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Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz
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Praxis als Erstes Kontakt mit Barbara – ihre offene Art ist sofort vertrauensbildend. Sie nimmt sich der Menschen immer herzlich an und behandelt deren große und kleine Sorgen mit der gleichen Ernsthaftigkeit.
    Ihre fundierten Kenntnisse im medizinischen Bereich werden die Basis bilden für Nanas große persönliche Freiheiten, die es ihr später erlauben, trotz schwerer Erkrankung nicht zwangsläufig im Krankenhaus liegen zu müssen. Gleichzeitig hat Barbara ein Fachwissen, mit dem sie die für Laien oft sehr verschlüsselten
medizinischen Informationen klar interpretieren kann. Ein Umstand, der sich etwa bei ihrem Lesen von Nanas Arztbriefen im kommenden Jahr oft hilfreich, aber leider immer wieder auch abgrundtief deprimierend auswirken wird.
    Mit der Diagnose Ewing-Sarkom wird Barbaras Tätigkeit in der Praxis bis nach Nanas Tod ruhen. Sie kann und will nicht arbeiten. Mit all ihren Gedanken, all ihrem Können ist sie jetzt vollkommen bei ihrer Tochter. Dazu sagt Barbara:

    Dass mir dies so problem- und diskussionslos möglich war, liegt an meinem nicht nur vertrauten, sondern freundschaftlichen Verhältnis zu meinem Chef Dr. Christoph Seitz. Als Vater von zwei Kindern stand es für ihn außer Frage, dass ich von nun an jede Minute mit meiner Tochter verbringen würde. Darüber hinaus garantierte er mir, zu jeder Tages- und Nachtzeit für Nana da zu sein.

    Ein Angebot, von dem wir durchaus noch Gebrauch machen würden! Seine Frau, Dr. Silke Seitz, ebenfalls Internistin, befand sich zu dem Zeitpunkt in Elternzeit mit ihrem zweiten Kind. Auch sie versprach uns, als Ansprechpartnerin rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen.«
    Bild 28
    Barbara fotografiert Nana in einem Wald bei München (April 2011): Frisur, Kleidung, Schmuck, Make-up und Nagellack hat Nana akribisch aufeinander abgestimmt.
    Die außergewöhnliche Abdeckung professioneller medizinischer Unterstützung im direkten Umfeld, aber auch Barbaras eigene Fachkenntnisse erweisen sich als außerordentliche Hilfe und ermöglichen Nana in vielen Situationen große Freiheiten. Barbara ist äußert dankbar für diese glücklichen äußeren Umstände:

    Natürlich konnte ich während der gesamten Krankheitszeit einen Großteil der für mich alltäglichen medizinischen und pflegerischen Handgriffe ohne nachzudenken ausführen. Aber ohne die Sicherheit eines ärztlichen Back-ups hätte man uns in Großhadern weitaus weniger oft ziehen lassen. Ein richtiggehender Luxus, in dessen Genuss leider nicht viele Patienten kommen.

    Nana war sich dieses Privilegs immer bewusst – hat sie doch unter der Anonymität des Klinikgroßbetriebs so sehr gelitten! Umso härter kämpfte sie jedes Mal, wenn es ihr Gesundheitszustand zuließ, für ihre Entlassung nach Hause, auf ihr Sofa, vor ihren Fernseher, mit Blick in ihren Garten. Denn schon vor ihrer Krankheit zog es sie kaum allein in die Ferne. Sie plante keine weiten Reisen, wollte nicht im Ausland studieren und setzte sich für keine Europatour mit Rucksack allein in den Zug – sie verbrachte ihre Zeit einfach gerne mit uns in ihrer vertrauten Umgebung. Halb scherzend meinte sie: ›Ich will nicht weg von euch! Ich krieg’ doch schon Heimweh, wenn ich übers Wochenende bei Chris in Landshut bin!‹ Ein andermal:›Mama, ich war doch noch nie so lange weg von daheim. Ich weiß doch gar nicht, wo ich hinmuss!‹ Das sagte meine Nana, als wir Monate später über das Sterben sprachen.«

    Im »SarKUM« der Klinik
    Zweifellos existierte medizinisch gesehen keine Alternative zum »SarKUM«, dem Sarkomzentrum des Klinikums der Universität München. Dass Nana nach den ersten schweren Krankheitsmonaten dennoch eine eigene Begleittherapie in ihrer Tätigkeit als Fotomodell »erfand«, hing massiv mit ihrer Ablehnung des
fachlich so guten, aber menschlich so nüchternen Klinikgroßbetriebs in Großhadern zusammen. Immer wieder wünschte sie sich sehnlich, daraus ausbrechen zu können. Barbara sagt heute dazu:

    Die unpersönliche Ausstrahlung, die einem schon nach Betreten des Gebäudes auf der Rolltreppe überkommt, prägt den Gesamteindruck. Der Blick durch nicht enden wollende Flure, die Aussicht aus den nicht zu öffnenden Fenstern auf eine meterhohe Fassade aus Stahl, die kohlen Betonwände – all das weckt Assoziationen zu einer Industrieanlage oder gar einem Gefängnis.

    Leider fühlte Nana sich auch oft exakt so: eingesperrt in eine Medizinfabrik. Speziell die Krebsstation im zehnten Stock, auf der Nana immer wieder
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