeiten hat mich die Tatsache, dass sie ganz in der Nähe ist, immer irgendwie getröstet. Ich hatte einen Boden unter den Füßen. Wenn sie mich jetzt endgültig verlässt, gibt es diesen Boden unter meinen Füßen nicht mehr.
    Ich glaube, sie hat die Verzweiflung in meiner Stimme gehört. Wie sehr ich sie brauche.
    »Ach Ely«, sagt sie und lehnt sich noch stärker an mich.
    »Ach Naomi«, sage ich.
    Ist uns das genug? Kann die Art, wie wir gegenseitig unsere Namen sagen, alles umfassen, unsere ganze Geschichte, unsere ganze Liebe, unsere ganzen Ängste, unsere ganzen Streits, unsere ganzen Versöhnungen, alles, was wir voneinander wissen, und alles, was wir nicht voneinander wissen? Kann das alles in der Weise stecken, wie sie »Ely« sagt und wie ich »Naomi« sage?
    Ich bin mir nicht wirklich sicher. Aber das ist, was wir haben. Naomi und Ely.
    Wir fangen an, uns alles zu erzählen. Wir reden miteinander. Über ihre Mutter. Über Bruce. Über Gabriel. Über die beiden Robins und Bruce den Ersten. Über die Vorteile, die es für Naomi haben könnte, ans Hunter College zu wechseln.
    »Und mit uns beiden? Ist da alles in Ordnung?«, frage ich schließlich.
    Sie schaut mich an, und eine Sekunde lang fürchte ich, sie könnte Nein sagen. Aber sie sagt: »Ja, mit uns beiden ist alles in Ordnung. Es hat sich alles geändert und damit müssen wir beide zurechtkommen. Aber es ist in Ordnung, so wie es ist.«
    Damit kann ich leben. So wie ich auch damit leben konnte, dass wir nie heiraten würden. Wie ich damit zurechtkommen werde, dass sie auch nicht mehr daran glaubt. Wir sind dort angekommen, wo wir hinmussten. Es wird vielleicht nicht mehr so unbeschwert zwischen uns sein wie früher. Aber es muss sein.
    Sie küsst mich auf die Wange.
    »Geh zu Bruce. Bring ihn lebend zurück.«
    Ich verspreche ihr, dass ich das tun werde... und danach werde ich ihr einen Himmelsstürmer-Mix für Gabriel zusammenstellen.
    »Nein«, sagt sie. »Ich hab’s mir anders überlegt. Ich glaube, es gibt da noch einen Weg.«
    Ich hüte mich, sie nach Details zu fragen. Es muss mir reichen, zu wissen, dass ich alles früh genug erfahren werde.
    Sie steht auf und ich stehe auch auf. Als sie sich umdreht, um wieder nach oben zu gehen, frage ich sie: »Hey, warte... wolltest du nicht vorhin nach unten? Hattest du nicht was vor?«
    Sie schaut mich an, als wäre ich geistesgestört.
    »Nein«, sagt sie. »Ich hab gewusst, dass du hier auf mich wartest.«
    Und damit verschwindet sie um die Ecke.

Naomi
    GEHEIME ORTE
    Ich bin nicht betrunken oder bekifft.
    Ich bin vielleicht verrückt.
    Das ist mir egal.
    Ich finde ihn im Wandschrank.
    Ja, Türhüter haben Wandschränke. Und da drin gibt es seltsamerweise keine Ersatztüren oder Ersatztürklinken oder vielleicht sogar Ersatztürhüter (soweit ich das beurteilen kann). Aber das stört mich nicht. Ich brauche keine Tür und keine Türklinke. Ich brauche nur einen ganz bestimmten Türhüter. Das Original.
    Gabriel schaut mich an, als wäre ich eine Erscheinung, als wüsste er bereits, warum ich beschlossen habe, in das einzige Heiligtum eines Portiers vorzudringen, in dem er mal eine rauchen oder den Bewohnern des Gebäudes entkommen oder einfach nur eine neue Glühbirne finden kann.
    Er sitzt auf einer Bank und hat große Kopfhörer auf dem Kopf, die seine großen Ohren trotzdem nicht ganz verdecken können. Als er mich sieht, wirft er einen kurzen Blick auf die Uhr an der Wand, dann dreht er seine Musik leise und nimmt die Kopfhörer ab.
    »Es ist zwei Uhr morgens, Naomi. Was machst du hier?«
    Er kennt die Antwort.
    Ich bleibe unter der Glühbirne stehen, die von der Decke baumelt.
    Endlich sagt Gabriel: »Ich kann dafür gefeuert werden.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, sage ich. »Der Hass der Eigentümerversammlung auf meine Familie garantiert dir, dass sie mich dafür zur Rechenschaft ziehen werden, nicht dich.«
    Er steht auf, kommt einen Schritt auf mich zu.
    »Und mein eigener
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