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Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz
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Ausbildung zum Mediziner etwa das Thema »Überbringer von (potenziellen) Todesbotschaften«?
    Ob und wie die Diagnose sensibler hätte vermittelt werden können, spielt in Barbaras Kopf an diesem Tag allerdings keine Rolle:

    Mich quält in diesem Moment nur eine einzige Frage:Wie soll ich das Nana beibringen? Plötzlich bin ich im größten anzunehmenden Alptraum, den sich eine Mutter oder ein Vater vorstellen kann: das eigene Kind so schwer erkrankt dass sogar die Möglichkeit des Todes greifbar naherückt.Am liebsten würde man fliehen, aber einen Notausgang gibt es hier nicht. Dies ist jetzt Nanas Realität weit weg von allem Theoretischen oder Hypothetischen. Eigentlich möchte ich losheulen, aber ich muss stark sein und mich zusammenreißen. Die spärliche Kraft die ich in mir spüre, brauche ich für einen einzigen Menschen: Nana. Irgendjemand muss ihr sagen, wie es um sie steht. Und ich werde ihr keinesfalls etwas vormachen. So atme ich zweimal tief durch und öffne dieTür zu ihrem Zimmer,...«
    Alles anders
    Als Barbara jetzt ihre Tochter im Klinikzimmer ohne Umschweife mit deren Diagnose konfrontieren muss, hat Nana gerade einen Studienplatz für Lehramt in der Tasche – und ein wunderschönes entspanntes Jahr hinter sich.
    Bild 27
    November 2009: Nana blickt unbeschwert in ihre spannende Zukunft nach der Schulzeit.
    Nach dem Abitur hatte sieihre Eltern um eine Auszeit gebeten: Ohne Stress, ohne Druck will Nana die Monate vor ihrem Studium ganz einfach mit Nichtstun genießen. Sie hört Musik, trifft sich mit Freunden, erlebt die Liebe zu ihrem neuen und zugleich ersten Freund Chris. Spielt Gitarre, gerne auch mit ihrem Vater Axel, der sich unten im Keller ein kleines Musikstudio für sein Hobby ausgebaut hat.

    Mit ihrer Mutter Barbara liebt Nana es, kleine Ausflüge zu unternehmen: etwa zum Wandern in die nahegelegenen Berge, zum Bummeln in romantische oberbayerische Städtchen oder zum spontanen Abstecher an den Starnberger See.

    Diese Unternehmungen sind Nana so wichtig, dass sie ihrer Mutter oft das wöchentliche Aufräumen abnimmt, das üblicherweise an Barbaras arbeitsfreiem Tag stattfindet. Unter dem Motto »Biete Hausputz gegen Ausflug« beschert die Tochter ihrer Mutter damit sehr häufig einen wirklich freien Tag im Grünen oder im Café.
    Die Familie besitzt ein Haus in einem idyllischen Wohngebiet in München-Sendling. Hier leben alle unter einem Dach: Nana, ihre Eltern, ihr älterer Bruder Michael. Ihr Freund Chris ist als Neuankömmling vor wenigen Monaten »auf Probe« eingezogen; er wird bis zu Nanas Tod und darüber hinaus bleiben. Im Laufe des Jahres wird Michaels Freundin Sabrina hinzukommen. All diese Menschen werden Nana bis zum Schluss eng begleiten.

    Thank you for the music
    Nanas persönliches Reich ist ein kuscheliges Zimmer unter dem Dach, mit selbst gebautem Hochbett und kleiner Küche. Eingerichtet ganz in ihrem Stil, schön plüschig, in Schwarz, Rot und Pink. An den Wänden hängen ihre beiden Gitarren, das Keyboard steht am Fenster mit Blick in den Garten. Musik spielt nicht nur in Nanas Leben eine zentrale Rolle, sie verbindet auch die ganze Familie, wie Barbara erzählt:

    Bei uns gibt es richtiggehende Familienbands, die wir alle mögen und deren Konzerte wir zusammen besucht haben. Von ›Toto‹ bis ›Alter Bridge‹ – zusammen Musik zu hören oder zu machen, gehört bei uns einfach dazu. Nanas bevorzugte Stilrichtungen lagen bei Rock, Metal und Gothic – und hier ganz besonders bei den Bands ›HIM‹ und ›Nightwish‹. Das hat sich auch in ihrem Outfit widergespiegelt, mit ihren langen schwarzen Haaren, ihren Korsagen, ihrem Schmuck. Nana war zwar nie ›Hardcore-Gothic‹, aber auf ihrem T-Shirt prangte schon mal ein Totenkopf Ein älterer Patient sprach sie einmal mit der Frage an: ›Sind Sie Gotik?‹ an. Darauf Nana lachend: ›Nein, ich bin Nana!‹

    Totenköpfe zieren auch die Wände ihres Zimmers: spätestens seit dem Einzug von Chris, der ihr schon vor der Erkrankung mit Vorliebe Schädel malte und zeichnete.«
    Bild 5
    Nana im April 2009, 17 Monate vor ihrer Krebsdiagnose.
    Barbara arbeitet in diesem folgenschweren Herbst bereits im 25. Jahr in der hausärztlich-internistischen Praxis von Dr. Christoph Seitz in München-Solln. Als medizinische Fachangestellte managt sie Gesamtorganisation und Betriebsführung, aber auch den alltäglichen Umgang mit Patienten: Blutabnehmen, Labortätigkeit und Infusionsgabe. Die Patienten haben nach Betreten der
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