Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz
Vom Netzwerk:
erleben wieder deren andere Art der Trauer. Einer Toten zu gedenken mit einem Geburtstagsfest, auf dem die Verstorbene präsent ist durch all die lustigen Anekdoten. Eine Gemeinschaft zu bilden, die fest entschlossen ist, Nanas Spirit nicht zu vergessen. Ein Fest des Lebens zu organisieren. Nanas Familie demonstriert einmal mehr, wie vielfältig Trauer sein kann.

    Barbara an Nanas Geburtstag via Facebook (23:18 Uhr):

    Danke euch allen! Ich hatte erst Angst vor diesem Tag, hätte nie gedacht, dass er dann so schön wird, und das ist alles nur wegen euch. Danke, dass ihr Nanas und auch meine und unsere Freunde seid. Dickes Bussi an alle!«

    Axel ergänzt:

    Ja, war für mich auch ein sehr schöner Tag, und ich war sehr froh, dass ihr alle gekommen seid. Wie Bärbel hatte auch ich Angst vor diesem Tag, aber unbegründet. Macht es gut!«

    Kann Trauer heiter sein?
    Dürfen Trauernde lachen? Bisweilen reagieren Außenstehende irritiert, wenn eine Familie, die gerade ihre Tochter verloren hat, nicht das übliche Klischee permanenter Verzweiflung erfüllt. Was nicht heißt, dass es diese Augenblicke für Barbara und Axel nicht gäbe, in denen sie glauben, an ihrem Schmerz zu zerbrechen.

    Barbara via Facebook an Nana, 27.1.2012:

    Ich liebe es, in deine lächelnden Augen zu schauen, und ich vermisse dich so sehr, dass es wehtut!«

    Für Serap Tari von lebensmut e.V. steht außer Frage, dass für Trauer kein stereotypes Muster existiert.

    Es gibt weder ›die Trauer‹ und noch ›die richtige Trauer‹. Da lässt sich nichts in eine Schablone pressen. Es entwickeln sich langsame und schnelle, aber auch von außen völlig unverständliche Prozesse. Ich erinnere mich an die Geschichte eines Mannes, der seine Frau verloren hat. Als er am nächsten Abend in die Oper ging, hat man sich darüber den Mund zerrissen. Dabei war der wahre Grund für Außenstehende nicht sichtbar, denn dort konnte er sich an die intensivsten Augenblicke mit seiner Frau, das gemeinsame Erleben der Musik, erinnern. Und hier konnte er auch endlich weinen. In der Trauer sollte man wirklich jede Bewertung vermeiden.«

    Bild 77
    Axel:
    »Viele Situationen sind klar von Nana besetzt. Etwa Musikhören, das haben wir oft zusammen gemacht. Oder abends noch ein bisschen mit dem Auto herumfahren, das war auch ein Hobby von uns. In Köln auf dem Flughafen am Dutyfree vorbeigehen – denn da habe ich Nana oft ein Parfüm gekauft. Ach, eigentlich fehlt sie mir natürlich in jedem Moment!«
    Barbara empfindet es geradezu als eine Verpflichtung, nicht im Kummer zu versinken. Hatte Nana ihre Mutter doch konkret aufgefordert:

    Mama, wenn es dir richtig schlecht geht, mach das, was wir immer gemacht haben: Unternimm was Schönes, geh einen Kaffee trinken, mach eine Shoppingtour. Und bitte hör nicht auf mit den Fotos!«

    Nicht immer fällt es Barbara leicht. Doch an den Morgen, wenn alles düster und grau wirkt und sie noch nicht einmal aufstehen möchte, hört sie Nanas Stimme förmlich in ihrem Kopf: »Komm, Mama, jetzt stell dich nicht so an!« Und versucht tapfer, Nanas Appell nachzukommen.
    Abschied
    Gestalten. Mitarbeiten. Bewusst erleben. Auch bei der Schließung des Sarges vier Tage nach Nanas Tod bei AETAS steht das im Vordergrund. Zwar liegt dichtes Schneetreiben aus einem fast schwarzen Himmel über der Stadt, doch beim Betreten der Räumlichkeiten verschwindet das bedrückende Grau der Außenwelt. Alle Räume sind in warmen Farben gehalten und dank hoher Glaswände lichtdurchflutet. Durchquert man den kleinen Garten zu den Verabschiedungsräumen, wirkt der gesamte Gebäudekomplex mit seinem modernen Glaskubus und dem abstrakten Steingarten wie ein Meditationszentrum.
    In einem Raum mit hellem Holzparkett ist Nana im schwarzen Lacksarg aufgebahrt. Nebenan, durch eine Schiebewand getrennt, bietet eine Sitzgruppe mit farbigem Sofa und Korbstühlen eine Rückzugsmöglichkeit. Auf einem Sideboard stehen Getränke und ein CD-Spieler, gegenüber im gleichen Raum befindet sich eine Kinderspielecke.
    Der Ort an sich verbreitet Leichtigkeit. Und so ist auch das letzte Ritual an Nanas offenem Sarg durchwirkt von heiteren Momenten.

    Bild 23
    Chris, am 22.4.2012 von Barbara fotografiert beim Workshop mit Sylwia Makris.
    Bild 78
    Seine Braut Nana beim letzten Shooting mit Barbara am 13.12.2011.
    Liebevoll ist Nana gebettet auf ihr eigenes Kissen mit Blütenranken, eingehüllt in eine pinkfarbene Decke. Überall im Sarg verteilt liegen unzählige Briefe, Fotos,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher