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Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz
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jemand begleiten, den wir dafür auswählen dürfen? Wird es ein leidvolles Ende unter großen Schmerzen? Sich mit diesen Fragen im Rahmen einer Krebserkrankung beschäftigen zu müssen, macht Angst. Da denkt mancher: lieber von einem Moment auf den anderen tot umfallen!

    Nana hatte diesbezüglich keine Chance: Sie musste sich ihrer Endlichkeit unter dramatischen Umständen stellen. Ob und wie lange sie überleben würde, konnte ihr im Oktober 2010, als Nana mit der Diagnose »Ewing-Sarkom« konfrontiert wurde, niemand vorhersagen – es war sogar fraglich, ob sie Weihnachten noch leben würde. Die Prognosen waren schon rein statistisch gesehen extrem schlecht. Denn diese Form des Knochenkrebses ist nicht nur extrem aggressiv, sondern auch extrem selten, sodass nur bedingt Erfolg versprechende therapeutische und pharmazeutische Erfahrungen vorliegen.
    Info: Ewing-Sarkom
    Das Ewing-Sarkom ist eine extrem seltene, bösartige Geschwulst, die vom Knochen, manchmal auch vom Weichgewebe ausgeht. Sie trifft vor allem junge Menschen. Schon bei der Diagnose haben sich bei den meisten Patienten Metastasen entwickelt. Daher muss häufig nicht nur das Sarkom operiert, sondern auch mit einer starken Chemotherapie und Bestrahlung behandelt werden. Die Therapie dauert mehrere Monate und ist aufgrund der heftigen Nebenwirkungen sehr strapaziös. Falls eine Heilung eintritt, müssen nach Abschluss der Behandlung über mehrere Jahre regelmäßig Nachuntersuchungen absolviert werden.
    (Fachinformation von Dr. med. Marcus Schlemmer 1 )

    Auch für die Volkskrankheiten Brust- und Prostatakrebs existieren keine Heilungsgarantien. Und so stellt sich der eine oder andere Krebserkrankte – laut Schätzung des Robert-Koch-Instituts in Deutschland pro Minute ein neuer Patient – die bange Frage: »Was wäre, wenn ...?«
    Nanas Mutter Barbara beantwortet sie so:

    Bei allem Schmerz, aller Verzweiflung und Trauer weiß ich dennoch: Wir hätten den Weg nicht besser beschreiten können. Nana hat in den 15 Monaten ihrer Erkrankung alles richtig gemacht. Wir als Familie durften daran teilhaben; nun hilft uns das, jeden Tag, jede Minute durchzustehen, in der sie uns so wahnsinnig fehlt. Ich bin dankbar für die kostbare Zeit, die wir über weite Strecken richtiggehend gestalten konnten. Für den friedlichen Abschied, in dem wir so viel geklärt haben. Ich würde ihn sogar als schön bezeichnen, ebenso wie ihre Beisetzung, selbst wenn das befremdlich klingen mag. Nana hat uns gezeigt, wie wir ihren Weg weitergehen können: indem wir uns jedem Tag mutig stellen und versuchen, das Gute und Lebenswerte in einer noch so ausweglosen Situation zu entdecken. Hilfreich war auch, dass wir einen Großteil unserer Trauerarbeit bereits aktiv mit Nana zusammen praktizieren konnten. Es war hart, es tat weh, es brachte uns an den Rand dessen, was wir aushalten konnten. Aber mit Nanas Entscheidung, zum Sterben nach Hause zu gehen, fiel so viel Last von ihr ab, dass auch wir befreiter waren. Was uns ermöglichte, ihre letzten Tage als so sanft und besonders erleben zu dürfen. Die Frage nach dem besseren Abschied beantworte ich heute klar mit dem des bewussten Sterbens. Nana zeigte uns: Auch ein junger Mensch kann aufrecht abschließen. Wie viel Raum verschaffte ihr dabei ihre klare Selbstbestimmtheit!«

    Memento mori

    Letztendlich gehe es immer darum, sich seinen finalen Ängsten zu stellen, davon ist Barbara überzeugt. Eine Aufgabe, die eines Tages schließlich ausnahmslos vor jedem liegt. Dies vorbereitet und sehenden Auges zu gestalten, berge für den Sterbenden, aber auch für alle, die er zurücklasse, zahlreiche Chancen, so Barbara heute. Abschied und auch Trauer könnten spürbar erleichtert werden. Denn mit einem bewussten Begleiten des Sterbenden und dem gemeinsamen Beschreiten des steinigen Wegs fühlten sich beide Seiten nicht mehr so allein. Barbara weiß, wovon sie spricht. Sie stand ihrer Tochter in all diesen Phasen immer zur Seite.
    Vom Bangen zum Wissen
    Das Klinikum der Universität München in Großhadern liegt wie ein großes Ungetüm inmitten eines beschaulichen Wohngebiets im Münchner Süden. Ein monströser Beton- und Stahlklotz aus den 1970er-Jahren, schon von Weitem deutlich sichtbar. Ein Relikt aus jener Zeit, in der diese Bauweise Moderne versprühte, Fortschritt, unerschütterlichen Glauben an eine feste Zukunft. Heute wirkt der Betonblock wie ein achtlos fallengelassenes Ding aus einer anderen Welt. Medizinstudenten nennen es wegen
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